Leadership & Karriere Annahita Esmailzadeh: „Soziale Mobilität ist in Deutschland schwierig“

Annahita Esmailzadeh: „Soziale Mobilität ist in Deutschland schwierig“

Unternehmen müssen Awareness für die soziale Herkunft etablieren und sie als Diversitätsdimension verstehen: Das ist eine Kernaussage von Annahita Esmailzadeh im Podcast How to Hack. Sie ist Managerin bei Microsoft und ein so genanntes „Arbeiterkind“.

Auf die Frage: „Und was machen deine Eltern beruflich?“, antwortet sie stolz, dass ihr Vater Taxifahrer sei. Ihr Karriereweg ist geprägt durch den Wert der finanziellen Unabhängigkeit. Nie Sorgen haben müssen, die Miete nicht bezahlen zu können. Das wünschten sich ihre Eltern für sie, wie sie selbst immer über Geld nachdenken mussten.

„Soziale Mobilität ist in Deutschland schwierig“, sagt Esmailzadeh. Es brauche sechs Generationen, bis man aus der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigt. „Nur wenige Kinder schaffen es, die berufliche Schicht ihrer Eltern zu übertreffen“. Man bewege sich also hauptsächlich in den Milieus, in die man hineingeboren wurde.

„Man muss dieses Vorurteil aufbrechen, dass jeder mit Leistung erfolgreich sein kann“, sagt Esmailzadeh. „Natürlich sind wir keine Opfer unserer Herkunft, aber die Rahmenbedingungen und Startvoraussetzungen sind für Menschen wahnsinnig unterschiedlich.“

Was Führungskräfte laut Esmailzadeh machen können, um Menschen anderer sozialer Herkünfte zu fördern? Schritt eins: Sich bewusst machen, dass sie einem Bias unterliegen. „Es gibt das Affinitätsprinzip“, sagt sie. „Wir finden Menschen sympathischer, die uns ähnlich sind. Vor diesem Phänomen ist niemand befreit.“ Dies gelte im Arbeitsalltag vor allem bei Einstellungen, Beförderungen und Projektübernahmen. „Wenn es um Leistung geht, darf Sympathie keine Rolle spielen.“

Dass sie als Managerin bei Microsoft arbeitet, sei für Esmailzadeh immer noch surreal. Im Arbeitskontext habe Esmailzadeh immer das Gefühl, sie müsse eine Schippe mehr drauflegen als andere, um nicht aus ihrem Milieu wieder rauszufallen.

„Ich merke oft, dass ich sehr hart zu mir bin“, sagt sie. „Die innere Stimme, die sagt, es gibt keinen doppelten Boden, wenn man mal hinfällt, ist auch ein toxischer Treiber, der Erfolg bringt.“ Als Mensch aus einem nicht-priviligierten sozio-ökonomischen Elternhaus lerne man sehr früh, sein eigener Sparringspartner zu sein. Das führe zu Selbstständigkeit und Resilienz, aber auch zu psychischen Druck.

Das könnte dich auch interessieren