Ablage Warten auf die Welle: Lissabon – die nächste Startup-Schmiede

Warten auf die Welle: Lissabon – die nächste Startup-Schmiede

In Indien ist coden teurer

Wer verstehen will, warum diese Lissabonner Startup-Szene tickt, wie sie tickt, muss ein paar Sachen wissen: Die Portugiesen, alte Seefahrer- und Händlernation, sind kurzlebigen, riskanten Geschäften wenig zugetan. Das Land ist nicht bekannt für Innovationsfreude. Gleichzeitig ist die Ausbildung an den technischen Hochschulen sehr gut. Und die Preise für Lebenshaltung und die Lohnkosten sind legendär niedrig. „Wir bekommen immer wieder Angebote von Outsourcing-Agenturen aus Indien, die auf der Suche nach Programmieraufträgen sind“, sagt João Caxaria von Codacy amüsiert. „Aber wir stellen immer wieder fest: Die sind teurer als wir selbst.“

"Pam knows best": Die App von Ricardo Cartaxo, Diago Simoes und Jaoe Maia Dias (v.l.) vermittelt Surfer-Insiderwissen.
„Pam knows best“: Die App von Ricardo Cartaxo, Diago Simoes und Jaoe Maia Dias (v.l.) vermittelt Surfer-Insiderwissen.

Billig, schön und gut, aber: Wo sind die Verrückten, die Spinner, die Visionäre der Startupszene von Lissabon? Die stehen vor einem Kiosk auf der Avenida de Liberdade. Ricardo Cartaxo und João Maia Dias haben zwei kleine Biere bestellt und ziehen die Schals und die Lederjacken enger. Es ist Abend geworden und kühl. Beide haben wie ihr Mitgründer Diogo Simões Daytime-Jobs, Cartaxo und Simões als IT-Berater, Maia Dias in einer Werbeagentur. Ihr Startup ist bislang ein Feierabendprojekt. Später wollen sie noch mal ran an ihr Konzept und sich um Fördermittel bewerben.

Ihr Plan ist kühn, aber nicht beknackt: Sie arbeiten an einer Art Siri für Surfer. Nur heißt Siri hier Pam. „Du kannst Pam fragen, wo du an welchem Tag mit welchen Board die besten Wellen hast“, sagt Maia Dias. Bislang ist es so: Vor allem Surftouristen – davon gibt es hier reichlich – tingeln jeden Vormittag die Strände ab, halten kurz, checken die Lage und müssen stets mehrere Boards für verschiedene Wellen mitschleppen. Wer diese Suche abkürzt, hat ein Businessmodell. Surfer geben Hunderte Euro für Anfahrt und Ausrüstungen aus. Darum, glauben die „Pam knows best“-Gründer, dürften sie ein paar Euro für ihren sprechenden Surf-Algorithmus übrig haben, der ihnen den Weg zum idealen Strand weist.

Anders als die großen Startups Lissabons haben die Jungs von „Pam knows best“ weder einen klugen Algorithmus noch ein langweilig solides Konzept vorzuweisen– und stehen gerade damit für den Status der Stadt zurzeit. Die Basis ist da, alle haben Bock. Fehlt nur noch die ganz, ganz große Welle.

 

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