Life & Style Kolumne: Behandelt die Cannabis-Kultur mit Respekt

Kolumne: Behandelt die Cannabis-Kultur mit Respekt

Eine Kolumne von Massoud Mahgoli

Der Hype ist fucking real: Überall in Deutschland sprießen Startups aus dem Boden, die ihre CBD-Produkte an den Mann bringen wollen. Irgendwelche Corporates bringen sich in Stellung für die bevorstehende Legalisierung. Aber Cannabis ist kein nächstes Hypeprodukt, das man im großen Stil skaliert, um dann einfach den Exit-Move zu bringen. Cannabis ist Kultur – und das schon seit Tausenden von Jahren.

Mein erster Kontakt mit Cannabis war rückblickend gesehen vielleicht ein kleines bisschen zu früh. Doch seitdem haben mich die grünen Knospen in all meinen Lebensphasen begleitet. Als mich meine Eltern als Schwarzkopf auf ein Elitegymnasium in Bochum schickten, merkte ich schnell, dass sich nicht nur meine Hautfarbe von den restlichen Schüler:innen unterscheidet. Während die sich über Geld keine Gedanken machen mussten, haben Jungs aus meinem Umfeld mit Ticken angefangen.

Diese Kolumne soll sicher keine Verherrlichung für das Dealen von Gras werden, aber für mein altes Umfeld war das eine Möglichkeit, den finanziellen Unterschied aus den Elternhäusern auszugleichen. Empowerment durch Cannabis.

So hat man auf der Straße die ersten Grundlagen der freien Marktwirtschaft erlernt. Die Nachfrage bestimmt den Kurs, und die bessere Qualität gewinnt. Wer Vertrauen zu seinen Kund:innen aufbaut – in dem Fall heißt das, die Ware direkt vor den Augen der Kunden abzuwiegen und abzupacken –, hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Die belebt zwar das Geschäft, aber am Ende landen die fettesten Batzen beim Marktführer.

Meine frühe Beobachtung: Die Konkurrenz muss klein gehalten und den Kund:innen immer das bestmöglichste Erlebnis mit der eigenen Marke geboten werden. Heute würde man wahrscheinlich von einer gelungenen CX sprechen. Cannabis war für mich allerdings schon immer viel mehr als Geschäftemachen. Cannabis war ein kulturelles Phänomen im Iran, der Herkunft meiner Eltern, meiner Wurzeln.

In Amerika verteufelten Wohlhabende Cannabis als die Droge der sozial Schwächeren. Und weil jetzt auf einmal das große Geld damit gemacht werden kann, wollen sich privilegierte Vorstadtkinder die Pflanze und Kultur aneignen? Fuck that, auf keinen Fall. Ich habe mich nicht vom kleinen Jungen aus dem Pott zum gemachten Businessmann entwickelt, um euch einfach den Markt zu überlassen.

Selbst ein Investment des Ventures eines großen US-Rap-Stars macht euch nicht kulturell relevant, wenn eure Führungsriege aussieht wie das C-Level der Volkswagen AG. Vom Hobbykiffer zum Cannabis-Enthusiasten in knapp 20 Jahren. Ich kann hier ganz easy breezy sagen: ein Ritterschlag.

Als kreativer Kopf und an der Seite eines sehr geschätzten Weggefährten sorge ich dafür, dass die Kultur von Cannabis nicht in Vergessenheit gerät. Wie heißt es so schön: Started from the bottom, now we’re here. Und ich meine das ernst: Ich hole andere Brüder und Schwestern aus meinen Kreisen ins Boot, um allen da draußen zu zeigen, wer wir sind und woher wir kommen. Real recognize real.

Und versteht mich bitte nicht falsch: Der Kuchen ist groß genug, damit alle etwas davon abhaben können. Aber wer sich nur aus Profitgründen mit dem Produkt beschäftigt und sich offensichtlich noch nie einen Kopf über den kulturellen Background der Pflanze gemacht hat, sollte schnell das Weite suchen. Wenn hier schon die ganze Zeit von Diversität geredet wird, dann setzt die verdammt noch mal um. Wer kulturell relevant sein will, muss gleichzeitig auch Kredibilität beweisen.

Also macht eure Hausaufgaben: Versteht, was Cannabis für Leute wie mich bedeutet, und behandelt die Kultur mit Respekt. Dann kommen wir auch gemeinsam auf einen grünen Zweig.

Massoud Mahgoli sorgt mit seinen Cross-over-Werken international für Aufsehen und zählt Rapper, Sportler:innen und Schauspieler:innen zu seinen Fans – u. a. Dennis Schröder von den Houston Rockets.

Das ist ein Text aus unserer Ausgabe 2/22. Außerdem zu lesen: Krypto-Art-Dossier. Big-Wave-Surfen in Portugal. Der CEO der Online-Uni Coursera. Und Cannabis aus Sachsen. Am Kiosk oder hier.

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