Tech & Trends Watchlist 2021: Zehn Gründer*innen, die Business grün denken wollen

Watchlist 2021: Zehn Gründer*innen, die Business grün denken wollen

Beton neu denken, Mehrweg statt Einweg, Kraftstoffe aus Plastik, nebenbei die Lebensmittel­industrie neu aufstellen. Diese Menschen definieren das Green Biz der kommenden Jahre.

Platz 1: Raijana Schiemann, Inova Protein

Die Beschäftigung mit dem Klimawandel spornt Menschen aus allen Bereichen an, unternehmerisch tätig zu werden. Raijana Schiemann sucht nach Lösungen in einem Bereich, der jedem ziemlich nahegeht. „Wir wollen eine Alternative für die menschliche Ernährung bieten“, sagt die Gründerin von Inova Protein. Denn trotz großer Veränderung am Markt fehle es laut der Biologin heute noch immer an nachhaltigen und klimagerechten Angeboten. Mit ihrem Startup haben Schiemann und Team einen Beitrag zur Lösung des Problems: Und der besteht aus Insektenmehl. „Das ist gut für unseren Körper, und es entlastet die Erde“, sagt Schiemann.

Anderthalb Tonnen pro Monat

Noch sind Produkte aus Insekten eher in der Nische beheimatet. Doch genau das soll sich ändern. Bisher sei es nicht leicht, überhaupt an Insektenmehl zu kommen, zudem ist es schlicht teuer. Denn will man hochwertige Nahrung aus dem Mehl herstellen, braucht man zuerst einen hochwertigen Rohstoff.
Den wollen Schiemann und das Team von ­Inova Protein jetzt selbst liefern – made in Rostock: „Wir sind dabei, eine automatische Produktionsanlage zu planen“, sagt sie. Bald schon wird der Bau starten. Das gibt auch schon einen Ausblick darauf, was bei Inova Protein im kommenden Jahr ansteht. Denn 2021 soll nun das Jahr sein, in dem aus Planung Realität wird: „Hinter uns liegen anderthalb Jahre intensiver Planung und Organisation“, sagt Schiemann. „Die Anlage wird aufgebaut, und die Produktion beginnt.“ So sollen anderthalb Tonnen Insektenmehl pro Monat vom Band gehen – eine nachhaltig erzeugte Proteinquelle, die sowohl an Tiere verfüttert werden kann als auch Menschen als Nahrung dienen wird.

Als Basis für das Insektenmehl dienen Mehlwürmer. Die Herstellung einer vergleichbaren Menge Fleisch würde 2 000-mal so viel Wasser, zwölfmal so viel Tierfutter und zehnmal so viel Fläche in Anspruch nehmen. Der CO₂-Ausstoß sei 100-mal so hoch. Hinzu komme, dass in der Produktion von Insektenmehl aus Mehlwürmern keine Medikamente wie Antibiotika oder Hormone zum Einsatz kämen, auch keine Pestizide. Im Agrarland Mecklenburg-Vorpommern stellt Inova natürlich eine interessante Alternative zum sonst verfütterten Fischmehl dar.

Riegel, Müsli, Brot – you name it

Die Lebensmittel für den Verbrauchermarkt wird dann jemand anders herstellen. Inova Protein konzentriert sich auf die Herstellung des Rohstoffs, aus dem an einem anderen Ort der Wertschöpfungskette Dinge wie Snacks, Riegel, Müsli, Brot, Nudeln, Fleischersatzprodukte, Proteinsupplemente entstehen. Auf der Produktliste von Inova Protein stehen zudem Insekten-Öl, Chitin und Dünger. Das Öl gilt als schnelle und gesunde Energiequelle für Menschen. Chitin, ein Bestandteil der Insektenhaut, kann neben der Nahrungsmittel- auch in der Kosmetik- sowie der Textil- und Papierindustrie zum Einsatz kommen. Der Dünger entsteht aus dem Endsubstrat der Mehlherstellung und bietet unter anderem einen hohen Gehalt an Stickstoff, Kalium und Phosphat.

Derzeit sind Schiemann und das Team dabei, die Produktion ihres Insektenmehls vorzubereiten. „Die Bedingungen zu schaffen, unter denen sich alle wohlfühlen, ist eine Herausforderung“, sagt die 26-Jährige. Im Fokus stehen nun die Verhandlungen mit Investoren und Vermietern. Dann soll die Zukunft der Ernährung aus Insekten im großen Stil anrollen.

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Oliver Riedel – Biofabrik
Plastikmüll sieht Riedel in erster Linie als einen wichtigen Rohstoff – und als einen Weg in einen fossilfreie Zukunft. Biofabrik baut Anlagen, die Kunststoffe zu Kraftstoffen umwandeln – bisher stecken darin sieben Jahre Arbeit. Bereits im kommenden Jahr soll weltweit eine dreistellige Anzahl an Vorführanlagen stehen. 2022 sollen die ersten Bestellungen ausgeliefert werden.