Tech & Trends Watchlist 2021: Diese Media- und Entertainment-Leute solltet ihr auf dem Schirm haben

Watchlist 2021: Diese Media- und Entertainment-Leute solltet ihr auf dem Schirm haben

Die interessantesten Köpfe der Medienbranche eint unternehmerische Vielfalt: mit KI-Tools, neuen Entertainmentformaten oder der Social App der Generation Z ab in die Welt.

Platz 1: Maximilian Rellin, Tellonym

Wie es Maximilian Rellin wohl gerade geht? Wen diese Frage umtreibt, kann sie ihm jederzeit stellen. Am liebsten wäre es ihm wahrscheinlich, wenn man das über seine Social Plattform Tellonym tut. Denn dort lässt sich an jeden Nutzer anonym jede denkbare Frage richten. Wird sie beantwortet, ist die Antwort für alle sichtbar. Das klingt erst mal banal. Und selbst Rellin selber sagt, dass der Großteil der Fragen nicht – trotz gewahrter Anonymität – über „Wie läuft’s?“ hinausgeht. Doch wie das so ist, wenn eine Social App beständig in den Top Ten der App-Stores trendet und vor allem bei 13- bis 21-Jährigen beliebt ist: Das Ganze nimmt irre Fahrt auf, und irgendwann kommt keiner mehr dran vorbei. „In Deutschland und Italien sind schon 20 Prozent der Bevölkerung zwischen 13 und 21 Jahren registrierte Nutzer“, sagt Rellin.

2021 könnte das Jahr sein, in dem der Berliner Gründer mit seinem Team diesen Sprung in die große Massenwahrnehmung schafft. Er sagt, dass die Plattform mit den Nutzern wächst und spannend für ältere Demografien wird. Es ist das Tiktok-Prinzip: Sind bislang Schüler ab 13 Jahren in urbanen Zentren die Kernnutzerschaft, stoßen nun weitere hinzu: Studenten. Junge Berufstätige. Und natürlich Marken, die mal nachhören wollen, was die User so über alles Mögliche denken.

Weit über fünf Millionen Nutzer

Rellin sieht dem entspannt, aber neugierig entgegen. Er hat es geschafft, binnen vier Jahren weit über fünf Millionen Nutzer auf Tellonym zu holen. Im Winter 2016 hat er die Idee mit drei Mitgründern in Göttingen erdacht. Rellin war aus seiner Heimat Berlin eigens in die ehrwürdige niedersächsische Studentenstadt gezogen, „um mal was anderes zu sehen“. Aber relativ fix schmiss er sein Studium der Wirtschaftsinformatik und sah sich in Berlin nach einem Büro um. Kurz darauf wurde Callosum Software gegründet, das Unternehmen hinter Tellonym.

Trotz all dem großen Erfolg beim Wachstum und der Interaktion der Nutzerschaft: kein Wunder, dass noch nicht jeder Tellonym so richtig auf dem Schirm hat. Es ist vielleicht die Natur der Plattform. Das Sich-interessieren-und-scheu-hinter-dem-Schleier-der-Anonymität-Fragen-stellen-und-Feedback-Geben zieht vielleicht die etwas leiseren Menschen an. Die Introvertierten, deren Gruppe – wenn man einen Blick auf die Selbstwahrnehmung und -beschreibung der Generation Z wirft – allerdings riesig sein dürfte. Klar, so ein Tanzvideo mit Lip-Sync schafft erst mal mehr Aufmerksamkeit. Wenn wir wegen des Lockdowns nicht mehr am Eiffelturm twerken, stellen wir dann von der Couch aus einander Fragen?

Link zu anderen Plattformen

Anderes, wichtiges Thema: Tellonym wird immer wieder mit Mobbing in Verbindung gebracht. Wenn die Plattform weiter in die Mitte der Gesellschaft dringen will, muss eine Lösung dafür her.

Sollte also die Interaktion in Zeiten wenig anderer Reize zunehmen, kann Rellin sich freuen. Sein Erlösmodell fußt einerseits auf klassischer Werbung, die angezeigt wird. Andererseits kann man Unternehmen ein ganz direktes Feed­back­produkt anbieten, das direkte Forschung zulässt. Der Clou: Tellonym-Fragen können auf anderen Websites wie Twitter oder Facebook eingebettet werden. Die Ursprungsplattform wird nicht verlassen, um eine Frage zu beantworten.
Und drittens hat Tellonym eine absolute Goldgrube am Start: Jugendliche, die den lieben langen Tag Fragen über sich selber beantworten. Also: Wie geht es wohl Maximilian Rellin?

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Juliane Wieler – Al Forno Media
Wieler hat das erste Jahr als Geschäftsführerin ihres Medienunternehmens hinter sich. Fazit: Sie sagt, sie sei auf ökonomische Art erwachsen geworden. Und: „Ich habe mir immer Bereiche ausgesucht, die männlich geprägt sind. Jurastudium, Deutschrap oder Medienlandschaft. Dort Unruhe zu stiften macht mir großen Spaß.“ Nächstes Jahr soll „ein ‚Tatort‘ für die Ohren“ folgen.