Productivity & New Work Wir haben als Paar ein Startup gegründet – und lieben uns trotzdem noch

Wir haben als Paar ein Startup gegründet – und lieben uns trotzdem noch

Ein Gastbeitrag von Fredrik und Julia Harkort

Wir sind die Harkorts – Fredrik und Julia – und wir haben gemeinsam gegründet. Als verheiratetes Paar. Sind wir wahnsinnig, zusammenzuleben und zusammenzuarbeiten? Absolut nicht. Denn durch die gemeinsame Arbeit haben wir uns noch mehr schätzen gelernt. Und dafür gibt es einen Trick, den wir befolgen. Doch dazu später mehr.

Unsere Stärken sind die Stärken unserer Firma

Bereits vor unserem EdTech-Startup Cleverly haben wir bei einer Unternehmung zusammengearbeitet. Und dabei haben wir gemerkt: Wir sind in unterschiedlichen Bereichen richtig gut und ergänzen uns auch beruflich wunderbar. Als dann unsere Tochter zu Beginn der Pandemie eingeschult wurde, haben wir aus nächster Nähe erfahren, wie anachronistisch das Bildungssystem ist und wie wenig es die Kinder auf ihre Zukunft vorbereitet. 

Das hat uns beide aufgeregt, aber auch inspiriert, eine Lösung zu finden, mit der wir Schüler:innen adäquat auf das moderne (Berufs-)Leben vorbereiten können. Die entstand am Küchentisch und wir tauften sie auf den Namen Cleverly.

Uns war sofort klar: Wir entwerfen das nicht nur zusammen, wir werden auch gemeinsam an dem Projekt arbeiten und beide unsere Kompetenzen in die Firma einbringen. Fredrik als Visionär, Verkäufer und Netzwerker. Julia als Herrscherin über die Finanzen und die systematische Denkerin im Hintergrund, ohne deren Realitätscheck nichts läuft. Sie modelliert als zentrales Nervensystem alle Abläufe innerhalb der Firma, scheut aber die große Bühne (die Fredrik liebt). 

Eine klar abgegrenzte Rollenverteilung also, die unsere komplementären Kompetenzen und Eigenschaften spiegelt: Wo Fredrik laut ist, ist Julia leise und durchdacht. Wo Fredrik wild drauf los rennt, verliert Julia das große Ganze nicht aus den Augen. Deshalb sucht Fredrik ohne Ende Julias Rat. Ohne ihren Input, ihre Einschätzung, entscheidet er kaum etwas. Und das ist auch privat so. 

Die großen Linien entwickeln wir beim Abwasch

Klar, unsere Kinder kommen an Cleverly nicht vorbei. Wollen und sollen sie auch nicht, denn wir verstehen Cleverly als Familienunternehmen. Dass Wochenenden oder Urlaube dabei helfen, in größeren Linien zu denken und das Operative mal hinter sich zu lassen, kennen sicher viele Gründer:innen.

Uns geht das auch so. Wenn die Mädels also am Wochenende vertieft beim Spielen sind, widmen wir uns der Frage, wie wir unser Mentoring weiterentwickeln können. Das passiert auch mal beim Kochen oder Abwasch. Eine klare Trennung zwischen Privat- und Berufsleben gibt es also nicht, weil wir wirklich tun, was wir lieben.

Und doch haben wir einmal im Monat eine „Date Night“, bei der wir gemeinsam ausgehen. Dabei ist Cleverly kein Tabuthema, aber wir reden dann mehr über uns und unsere Themen außerhalb der Firma. Es gibt nur eine Zeit am Tag, die klar Cleverly-freie Zone ist: zwischen Abendessen und Schlafenszeit der Kinder. Und die tut uns auch mal gut. 

Alleine zusammen arbeiten ist unser Way-of-Working

Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung. Wir können uns in einem Meeting herrlich in die Haare kriegen, um dann aber, als wäre nichts gewesen, harmonisch die Runde mit einer Entscheidung zu verlassen. Denn wir sind beide total ergebnis- und sachorientiert. Daher lösen wir berufliche Konflikte sehr schnell, da das bessere Argument gewinnt. Sollten wir – was selten vorkommt – mal private Konflikte haben, nehmen wir die nicht in die Arbeit mit. Dafür sind wir viel zu task-getrieben und wir sind beide sehr unabhängig. Das ist wohl der wichtigste Tipp aus unserer Zusammenarbeit.

Das Geheimnis unserer erfolgreichen Arbeit liegt für uns darin, dass unsere Firma zwar unser gemeinsames Baby ist, wir aber sehr unabhängig in einem klar definierten Rahmen arbeiten. Bei uns greift zwar jedes Rädchen ins andere, aber wir haben es geschafft, eine Struktur zu schaffen, in der wir beide sehr individuell und daher auch jeweils ganz alleine, zusammen an der Firma arbeiten.

Da fahren wir zwar gemeinsam ins Büro und wieder zurück, sehen uns im Office aber nur einmal kurz für zwei Minuten Abstimmung  und gehen dann wieder unseren Aufgaben nach. Dieses vermeintliche Paradoxon sorgt dafür, dass wir riesigen Respekt vor dem Können und den Leistungen des anderen haben  und genau das aneinander lieben. 

Über die Autor:innen
Fredrik und Julia Harkort sind CEO und CFO von Cleverly. Ihr EdTech-Unternehmen bietet neben Nachhilfe auch Mentoring an, um Kinder bei fachübergreifenden Themen zu unterstützen.

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