Female Entrepreneurship Linda Zervakis: „Man muss mit einer Familie ein kleines Unternehmen führen“

Linda Zervakis: „Man muss mit einer Familie ein kleines Unternehmen führen“

Die Zahl der Gründerinnen und Unternehmerinnen steigt – trotzdem machen sie bisher nur einen kleinen Teil in der deutschen Startup- und Wirtschaftsszene aus. Wir stellen gemeinsam mit Grace – Accelerate Female Entrepreneurship Frauen vor, die ihre Ideen verwirklicht haben.

Die meisten kennen Linda Zervakis als Nachrichtensprecherin der Tagesschau. Sie ist zweifache Mutter, hat bereits ein Buch geschrieben und moderiert 2018 mit Elton den ESC Vorentscheid. Sie hat schon immer gearbeitet und es neben 15-Stunden-Tagen trotzdem geschafft, ihre Mutter zu unterstützen. Mit ihr sprachen wir darüber, wie man erfolgreich ist, ohne dass Familiensinn und Freude am Job außen vor bleiben und weshalb die richtige Einstellung wichtiger ist als der richtige Zeitpunkt.

War es schon immer dein Ziel, Nachrichtensprecherin zu werden?

Nicht wirklich. Ich hatte als Kind schon diese Faszination für das Fernsehen. Das war etwas, wo ich immer hin wollte. Aber als ich gerade angefangen habe, waren MTV und VIVA total angesagt, die Nachrichten waren da nicht wirklich auf meinem Radar. Ich hatte zwischendurch überlegt, Schauspielerin zu werden und habe dann aber gemerkt, das ist nichts für mich. Zu der Zeit hatte ich noch den Kiosk meiner Mutter und wusste: ich kann gar nicht in eine andere Stadt. Das hat mich gehemmt. Ich hatte immer Visionen aber irgendwie war ich immer auch eingeschränkt.

Was hat dir auf dem Weg zum Erfolg geholfen?

Fleiß und Dranbleiben. Es gab oft Momente, in denen ich dachte ‘das klappt nicht mehr’ – letztendlich bin ich ein Spätzünder. Ich habe zwischendurch ganz oft Momente gehabt, in denen ich dachte, das wird ein Traum bleiben. Der Befreiungsschlag war, als meine Mutter in Rente gegangen ist und ich nicht mehr an unseren Kiosk gebunden war. Da habe ich gesagt: jetzt kommt meine Zeit. Da war ich schon Ende zwanzig, Anfang dreißig. Ich habe dann irgendwann gemerkt: Wenn man etwas wirklich möchte, muss man für dieses Ziel auch arbeiten. Man kann nicht nur 65% geben und sagen ‘naja, so eine Work-Life-Balance ist auch nicht schlecht’ – das geht vielleicht später.

Du hast selbst zwei Kinder. Wie hat das Mutter-Sein deine Karriere beeinflusst?

Das war eher förderlich. Man muss mit einer Familie ein kleines Unternehmen führen. Früher konnte ich meine Tage so gestalten, wie ich wollte. Wenn die Kinder jetzt krank sind, dann muss ich mich am Riemen reißen. Umso mehr freue ich mich dann auch, wenn ich meine Mutterrolle verlassen und meinen Job machen kann. Dadurch kann ich meine Kräfte viel besser einteilen. Und ich habe einen ganz tollen Mann, der gleichberechtigt Papa ist und der auch Elternzeit genommen hat.

Du bist eine der bekanntesten deutschen Moderatoren überhaupt. Wie hast du deine Marke aufgebaut?

Ich bin von der alten Schule. Wenn ich irgendwo war und einen guten Job gemacht habe, wurde ich weiterempfohlen. Jetzt kommt auch wieder die Familie ins Spiel: ich habe nicht immer die Zeit, auf Social Media aktiv zu sein und Follower zu sammeln. Wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin, möchte ich nicht ständig irgendwas posten. Ich kann aber verstehen, dass das gerade komplett durch die Decke geht – ich bin nur leider wahnsinnig schlecht darin.

Verändert sich durch den digitalen Wandel die Art und Weise, auf die Journalismus betrieben wird?

Gerade weil die Digitalisierung so vielfältig ist, wird das Spektrum immer breit bleiben und für jeden etwas anbieten. Und: Digitalisierung macht Nachrichten menschlicher. Die Tagesschau war früher einfach 15 Minuten Informationssendung um 20 Uhr. Heute kommen wir nicht drum herum, uns online aufzustellen. Das Schöne daran ist, dass wir dadurch greifbarer werden. In dem Moment, in dem wir etwas persönliches preisgeben, haben Zuschauer nicht mehr das Gefühl, dass man eine Art Ansagefrau oder -mann ist, sondern man weiß ein bisschen was über die Person, die man jeden Tag in seinem Wohnzimmer sieht.

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Hier geht’s zum Auftakt unserer Gesprächsreihe: Das Grace-Gespräch mit Ema Paulin, Gründerin des Vertical Farming Restaurants Good Bank.

 

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