Green & Sustainability Ökologisch sein reicht nicht: Was macht Unternehmen wirklich nachhaltig?

Ökologisch sein reicht nicht: Was macht Unternehmen wirklich nachhaltig?

Buzzword Nachhaltigkeit. Ein Riesentrend und ein Muss zugleich. Für Alt und Jung, mehr noch für Jung. Doch was heißt das eigentlich? Was bedeutet Nachhaltigkeit? Laut Google Suche tauchte das Modewort Ende April rund 33 Mio. Mal auf. Tendenz steigend. Aktuell ist gefühlt alles nachhaltig – oder wird zumindest so angepriesen. Nachhaltigkeit verwässert und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit. Das liegt nicht nur am inflationären Gebrauch, sondern auch an der Ungreifbarkeit des Begriffs. Denn kaum einer weiß, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet und wie sie definiert ist.

Die heute am weitesten anerkannte Definition von Nachhaltigkeit sagt: „Nachhaltigkeit gewährleistet, dass zukünftige Generationen nicht schlechter gestellt sind ihre Bedürfnisse auf dieser Erde zu befriedigen als die gegenwärtig lebende Generation“. Der Duden schreibt: „Nachhaltig ist, was eine längere Zeit andauernde Wirkung mit sich bringt“. Klingt alles gut. Ist alles immer noch wenig greifbar.

Wie wird Nachhaltigkeit umgesetzt?

In der Geschichte taucht das Wort Nachhaltigkeit erstmals 1713 in der Forstwirtschaft auf. „Bäume, die abgeholzt werden, müssen nachgepflanzt werden, um die Ressourcenbasis, und damit auch die wirtschaftliche Basis, nicht zu erschöpfen,“ schreibt Carlowitz 1713. Ressourcenerhalt und damit verbundener ökonomischer Erfolg standen damals klar im Vordergrund. In unserer heutigen Gesellschaft wird Nachhaltigkeit oft mit Umweltschutz gleichgesetzt. Grundsätzlich ist es richtig und wichtig, die Sicherung des ökologischen Kapitals als Basis von Nachhaltigkeit zu verstehen. Denn ohne einen bestimmten qualitativen und quantitativen Zustand der Natur und Ökosysteme ist der Mensch nicht überlebensfähig. Heißt konkret für alle, die ökologisch-nachhaltig agieren wollen: Ressourcen verantwortlich in Maßen nutzen, Müll vermeiden und möglichst wenig CO2 verpulvern.

Ein Praxisbeispiel aus der Bekleidungsbranche: T-Shirts, die zu 100 Prozent aus Biobaumwolle hergestellt werden, sind noch lange nicht nachhaltig im ganzheitlichen Sinn. Aber: Es ist ein Anfang. Wenn das besagte Biobaumwollshirt-Unternehmen zusätzlich schon beim Designprozess auf Langlebigkeit setzt, Ressourcen entlang der Wertschöpfungskette einspart, auf giftige Farbstoffe verzichtet, Einwegverpackungen sowie Müll vermeidet und den CO2 Ausstoß runterschraubt ist es auf einem guten Weg in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit.

Ressourcen sparen ist nicht alles

Insgesamt gibt es drei Faktoren, die erfüllt sein sollten, wenn ein Unternehmen sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt. Zusammen ergeben diese den Dreiklang von Nachhaltigkeit. Namentlich: Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Ein weiterer Faktor nach der ökologischen Nachhaltigkeit ist also die soziale Nachhaltigkeit, welche sich vor allem auf das Wohlergehen von Mensch und Gesellschaft bezieht. Am Arbeitsplatz heißt das konkret: verstehen, was meine Mitarbeiter benötigen, um sich wohlzufühlen und weiterzuentwickeln. Ein Umfeld schaffen, in dem Stärken, Kompetenzen, Wissen und Innovation aufgebaut werden können. Für die Arbeiter in Bangladesch und China, die an der Produktion des Biobaumwollshirts beteiligt sind, heißt das konkret: geregelte Arbeitszeiten und Pausen, ein sicherer Arbeitsplatz, Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen.

Und was war das noch mit der Wirtschaft? Die Ökonomie wird bei der aktuellen Diskussion um das Thema Nachhaltigkeit oft außen vorgelassen, dabei war sie schon bei Carlowitz enorm wichtig. Ökonomische Nachhaltigkeit ist für Unternehmen essentiell, um dauerhaft bestehen zu können. Auch nachhaltige Unternehmen müssen ökonomisch agieren, um dem Anspruch die Gesellschaft langfristig mitgestalten zu wollen gerecht zu werden. Logisch.

Wann sind Unternehmen nachhaltig?

Einfach ist das keinesfalls. Nachhaltigkeit ist komplex und für viele etablierte Unternehmen, deren Geschäftsmodell ursprünglich ein ganz anderes war, eine große Herausforderung. Stellt sich die Frage: Ist billig und jede Woche neu denn noch zeitgemäß? Nachhaltig ist es nicht. Zusammenfassend können wir sagen: Wenn ich von einem wahrhaft nachhaltigen Unternehmen spreche, so muss dieses immer alle drei Säulen von Nachhaltigkeit mit einbeziehen, nämlich die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Extrempositionen zugunsten rein wirtschaftlicher, oder aber auch rein ökologischer Vorteile, verkennen den mehrdimensionalen Charakter von Nachhaltigkeit.

Alle Geschäftsprozesse sowie die Wertschöpfungskette müssen akribisch auf die drei Faktoren überprüft und so transparent wie möglich dargelegt werden. Wo gibt es Verbesserungspotential? An welchen Stellschrauben kann noch gedreht werden? Letztlich gibt es wirkliche Nachhaltigkeit eben nur dann, wenn alle Dimensionen in größtmögliche Balance gebracht werden und es aus jeder Sicht erkennbar ist, dass ein Unternehmen alles in seiner Macht stehende getan hat, um den nachhaltigsten Weg in die Zukunft zu beschreiten.

Dass dieser Weg auch für das Unternehmen langfristig nur Vorteile hat, bezeugte Frederico Pagnetti, COO des Premium Denim-Labels Citizens of Humanity, kürzlich in einem Interview in der Textilwirtschaft: „Die Anschaffungskosten waren zwar deutlich höher. Aber dafür ist die Produktion auch schneller, effizienter und spart zudem Material, Chemikalien, Wasser und Energie ein. Somit wird die Produktion selbst günstiger, wodurch sich die Kosten letztlich ausbalancieren. Eine nachhaltige Produktion ist also nicht teurer.“

Letztlich können wir auf dem nachhaltigen Weg alle nur gewinnen. In diesem Sinne: Lets start.

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