Kampagne gegen Sexismus nutzt Models als Projektionsfläche
Das Wertvolle in einer freien Gesellschaft ist die Möglichkeit, über so schreckliche Dinge wie Sexismus und sexuelle Gewalt offen sprechen zu können. Gleichwohl traurig ist es, dass darüber auch im 21. Jahrhundert immer noch gesprochen werden muss. Das passiert in verschiedenen Ländern mal mehr und mal weniger.
In Brasilien etwa ist diesbezüglich offenbar Victim Blaming tief in der Gesellschaft verwurzelt: Nach einer Studie des „Institute for Applied Economic Research“ aus dem Jahr 2014 seien knapp 60 Prozent der Befragten der Meinung, dass Übergriffe auf Frauen in Zusammenhang mit deren Kleidung stehen, 65 Prozent waren der Meinung, es würde weniger Vergewaltigungen geben, wenn sich Frauen besser benähmen.
Irritation durch das sprechende Objekt
Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat die Zeitung „O Estado de São Paulo“ eine Kampagne initiiert und die Agentur FCB Brasil entwickelte „Invisible Sexism“: Während der Sao Paolo Fashion Week wurden Models Botschaften gegen Sexismus auf die Haut gesprüht, die jedoch nur im Blitzlicht zu sehen waren. Zunächst also war kein Unterschied zu herkömmlichen Modenschauen zu sehen. Erst beim Betrachten der Fotos waren Dinge zu lesen wie „Haut zeigen ist nicht reizen“, „Ich ziehe an, was ich will“ oder „Mein Rock ist keine Erlaubnis“.
Neben der direkten Message wirkte die Aktion aber auch auf einer weiteren Ebene: Die Kritik zielte auf die Objektifizierung des Frauenkörpers ab und nutzte genau diesen als Projektionsfläche für die Botschaft. Die Körper wurden also – gerade im Umfeld des Laufstegs – zu sprechenden, handelnden und verlangenden Objekten. Das muss und soll notwendigerweise irritieren.