Green & Sustainability Der Veggie-Pionier aus  Nigeria hat eine Klima-Mission

Der Veggie-Pionier aus Nigeria hat eine Klima-Mission

Der Gründer sitzt für den Videocall mit seinem Smartphone an einem Tisch. Hinter ihm die hölzerne Ladentheke mit Espressomaschine, daneben ein paar weitere Sitzgelegenheiten. Ein kleiner, aber feiner Hauptsitz der Firma – eine Mischung aus Showroom und Bistro. In einem Regal sind Tüten unterschiedlicher Größe aufgereiht. Jimo, der ohnehin nicht gut still sitzen kann, holt eine davon, hält sie in die Kamera, um die sogenannten VChunks zu zeigen, die sie enthalten: getrocknete Weizenmedaillons, mit ähnlicher Textur wie Sojagranulat, nur größer. Wer sie kocht, erhält Stücke, die an Gulasch erinnern.

„Du musst es kauen können. Zähes Fleisch, an dem du ziehen kannst wie an einem Lederstück, das ist eine Delikatesse hier“, beschreibt Jimo die Konsistenz, die seine Kunden verlangen. Sie wollen die VChunks mit Grießklößen, die mit der Hand geknetet und dann gegessen werden – wie die herkömmlichen scharf gewürzten Fleischzubereitungen. Andere bevorzugen sie mit Reis oder in Wraps. „Das kann Tofu allein nicht leisten“, sagt Jimo. Weizen ist daher die Hauptzutat, Soja wird beigemengt, so wie Ingwer, Knoblauch, Zwiebeln, Salz und Öl. Mehr sei nicht drin. Auch die Herstellung sei simpel gehalten. Die Zutaten werden zu einer feuchten Masse vermengt, von Arbeiter:innen zerstückelt, getrocknet und verpackt. Weitere Details: Geschäftsgeheimnis.

Radikaler Wandel bis 2050

Die Filiale von Veggie Victory befindet sich im Ikoyi-Viertel. Als Jimo mit der Kamera in der Hand am Tresen, an Korbsesseln und zwei am Laptop arbeitenden Mitarbeiterinnen vorbei in das gleißende Licht der Straße führt, erkennt man eine gediegene Wohnsiedlung. Da ist er, der wachsende Mittelstand. Die Menschen in den großen Städten, die sich Kühlschränke anschaffen und auf dem Weg von der Arbeit noch einen Happen in der Fast-Food-Kette besorgen.

„Im Jahr 2050 wird die Urbanisierung die Lebensweise radikal gewandelt haben“, sagt auch Ugo Pica-Ciamarra, Ökonom für Viehwirtschaft bei der Welternährungsorganisation, kurz FAO. Er ist zugeschaltet aus Italien, kennt Nigeria aber gut, er war oft vor Ort unterwegs, um Zukunftsprognosen für die Tierhaltung im westafrikanischen Land zu entwerfen.

Als Tierökonom sieht die Zukunft Nigerias für Pica-Ciamarra in etwa so aus: Die Anzahl der Rinder könnte sich bis 2050 auf 37 Millionen verdoppeln, die des Geflügels von 180 auf 900 Millionen wachsen. „In allen Szenarien ist die Konkurrenz um Land, Futter und Wasser heftig“, heißt es in einem der Berichte. Auch um Krankheiten, die sich von Tieren auf Menschen übertragen, sowie um multiresistente Keime macht Pica-Ciamarra sich Sorgen.

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