Leadership & Karriere Neuer DAX-Report: Nur alte weiße Männer im Vorstand?

Neuer DAX-Report: Nur alte weiße Männer im Vorstand?

Wenn wir an DAX-Vorstände denken, assoziieren die meisten damit alteingesessene Gremien voller weißer Ü50-Männer. Und tatsächlich kommt dies der Realität sehr nahe. Doch es ändert sich was. Sehr langsam, mitunter viel zu langsam, aber immerhin. 

Odgers Berndtson, eines der weltweit führenden Unternehmen für Personalberatung, hat ihren neuesten DAX-Vorstandsreport veröffentlicht. Darin werden seit 2005 die 191 Vorstandsmitglieder:innen in den 30 größten börsennotierten Unternehmen analysiert. Erstmals wurden auch verschiedene Branchen miteinander verglichen. Wir können vorab sagen: Es tut sich was. Wenn auch schleppend.

Das Durchschnittsalter liegt bei 54 Jahren

Auf den ersten Blick passiert generell wenig in den Vorständen. Das Durchschnittsalter der DAX-Vorstände liegt aktuell bei 54 Jahren und bleibt damit konstant hoch. Auch jüngere CEOs wie der 40-jährige Niklas Oesterberg von Delivery Hero oder der ebenso alte Christian Klein von SAP können hier wenig ausrichten. Am ältesten sind die Vorstände in der Automobilbranche. Hier liegt das Durchschnittsalter bei 56 Jahren. Ein Wandel zeichnet sich hingegen in Energie- und Techkonzernen ab – also dort, wo generell ein Wandel hinsichtlich der Ausrichtung zu beobachten ist. Das Durchschnittsalter liegt mit 49 Jahren rund fünf Jahre unter dem Durchschnitt.

Mehr Quereinsteiger:innen

Hinsichtlich der Rekrutierung werden die Vorstände flexibler. Heißt: Quereinsteiger:innen und extern Rekrutierte finden auch in den DAX-Vorständen immer mehr Eingang. Erstmals werden weniger als die Hälfte der Neulinge in den Vorstandsgremien intern rekrutiert. Und ein Viertel aller Vorstandsmitglieder:innen kommt bereits aus anderen Branchen. Es deutet sich also ein leichter Wandel in der Unternehmenskultur an.

Frauenquote?

Doch wie sieht es mit der Anzahl an Frauen in den Führungsetagen aus? Hier kann ein kleiner Anstieg ausgemacht werden. Derzeit liegt der Anteil an weiblichen Vorständen bei 17 Prozent. Im Vergleich zu 2019, dem Erscheinungsjahr des letzten Reports, ein Anstieg um drei Prozentpunkte. Die Frauenquote zeigt also erwartungsgemäß Wirkung. Jedoch scheint die Funktion von Frauen im Vorstand auf das Personalwesen beschränkt zu sein. Hier sind sogar mehr Frauen als Männer vertreten: Auf zwei HR-Chefinnen kommt nur ein HR-Chef. Weibliche CEOs sucht man hingegen vergeblich. Einzige Ausnahme ist der Pharmakonzern Merck, mit Dr. Belén Garijo López als CEO.

Wenig Internationalität

Hinsichtlich der Internationalität der Vorstandsmitglieder:innen kann gesagt werden, dass es auch hier nur schleppend vorangeht. Der Anteil an ausländischen Vorstandsmitglieder:innen liegt bei 35 Prozent und ist damit genauso hoch wie noch 2019. Wenigstens ist der Ausländer:innenanteil bei den Neulingen etwas gewachsen: Von 32 Prozent im Jahr 2019 auf 39 Prozent in diesem Jahr.

Es geht voran, aber schleppend

Insgesamt kann also von einem leichten, wenn auch minimalen Wandel in der Unternehmenskultur der DAX-Unternehmen gesprochen werden. Die Vorstände bleiben grundsätzlich alt, weiß und männlich. Doch gerade in den Branchen, die sich grundlegend ändern, zeigen sich auch Veränderungen im Vorstand – etwa der Techbranche und im Energiesektor. Es sind mehr Frauen in den Vorständen vertreten als je zuvor. Doch auch hier gibt es Verbesserungsbedarf. Denn weibliche CEOs sucht man mit einer Ausnahme vergeblich. 

Die Arbeitswelt verändert sich, und dies sollte sich auch im Vorstand widerspiegeln. Katja Hanns-Terrill, die Geschäftsführerin von Odgers Berntson schreibt hierzu: „Die neuen Arbeitswelten forcieren nicht nur die digitale Transformation, sondern auch den längst überfälligen Kulturwandel in Unternehmen. Eine Aufgabe, für die es Führungskräfte braucht, die nicht nur den Blick nach vorne richten und willens sind, die neuen Wege konsequent fortzuführen, sondern diese selbst als Vorbild beschreiten.“

Den gesamten Bericht könnt ihr hier nachlesen.

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