Finance & Freedom Rückkehr des Karenztags: Zwischen Lösung und Kontroverse im Kampf gegen hohe Krankenstände

Rückkehr des Karenztags: Zwischen Lösung und Kontroverse im Kampf gegen hohe Krankenstände

Unterstützung aus Wirtschaft und Politik: Effizienz im Fokus

Trotz der heftigen Kritik findet Bätes Vorschlag auch Unterstützer. Mercedes-Chef Ola Källenius sieht ebenfalls ein Problem im hohen Krankenstand und dessen wirtschaftlichen Folgen, wie er der „Bild“ erklärt. Auch in der Politik gibt es vereinzelt offene Ohren für den Vorschlag. Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) zeigte sich gesprächsbereit und verwies gegenüber „Politico“ auf die zunehmende Belastung der Sozialsysteme. Allerdings gibt es auch innerhalb der Union kritische Stimmen: Der gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge (CDU) betonte laut „Tagesschau.de“, dass sich die wenigsten Menschen aus Spaß krankmelden würden.

Faktencheck: Statistiken und internationale Vergleiche

Bei genauerer Betrachtung der Zahlen ergibt sich ein differenzierteres Bild. Das Statistische Bundesamt verzeichnete für 2023 durchschnittlich 15,1 Krankheitstage pro Arbeitnehmer, während die DAK-Gesundheit sogar von 20 Fehltagen pro Kopf berichtet. Die Techniker Krankenkasse liegt mit 17,7 Tagen dazwischen.

Interessanterweise zeigt sich laut dem Leibniz-Institut für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ein Anstieg der Krankheitstage seit 2021, was jedoch nicht auf eine höhere Bereitschaft zum „Blaumachen“ zurückzuführen sei. Vielmehr spiele eine Änderung in der Erfassung der Daten eine Rolle: Seit 2022 werden Krankmeldungen automatisch an die Krankenkassen weitergeleitet.

Im internationalen Vergleich sieht die OECD keinen erhöhten Krankenstand in Deutschland. Laut deren Statistiken fehlten deutsche Beschäftigte 2023 im Schnitt 6,8 Prozent ihrer Arbeitszeit krankheitsbedingt – ein Wert, der in etwa dem von Frankreich, Belgien und Schweden entspricht.

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