Ablage Design aus dem Knast: Wie ein dänisches Modelabel Insassinnen helfen will

Design aus dem Knast: Wie ein dänisches Modelabel Insassinnen helfen will

Einfach gefragt

Insgesamt aber ist die Resonanz, die Carcel erhält, extrem positiv. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Gefängnissen und Behörden läuft erstaunlich gut. Sowohl in Peru als auch in Thailand gilt das Unternehmen als Vorzeigeprojekt und genießt viel Unterstützung der jeweiligen Regierungen. D’Souza sagt: „Ich hatte das Gefühl, das Einzige, was ich in beiden Ländern tun musste, war zu fragen.“ Inzwischen bekommen sie sogar Post von inhaftierten Frauen aus aller Welt, die auch für das Label arbeiten wollen. „Etwas, das mich wirklich verblüfft hat, ist, wie gut die Frauen in ihrem Handwerk sind und wie viel ihnen das bedeutet, wie stolz sie auf das sind, was sie da tun“, sagt D’Souza.

Neben dem sozialen Anspruch ist es den beiden Gründerinnen wichtig, nicht im verschwenderischen Zyklus der Modeindustrie mitzumischen. Darum produziert Carcel entweder Kollektionen mit limitierten Stückzahlen oder via Pre-Order. Es gibt keine Sale-­Aktionen, keine Saisonware, kein Aufspringen auf Trends, die im nächsten Sommer eh keiner mehr sehen mag. Alle Teile sind schlicht, zeitlos, langfristig tragbar.

Dennoch mussten D’Souza und van Hauen in den vergangenen drei Jahren unheimlich viel dazulernen. „Es war ein großer Lernprozess, einerseits das Gefängnissystem und unsere Produktionsstätten kennenzulernen und gleichzeitig auf der Business-Seite die Qualität und das enge Zeitfenster im Blick zu behalten“, sagt D’Souza. „Aber das wird.“ Künftig soll das Label weiterwachsen, es sollen zusätzliche Standorte hinzukommen, andere Materialien verarbeitet werden. Vorerst aber bleibt der Fokus auf den bestehenden Produktionen. Denn: „Gerade dreht sich bei uns viel um Fehlerbehebung und Optimierung – von den Produktionsmethoden über das Recruiting bis hin zu den Verträgen und Bonuszahlungen“, sagt D’Souza. „Wir müssen uns all das anschauen und anpassen, und erst dann können wir skalieren.“

D’Souza hofft, dass sie mit Carcel ein Modell geschaffen hat, das viele andere Unternehmen in Zukunft inspiriert. Obwohl sie mit dem Label noch lange nicht da ist, wo sie einmal hinwill, ist D’Souza hörbar stolz darauf, nach Ruby Cup wieder einen Weg gefunden zu haben, ein soziales, verantwortungsvolles Business aufzubauen. Ein Business, mit dem auch die 18-jährige Rockerin von damals ihren Frieden schließen kann.


Der Artikel stammt aus unserer aktuellen Ausgabe. Titelstory: Wie das Fleischersatz-Startup Beyond Meat vom Weltverbesserereinfall zur milliardenschweren Company wurde – womit Gründer Ethan Brown gar nicht gerechnet hatte. Außerdem starten wir zum ersten Mal unser Reputationsranking „Top Companies für digitale Talente“, welches Orientierung geben und anhand von Case-Studies zeigen soll, wie die Digitalisierung der Arbeitswelt in ausgewählten Unternehmen vom Startup bis zum Konzern angegangen wird. Für mehr Infos hier entlang.

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