Tech & Trends Watchlist 2021: Zehn Gründer*innen, die die Food- and Lifestyle-Branche aufmischen werden

Watchlist 2021: Zehn Gründer*innen, die die Food- and Lifestyle-Branche aufmischen werden

Jedes Jahr sammeln wir in unserer Watchlist die 100 Gründer*innen, Macher*innen und Kreative von denen wir glauben, dass man sie auf dem Schirm haben sollte. Das sind die zehn Leute, die das Jahr 2021 in der Branche Food und Lifestyle zu ihrer Party machen wollen.

Platz 1: Malte Steiert, Pay Now Eat Later

Malte Steierts Business (Foodguide) dreht sich um Gastro. Außerdem macht er Events (­Taste­ Tours). Und ein Teil seiner Tätigkeiten besteht im Agenturgeschäft (Geheimtipp Hamburg) und ist damit abhängig von Marketingbudgets. Eigentlich müsste Steiert Ende 2020 frustriert in seinem Hamburger Homeoffice zwischen Pivot und Hinschmeißen sitzen. Stattdessen hat Steiert neue Projekte gestartet. In Gastro. Und Events.

Natürlich war Corona nicht ganz ohne für ihn. Der erste Lockdown im März war ein Riesenschockmoment, sagt der 27-Jährige. Alles Aufgebaute wackelte bedrohlich. Das war ein Firmenkonglomerat, das ursprünglich aus einem Instagram-Account über nette Kneipen in Hamburg entstanden war. Heute gehören zu Steierts Foodguide-App 90 Instagram-Städte-Accounts mit mehr als 1,5 Millionen Follower*innen, auf denen Restaurant- und Foodtipps geteilt werden.

2018 startete er die ­Taste Tours, kulinarische Safaris durch verschiedene Städte. Dafür verbandelte er sich mit einer Hamburger Mediaagentur. „Wir sehen uns als Aggregator und Enabler von neuen Projekten und Ideen im Foodbereich“, sagt er. Zu schaffen machte ihm aber, dass alle ausstehenden Beträge nicht gezahlt wurden. Gastronom*innen hatten schlicht keine Kohle, für bereits gelaufene Kooperationen zu bezahlen. „Wir konnten also weder Forderungen aufbauen noch abbauen“, sagt Steiert. Er musste für sein kleines Team Kurzarbeit anmelden. Und die teuer geleasten Busse für die Taste Tours loswerden. Danach wurde es sehr still.

Gutscheine für geschlossene Restaurants

Steiert hat mit seinem Team in ein paar Tagen die Idee von Pay Now Eat Later ausgeklügelt und entwickelt: Kund*innen kaufen auf einer Plattform Gutscheine für aktuell geschlossene Restaurants. Damit die flüssig bleiben. Und wenn der ganze Mist vorbei ist, lösen die Kunden sie ein.
Innerhalb der ersten zwei Wochen wurden Gutscheine für 500 000 Euro über die Plattform verkauft, inzwischen ist der Stand bei 1,2 Millionen. 1,2 Mio. Euro, die direkt an die Gastronomen gingen. Aber wo bleibt dabei Steiert?

Ja, das ist der Haken, an dem 2021 geschraubt werden soll, sagt der zuversichtliche Unternehmer. „Wir konnten nicht mitten in der Krise sagen: Hey, sorry, Gastronom*in, unsere Hilfe kostet jetzt plötzlich was“, sagt er. Ihn jedenfalls hat diese Hilfe gekostet: „Der Steuerberater schreibt ständig Riesenrechnungen, weil er diese Kleckerbeträge, Gutschein über 15 Euro hier, 20 da, abrechnen muss.

Jochen Schweizer fürs Essen

Pay Now Eat Later ist mehr oder weniger ein Finanzgeschäft. Das hatten wir anfangs nicht bedacht.“ Erst als die Lage sich den Sommer über entspannte, rechnete Steiert alles durch und schrieb einen Businessplan. Ergebnis: Er will so etwas wie Jochen Schweizer fürs Essen werden. Provision zahlt, wer hier auf der Plattform gebucht wird.

Aber dann kam der nächste Lockdown. Und Steiert wollte den Gastronomen wieder nichts abknöpfen. Die zweite Welle hat ihm andere, unerwartete Kund*innen gebracht. Firmen, deren Weihnachtsfeiern ausfallen, die ihren Mitarbeiter*innen dennoch etwas schenken wollen. Gutscheine für Weihnachtsessen. So etwas buchen sie dann über Steierts Pay Now Eat Later. Dafür bekommt er dann zumindest eine Handling-Fee. Und zweitens werden sie das mit der Provision schon auch noch machen, sobald es eben wieder besser läuft für die Gastro. „Das Beste, was ich 2020 gelernt habe“, sagt er zufrieden: „Wir können auch Krise.“

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Christian Fenner – Nu Company
2021 gibt’s Krawall und Remmidemmi: „Wir wollen die Debatte über Zuckerkonsum, Einwegplastik und unzureichende CO₂-Maßnahmen anheizen“, sagt Co-Gründer Christian Fenner – weil sie können: Die Schoko- und Nussriegel der Leipziger sind kompostierbar verpackt und haben kaum Zucker. Die Nu Company will bis 2030 eine Milliarde Bäume pflanzen: für jedes verkaufte Produkt einen.