Ablage Bewerbungsgespräch mit Herrn Friedrich Kautz alias Prinz Pi

Bewerbungsgespräch mit Herrn Friedrich Kautz alias Prinz Pi

In vielen Bereichen sind Sie Ihr eigener Chef.

Oder mein eigener Praktikant. Ich sag mir auch mal: „Mach mal nen Kaffee.“ Oder „Geh das mal kopieren.“ Das kommt durchaus vor.

Wie würden Sie damit umgehen, mit jemandem arbeiten zu müssten, der weniger weiß als Sie?

Das kommt auf unsere kommunikative Ebene an. Wenn jemand sagt: „Hey, ich weiß, dass du da etwas mehr Ahnung hast als ich und ich würde mit deiner Hilfe gern meine Arbeitsweise optimieren.“ Dann ist da eine Basis für eine Zusammenarbeit gegeben, denn die Person ist bereit etwas zu lernen. Wenn wir aber einen unterschiedlichen Wissensstand haben und das keiner ausspricht und derjenige sagt dann: „Du kannst mir gar nichts erzählen. Ich weiß das genauso gut wie du“, dann kann keiner von uns beiden profitieren. Denn auch jemand, der schon erfahrener ist, kann durchaus davon profitieren, mit jemandem zu arbeiten, der weniger Erfahrung hat. Die neue Perspektive kann dazu führen verknöcherte Arbeitsprozesse aufzulockern und neue Herangehensweisen zu entdecken.

Die Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen ist nicht immer leicht. Was irritiert Sie an anderen und wie gehen Sie damit um?

In den Kreisen, in denen ich mich zwangsläufig bewege – das ist jetzt die hippe Medienwelt – und da definieren sich die Leute viel über ihr Äußeres und werden demnach auch danach beurteilt. Und es ist jetzt nicht so, als würde man ihnen Unrecht tun, wenn man das tut, sondern das ist ja eine ganz bewusste Entscheidung, sich sehr extrovertiert zu kleiden, zu schminken oder darzustellen. In dem natürlichen Habitat, in dem ich mich bewege, findet ein Karneval der Eitelkeiten statt. Ich bin davon ermüdet. Und ich freue mich dann, wenn ich mich mit Leuten umgeben kann, die auf sowas keinen Wert legen. Ich hänge zum Beispiel in so einem Boxclub ab. Die Leute da wissen nicht, dass ich Musiker bin. Ich weiß auch nicht, was sie hauptberuflich machen. Man boxt halt zusammen und sieht sich jetzt auch nicht in seinen Straßenklamotten.

Von den Makeln anderer zu Ihren: Welche positive Charaktereigenschaft fehlt Ihnen?

Ich wünschte, ich hätte mehr Stringenz. Es gibt manchmal eine Diskrepanz zwischen dem, was ich möchte und dem was ich in der Praxis umsetze. Und dieses Gefälle bedaure ich meistens.

Nun sind Sie regelmäßig öffentlicher Kritik ausgesetzt. Wie ist es für Sie für Ihre Arbeit kritisiert zu werden?

Man entwickelt als Musiker ein relativ dickes Fell. Und zwar in beide Richtungen: Wenn du dich auf das ungeheure Lob, was dir manchmal entgegenkommt zu sehr konzentrierst, dann würdest du einen Gottkomplex entwickeln oder eingebildet werden, was nicht gut ist. Und wenn du dir die Kritik zu sehr zu Herzen nimmst, dann würdest du wahrscheinlich unheimlich depressiv werden. Beide Meinungen befinden sich ja am jeweils anderen Ende eines Spektrums, die finden nie in Grautönen statt. Die Leute, die eine Meinung haben, die so im Mittelbereich angesiedelt werden könnte, melden sich nicht zu Wort. Man lernt auf jeden Fall stumpfe Kritik, die nicht konstruktiv ist wie „Find ich einfach scheiße“ zu ignorieren. Die lernt man einfach zu unterscheiden von den Äußerungen, die tatsächlich konstruktiv sind. Es hilft allerdings auch mal sich durch die Augen von jemand anderem zu sehen.

Mit ihren letzten beiden Projekten konnten Sie große Erfolge feiern. Was war Ihr größter Misserfolg?

Privat gibt es so einiges, wo ich behaupten würde, dass ich da Mist gebaut hab. Aber geschäftlich? Ich hab natürlich den ein oder anderen Schuss in den Ofen gesetzt. Ich hab mal ein Album gemacht, das heißt „Neopunk“, das war meine erste und einzige Zusammenarbeit mit einem Majorlabel. Da hab ich mir mega viel Mühe gegeben und es hat einfach nicht funktioniert. Wollte keiner haben. Aber generell ist für mich Misserfolg eigentlich nicht an Zahlen gekoppelt. Ob das die PS-Zahl deines Autos ist oder dein Kontostand oder dein Bizepsumfang oder dein IQ – das macht dich einfach unglücklich, wenn du dich mit Zahlen zu krass verknüpfst.

Angenehme, abschließende Worte, Herr Kautz. Vielen Dank für Ihre Zeit. Wir melden uns bei Ihnen.

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