Green & Sustainability Der Veggie-Pionier aus  Nigeria hat eine Klima-Mission

Der Veggie-Pionier aus Nigeria hat eine Klima-Mission

Mit schmackhaftem Fleischersatz ließe sich die Bedrohung abwenden. Da ist sich Jimo sicher. Dennoch will er nicht allzu moralisch auftreten, im Marketing spielt er vor allem die Gesundheitskarte. „Die Zivilisationskrankheiten, die steigen hier rasant“, sagt Jimo, nennt Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen als Folgen des Fleischkonsums. „Und da ist die Antwort klar: vegane Ernährung, also das, was du isst.“

Ada Osakwe hat die VChunks in ihren Restaurants aufs Menü gesetzt. „Ich stimme Jimo absolut zu“, sagt die prominente Agro-Food-Investorin, 2021 Forbes Africa Businesswoman of the Year, und Gründerin von Nuli Lounge, in deren Lokalen die ernährungsbewusste Mittelschicht von Lagos verkehrt. „Die Eindämmung des Klimawandels, das Wohlergehen von Tieren, das ist nicht das, weshalb die Kunden kommen“, sagt Osakwe. Sie bietet nach wie vor ausgewähltes Fleisch und Fisch an – aber einmal die Woche bewirbt sie vegetarische Gerichte mit einem Preisrabatt. Health matters, davon ist sie überzeugt.

Lokale Alternativen fehlten – bislang

Bislang gab es kein lokales Veggie-Produkt, nur Beyond Burger und ähnlich teuren und importierten Fleischersatz. Nichts, was zu ihrer nigerianisch-hippen Küche gepasst hätte, wo auch schon mal Elemente aus dem Ausland aufgegriffen werden, am Ende jedoch der Stolz auf die eigene kulinarische Kultur gefeiert wird. „Aber Jimo kam nicht mit einem deutschen Ansatz“, sagt Osakwe. Sie lobt sein „maßgeschneidertes Produkt“ für den lokalen Markt.

Das sei attraktiv für ihre Kundschaft, darunter auch viele Flexitarier:innen, die ihre Ernährung etwas ausgeglichener gestalten, dabei aber die traditionellen Küche nicht aufgeben möchten. Da muss der Geschmack überzeugen. Ob sie sich daran erinnere, als sie ihr erstes Stück vegane nigerianische Küche gegessen habe? „Oh my gosh!“, sagt Osakwe und lacht. „Ich hätte gedacht, das wäre Fleisch, wenn man es mir nicht gesagt hätte. Die Textur, der Geschmack, das ist einfach genau richtig.“

Bei der FAO sind sie da weniger enthusiastisch. Für den Tierökonomen Pica-Ciamarra stellt sich die Frage, ob eine rein pflanzenbasierte Ernährung für den Mainstream auch wirklich die nötigen Nährstoffe wie Vitamin B12 bringt, die in Fleisch enthalten sind: „Wer sich vegan ernährt, der muss genau wissen, was er isst – und was er kompensiert.“ Er könne sich schon auch vorstellen, dass Veggieprodukte in afrikanischen Ländern eine Rolle spielen werden, sieht darin aber keine Priorität. Allein in Nigeria sind nämlich 11,5 Prozent der Bevölkerung akut unterernährt.

Fleischersatz als Lösung

Die negativen Effekte seien eben noch nicht im „exzessiven Fleischkonsum“ begründet, sagt Pica-Ciamarra. „Diese Gesundheitsprobleme sind aktuell noch nicht wirklich ein Thema in Afrika.“ In Deutschland haben Produzenten im Jahr 2020 fast neunmal so viel Rindfleisch auf den Markt gebracht wie die nigerianischen Produzenten. Doch auch wenn der Fleischkonsum noch recht moderat ist, dürfte Nigeria da bald aufholen. Die große Stunde für vegane Alternativen sieht Pica-Ciamarra da nicht – auch weil sie meist teurer als Fleisch seien.

Seite 4 / 5
Vorherige Seite Nächste Seite

Das könnte dich auch interessieren