Deluxe & Destinations Wettbieten um Talente: 21 Stimmen aus der Unternehmenswelt

Wettbieten um Talente: 21 Stimmen aus der Unternehmenswelt

Von Nicole Plich und Jonas Bickelmann

Klar, uns allen klingen sie noch in den Ohren, die Warnungen: Such dir einen unbefristeten Job. Sei nicht zu fordernd, erst recht nicht beim Gehalt. Aber die Zeiten ändern sich. Für junge Talente wird die Stellensuche immer einfacher. Und sie können immer mehr durchsetzen.

In einer Forsa-Umfrage (im Auftrag von Xing) sagten 37 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland, sie seien auf Jobsuche oder dächten darüber nach. In Österreich war es sogar fast jed:r Zweite. Und die New York Times schreibt: „Neben Mikrochips, Klopapier und Coronatests werden Tech-Worker als Mangelware der Pandemie in Erinnerung bleiben.“

Zugleich sind im Februar 2022 fast 2,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilt. Immerhin 16 Prozent weniger als im Februar des Vorjahres. Und es gibt knapp eine Million Langzeitarbeitslose. Ein knappes Drittel von ihnen sind 55 Jahre oder älter.

Die Zeit des Obstkorbs und Tischkickers ist vorbei

Es fallen also auch einige raus, aus dem sogenannten „war for talents“. Schon 1997 prägte ein McKinsey-Manager diesen Ausdruck, auf deutsch „Krieg um die Talente“.

Wir haben unser Netzwerk auf Linkedin gefragt, was sie von der These halten, dass sich Hiring zum Wunschkonzert entwickelt. Und ob sie selbst gekündigt haben, ohne dass schon der neue Job feststand.

TLDR: Die meisten bestätigen, dass der Jobmarkt sich jetzt nach den Arbeitnehmer:innen ausrichtet. Unternehmen bieten immer bessere Konditionen, um Talente an sich zu binden. Und die Zeit des Obstkorbs und des Tischkickers ist offenbar vorbei. Es muss schon etwas Größeres geboten werden.

Hier sind die Stimmen im Detail, erst von der Human-Resources-Seite, dann die Arbeitnehmer:innen.

Die Unternehmens-Seite

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Sebastian Lasek, Führungskraft im Bereich Autonomes Fahren bei Volkswagen
Erfahrung LinkedIn: Textbaustein-Message, wo nicht mal Name geändert wurde! Ich werde dann mit „Hello Dan“ angesprochen. Die „Recruiter“ machen sich nicht mal Mühe das Profil durchzugehen und bieten Jobs, die überhaupt nicht passen. Es führt dazu, dass ich persönlich und Mietglieder meines Teams „Recruiter“-Status auf LinkedIn haben und wir sourcen selbst – „willst Du mit uns arbeiten?“

Die Arbeitnehmer:innen-Seite

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Christof Jaritz, Vice President Marketing & Growth beim Onlinedienst Bitly
Meiner Erfahrung nach gibt es einen Korridor, in dem man viel Erfahrung hat, aber noch nicht als „zu alt“ angesehen wird, in dem man, zumindest in der Tech-Branche, sehr einfach einen neuen und guten Job finden kann. Gerade als Führungskraft mit Auslandserfahrung, nachweisbaren Erfolgen und bei international bekannten Firmen, ist es absolut kein Problem, schnell an Interviews und Jobangebote zu kommen – zumindest wenn man tatsächlich gut ist und Referenzen hat, die einem das auch bestätigen. Allerdings habe ich es bei Kollegen ab 50 gemerkt, dass die Branche schon zur Altersdiskriminierung neigt. Ich persönlich glaube, dass es für Menschen mit meinem Werdegang in den nächsten zehn Jahren immer interessante Rollen geben wird. Die Frage ist nur, ob dann auch die Firmenkultur, die Strategie, das Finanzielle und die Werte zusammenpassen.