Leadership & Karriere Wir haben einen Bauarbeiter gefragt, ob er bei der Hitze lieber im Büro arbeiten würde

Wir haben einen Bauarbeiter gefragt, ob er bei der Hitze lieber im Büro arbeiten würde

Es gilt Hitzewarnung für Berlin an diesem Donnerstag Anfang August, als wir uns auf der Baustelle treffen. 37 Grad heiß soll es werden. Und schon um elf vormittags sind es über 30. In der prallen Sonne arbeiten? Vielen ist es schon im Homeoffice zu heiß.

Aber wer auf dem Bau arbeitet, kann sich nicht aussuchen, lieber drinnen zu bleiben. So wie Timo Wagner, 24, der hinter dem Roten Rathaus an der Alten Münze die Gehwege pflastert.

Timo, bei welcher Temperatur geht es nicht mehr weiter mit den Bauarbeiten?
Bis 30 Grad ist es auszuhalten. 35 vielleicht auch, aber bei 40 geht wirklich gar nichts mehr. Beton kann man bei der Hitze nicht mehr machen. Und körperlich geht es einem auch nicht gut. Irgendwann ist die rote Linie erreicht. An so einem heißen Tag wie heute machen wir früher Schluss, das wird um 12:30 Uhr sein. Direkt in der Sonne arbeiten… da kann einem schwarz vor Augen werden. Dann schafft man nicht mehr die Leistung, die man bringen will.

Was kann man gegen die Hitze tun, hier draußen?
Mehr trinken. An so einem Tag wie heute gehen locker vier Liter weg. Und ein nasses Handtuch auf den Rücken legen. Aber irgendwann wird es einfach zu warm. Wir haben alle Sonnencreme drauf. Aber die hilft dann auch nicht mehr.

In Büros gilt: Ab 30 Grad Innentemperatur muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen. Auch wenn das nicht automatisch hitzefrei bedeutet. Aber die 30 Grad haben wir hier längst überschritten.
Ich fände es persönlich nicht schlecht, wenn es eine Regelung gäbe, dass man ab einer gewissen Temperatur nach Hause geht. Man muss ja auch noch bis zur Rente arbeiten.

Wann ging es heute morgen los?
Um 6:30 Uhr. So früh wie möglich.

Würdest du lieber im Büro arbeiten?
Nein, überhaupt nicht. Im Büro siehst du deine Ergebnisse nicht, wenn der Tag zu Ende geht. Klar, die ackern im Büro auch viel. Aber wir sehen abends, was wir gepflastert haben. Und wenn es alles schön aussieht, dann freuen wir uns.

Sich mit dem Team gut zu verstehen, ist auch sehr wichtig.
Vom Polier bis hin zum Arbeiter sind hier alle sehr sympathisch. Man schätzt die Menschen und ihre Arbeit. Man macht Witze, man hat Spaß. Natürlich muss vom Vorarbeiter auch ein bisschen Strenge kommen. Aber unser Vorarbeiter macht das sehr gut.

Wofür ist es wichtig, streng zu sein?
Einmal, um auf Grenzen zu achten, bei denen es nicht mehr weiter geht. Und außerdem, um die Leute zu motivieren. Wenn der Vorarbeiter zu mir sagt: „Timo, jetzt muss du heute aber mal!“ Dann strengt man sich automatisch mehr an. Und wenn er dann zufrieden ist, sind wir auch zufrieden.

Wie ist die Bezahlung?
Man lebt sehr gut. Ich kann zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen.

Wo geht es als nächstes hin?
Mal gucken, Italien vielleicht. Paris wäre auch eine Möglichkeit.

Es läuft nicht überall so gut wie du es hier erlebst, oder?
Es gibt Baustellen, auf denen immer wieder jemand umkippt. Das will man nicht miterleben. Aber hier passen die Jungs gegenseitig aufeinander auf. Ich stehe jeden Morgen sehr früh auf, um vier Uhr. Ich mache mir dann erstmal einen Kaffee und freue mich auf die Arbeit.

Das ist nicht bei allen so – auch wenn sie viel länger schlafen können.
Ja, das war auch bei mir nicht immer so.  Früher bin ich aufgestanden und habe mir selbst gesagt, du musst arbeiten, weil du das Geld brauchst. Aber ich will beides: Gerne zur Arbeit gehen und Geld verdienen. Das ist wie ein Sechser im Lotto.

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