Life & Style How To Podcast: „Mach deine Hörer:innen zu echten Gästen“

How To Podcast: „Mach deine Hörer:innen zu echten Gästen“

Ein Gastbeitrag von Oliver Nermerich

Einen Podcast moderieren kann jeder – oder? Nicole Krieger sagt: Ganz so einfach ist es am Ende doch nicht. Oliver Nermerich von OSK hat bei der Rhetorik-Fachfrau nachgefragt, welche Fähigkeiten überzeugende Podcaster:innen ausmachen und wie sie ihre Stimme aufs nächste Level heben können.

Hallo Nicole, lass‘ uns über Podcasting reden. Bevor wir loslegen: Wer in Deutschland ist in deinen Augen ein hervorragender Podcast-Host, bei dem du gar nicht mehr abschalten willst?

Da gibt es viele. Für mich sind zum Beispiel Jochen Wegner und Christoph Amend vom ZEIT-Podcast „Alles gesagt?“ hervorragende Gastgeber. Die beiden sind nicht nur großartige Interviewer – ihnen gelingt es auch, eine ganz persönliche und private Atmosphäre zu schaffen: unaufgeregt, authentisch und doch sehr tiefgehend.        

Angenommen, ich käme bei dir vorbei, um ein besserer Podcaster zu werden: Was würdest du mir empfehlen?

Zum einen trainieren wir deine Stimme und Sprechtechnik. Zum anderen schauen wir uns deine konzeptionellen Kompetenzen an. Willst du einen Wissenspodcast machen? Dann solltest du lernen, komplexe Dinge einfach zu erzählen. Du planst ein Interviewformat? Dann sollten wir an deiner Gesprächsführung arbeiten. Du möchtest einen Comedy-Podcast starten? Dann solltest du vor allem Storytelling, Dramaturgie und Drehbuch beherrschen.

Bleiben wir beim Thema Interview. Was macht für dich ein gut geführtes Podcast-Gespräch aus?

Gute Gesprächsführung fängt mit Zuhören und Verstehenwollen an. Ich sage meinen Seminarteilnehmer:innen immer: Frage niemals Dinge, die du auch selbst recherchieren könntest. Frage immer das, was nur dein Gast selbst erzählen kann. Auch die Dramaturgie ist entscheidend. Will ich, dass mein Gast ins Erzählen kommt, muss ich eine offene ‘Erzählfrage’ stellen. Will ich meinen Gast dahin bringen, auf den Punkt zu antworten, stelle ich besser eine geschlossene, eindeutige Frage. Auch wichtig: Das Wichtigste im Gespräch kommt nicht zum Anfang, sondern im letzten Drittel. Einer der größten Fehler ist es, viel zu lange Fragen stellen. So nimmt der Host dem Gast seinen Raum. Ein weiterer Klassiker sind Podcaster:innen, die ihre Fragen chronologisch abarbeitet, ohne zuzuhören und nachzufragen.

Stichwort Anfängerfehler: Gibt es einen Trick, wie ich als Sprecher:in meine “Ähms” und “Ähs” wegtrainieren kann?

In meinen Seminaren schauen wir grundsätzlich zunächst, welchen Hintergrund solche Fülllaute überhaupt haben. Meistens ist das nämlich keine Angewohnheit, sondern ein Symptom dafür, dass sich die Person beim Sprechen vor vielen Menschen unsicher fühlt. Wir arbeiten deshalb immer zuerst daran, dass sich unsere Teilnehmer:innen vor Publikum oder vor dem Mikrofon wohl fühlen. Das bedeutet Arbeit an der inneren Haltung und der eigenen Rolle.

Hast du hier einen konkreten Tipp für uns?

Meine Gastgeber:in-Methode kann helfen. Wenn du Freund:innen zu dir einlädst, überlegst du nicht, wie du dich gibst – du bist einfach authentisch und konzentrierst dich voll auf deine Gäste und nimmst dich zurück. Du nutzt also deine privaten Fähigkeiten als Gastgeber:in, die du sehr gut auf Podcast-Moderation übertragen kannst. Du musst das Studio zu deinem Wohnzimmer machen – und deine Hörer:innen und Interviewpartner:innen zu echten Gästen. So fühlst du dich wohler und kannst entspannter und souveräner moderieren.

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