Ablage Bewerbungsgespräch mit Charlotte Mellahn alias Visa Vie

Bewerbungsgespräch mit Charlotte Mellahn alias Visa Vie

Sie sind mit die Frau im deutschen Hip-Hop-Geschäft. Sie haben viele die Ihnen zuhören, viele mit denen Sie sich rumschlagen müssen, vor allem online: Wie gehen Sie mit Kritik um?

Eigentlich kann ich ganz gut mit Kritik umgehen. Aber du musst konstruktiv sein. Und dieses Internet ist halt einfach nicht so konstruktiv. Es gibt auf jeden Fall Dinge, die mich sehr, sehr belasten. Ich stehe da auch voll dazu. Was ich für mich gelernt habe, ist, dass ich mich auf mich selbst konzentriere: Kann ich in den Spiegel gucken und guten Gewissens behaupten, dass ich ein guter Mensch bin und dass ich niemandem etwas Böses will? Wenn man das kann, dann werden diese  negativen Kommentare immer weniger wert.

Wovor haben Sie am meisten Angst?

Ich habe Angst davor, dass Menschen Unwahrheiten über mich verbreiten. In dieser Szene, ist es leider sehr beliebt, sich auf jemanden einzuschießen und Menschen öffentlich zu diffamieren, bis die ganze Fan-Schar auch noch mit macht – und man kann einfach nichts dagegen tun.

Welche Vorbilder hatten Sie in Ihrer Kindheit?

Als Kind wusste ich auf jeden Fall noch nicht, dass ich Moderatorin werden möchte. Es waren eher diese klassischen Kleinemädchen-Vorbilder: Spice Girls, TikTakTo, relativ oberflächlich.

Und heute?

Es gibt Frauen, die ich einfach von ihrer Ausstrahlung und dem was sie repräsentieren mag. Zum Beispiel Lena Dunham, die ist glaube ich jünger als ich und hat sich diese Serie „Girls“ ausgedacht und produziert. Ich mag das, was sie verkörpert: Ich bin nicht die perfekte Frau, mein Körper ist so wie er ist und ich mache völlig wahnsinnige Sache. Sie schert sich nicht darum, ob sie in irgendein Konzept passt. Ich würde gerne noch mehr davon abhaben. Ich mag Frauen sehr, die – um das jetzt mal ganz plump zu sagen – einfach einen Fick darauf geben, was andere Menschen und Rollenbilder von ihnen erwarten.

Sie stehen viel im Blickfeld der Öffentlichkeit und Ihrer Fans. Sehen Sie sich in diesem Sinne selbst als Vorbild?

Ja. Und dessen bin ich mir auch bewusst. Es gibt oft genug Mädels, die ich treffe oder die unter Bilder schreiben, dass ich ein Vorbild für sie bin. Und ich versuche auf jeden Fall, durch Dinge die ich schreibe oder mache, dem gerecht zu werden. Es gibt Punkte, da werde ich meiner Vorbildrolle nicht gerecht, wenn ich zum Beispiel in meiner Sendung einen Schnaps trinke. Und ich habe dabei auch immer ein schlechtes Gewissen und hoffe die Zuschauer können das differenzieren. Am aller wichtigsten: Ich verlasse mich als Frau nicht auf mein Äußeres, sondern ich verlasse mich darauf, was in mir ist.

Weiter zum Thema Vorbild. Sie haben neulich ein Video mit Ihrer Nichte veröffentlicht zum Thema Flüchtlinge. Das wurde viel geliked und geteilt. Gab es einen Anlass für dieses doch recht politisches Video?

Also ich finde es schön, dass es nicht direkt politisch ist. Es ist ja eigentlich wirklich eine komplett vorurteilsfreie, naive, kindliche Sicht auf die Dinge. Das Thema Flüchtlinge entstand auch eher spontan. Ich habe mir die ganze Nacht Gedanken gemacht, ob ich das Video veröffentlichen soll. Es gibt halt einfach zu viele Menschen, die vor lauter Angst und Indoktrination durch unaufgeklärte Menschen, durch Politik, völlig vergessen haben, worum es geht. Das ist ja auch der wichtigste Satz am Ende des Videos: Die Liebe, das Mitgefühl und die Menschlichkeit.

Neben Mitgefühl und deinem Motto„seid lieb“. Was würden Sie Menschen gerne noch weiter mitgeben?

Aber „seid lieb“ bringt es doch einfach auf den Punkt. Das ersetzt für mich alle Regeln und Vorschriften, weil wenn man wirklich einfach lieb ist – auch im ursprünglichsten kindlichsten Ansatz – dann ist „lieb sein“ irgendwie die Lösung für alles.

Wenn Sie ein Superheld sein könnten, welche Superkraft würden Sie wählen?

Das klingt jetzt so mega pathetisch und kitschig, aber ich wäre nicht so der Action-Superheld. Ich wäre  eine Art Glücksbärchen-Superheld. Auf meinem Anzug steht drauf „Seid Lieb!“. Es wäre mega gut, wenn ich Menschen auf den Kopf fassen könnte, um ihnen positive Gedanken einzupflanzen.

Haben Sie Lebensträume?

Ich schreibe gerade ein Buch und möchte, dass das irgendwann veröffentlicht wird und ein Besteller wird.

Verraten Sie worum es geht?

Nur im Ansatz. Es ist ein fiktiver Episodenroman. Aus der Sicht eines Ich-Erzählers, der nicht weiter von mir weg sein könnte. Damit verrate ich ja eigentlich schon recht viel.

Letzte Frage: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich glaube in zehn Jahren habe ich ein Haus am Meer. Ich weiß nicht wo. Auf jeden Fall am Meer. Ich bin verheiratet. Habe zwei Kinder. Vielleicht sogar einen Hund, obwohl ich Angst vor Hunden habe. Und ich bin Schriftstellerin. Ich sitze am Strand, schreibe und Abends gibt es frisch gegrillten Fisch und man muss sich einfach keine Sorgen machen. Ja. Genau so muss es sein.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Mellahn!

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