Ablage Bewerbungsgespräch mit Herrn Friedrich Kautz alias Prinz Pi

Bewerbungsgespräch mit Herrn Friedrich Kautz alias Prinz Pi

Stinknormale Interviews kann doch jeder. Höchste Zeit also, die Interviewten zum formellen Vorstellungsgespräch zu bitten. Auftakt unserer neuen Reihe bildet Herr Friedrich Kautz – auch bekannt unter dem Künstlernamen "Prinz Pi".
Herr Kautz – freut uns an dieser Stelle, Sie kennenzulernen. Ihren Bewerbungsunterlagen ist folgendes Zitat zu entnehmen: „Zehn Jahre nach Abitur bin ich wieder der unbeliebte Junge mit der Kackfrisur“. Was war die wichtigste Lektion, die Sie in der Schule gelernt haben?

Dass es manchmal wichtiger ist, eine Unterrichtsstunde zu verpassen, als daran teilzunehmen. Ich war auf einer Schule, so ein Elite-Gymnasium, zumindest hat es sich selbst als solches verstanden. Wir hatten einen Lehrer vom alten Schlag, der wurde zwei Jahre nachdem ich fertig war, suspendiert wegen seinen rechten Ansichten. Und ich habe mich gerade damals in meiner Hochphase des Rebellentums ständig mit ihm angelegt. Für den war ich als links eingestellter Klassenclown ein gefundenes Fressen, andererseits war er mit seinen Siebzigerjahre-Schlaghosen, seiner Viertelglatze und den rechten Sprüchen der erklärte Todfeind. Ich hab dann oftmals gemerkt, dass es nichts bringt diesen Kampf zu führen, weil ich ihn einfach nicht für mich entscheiden konnte. Und es ist manchmal klüger, Konfrontation zu vermeiden oder sie zu vertagen.

Also, eher Rückzug als Angriff?

Ja, eher so „Fly like a butterfly, sting like a bee“, so Mohammed Ali. Ich boxe ja, deshalb ist das meine Einstellung.

Kooperativ haben Sie eine spannende Entwicklung durchlaufen: Von „Royal Bunker“, über „Buckwheats Music“ zu „No Peanuts“ und einer Kooperation mit Universal zu „Keine Liebe Records“. Wie gehen Sie mit Veränderungen um?

Nicki Lauda hat ein Buch geschrieben darüber, wie er sein Business führt und darin sieben goldene Regeln aufgestellt. Und da hat er eine Sache gesagt, die ich ziemlich gut finde: Wenn du verhandelst, dann musst du so verhandeln, dass du dem anderen danach noch in die Augen schauen kannst. Dass keiner das Gefühl hat, er hat sein Gesicht dabei verloren. Und auch, wenn du deinen Partner mal wechselst, solltest du nie verbrannte Erde hinterlassen. Das ist etwas, das habe ich auch immer versucht zu tun: Mich von den Leuten, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe auf eine faire Art und Weise zu trennen. Man sollte sich mit Respekt begegnen und auch wieder trennen. Das ist eine Maxime, die sich – wie ich finde – nicht nur auf Geschäftsbeziehungen anwenden lässt.

Eben haben Sie über Veränderungen gesprochen, die Sie aktiv herbeigeführt haben. Wie gehen Sie mit solchen um, die völlig unerwartet eintreten?

Oftmals wünscht man sich ja schon, man könnte stets agieren und Prozesse so gestalten, wie man es sich wünscht. Aber es gibt eben auch Situationen, in denen man nur reagieren kann. Wenn sich so eine Situation ergibt und man wird gezwungen zu handeln, dann ist es gerade in solche einer dann wichtig, seine Ideale nicht aus Panik über Bord schmeißen. Auch wenn es einem manchmal so erscheint, als ginge es nicht anders.

Welche Ideale wären das in Ihrem Fall?

(Kurze Denkpause.) Es gibt meiner Meinug nach zwei Arten von Musikern: Es gibt die, die sich als Dienstleister verstehen. Sie liefern für eine spezifizierte Zielgruppe ein Produkt und machen das als Rädchen im System eines großen Plattenlabels, wo viele Leute arbeiten, die Miete zahlen müssen, Kinder haben und eine Altersvorsorge. So sehen manche Leute das Musikgeschäft bestimmt. Ich sehe meine Musik als Ausdruck meiner persönlichen Geschichte. Es gibt dahinter keinen Zweck, sondern sie dient dem Selbstzweck. Ich schreibe einfach runter, was mich beschäftigt ohne den Hintergedanken, für was für eine Zielgruppe ich schreibe. Ich wüsste nicht mal, wie meine Zielgruppe spezifiziert ist. Deshalb ist meine Einstellung, dass, das, was man als Werk kreiert nicht fremdsteuern lassen darf. Man sollte es so machen. Für mich ist es ein starkes Ding, wenn es einfach ein Erzeugnis von deiner Person selbst ist und du dich nicht dafür verbogen hast. Ob das dann vielen Leuten gefällt und es erfolgreich ist, ist eigentlich zweitrangig.

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Kommen wir auf Ihre Arbeitsweise zu sprechen: Bei Ihrer aktuellen Arbeit handelt es sich bereits um Ihr 14. Soloalbum. Um die sieben Kollaborationsalben haben Sie zusätzlich schon veröffentlicht. Würden Sie sich eher als Einzelgänger oder als Teamplayer bezeichnen?

Ich arbeite ja schon mit vielen unterschiedlichen Leute zusammen und natürlich begreife ich mich da nicht als Sonnenkönig, um den die Dienstboten herumwirbeln. Sondern als jemand, der mit vielen Leuten an einem gemeinsamen Ziel arbeitet. In dem Fall das Veröffentlichen meiner Musik. Ich bin quasi ein Hybrid. Ich adaptiere meine Strategie an die aktuelle Marktsituation.

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