Personal Finance Unbekannte Armutsfalle? Umgang mit Geld nach Trennung und Scheidung

Unbekannte Armutsfalle? Umgang mit Geld nach Trennung und Scheidung

Die Scheidungsquote in Deutschland ist seit Jahren so stabil wie das gute Wetter im Sommer am Mittelmeer. Mehr als jede dritte Ehe wird vorzeitig beendet. Doch noch immer scheinen sich viele Paare und vor allem die Frauen in Beziehungen diese Tatsache nicht einzugestehen. In vielen Ehen liegen die Finanzen und der Besitz überwiegend beim Mann. Warum Frauen das Thema Finanzen auch in Ehen mitanpacken sollten – und wie sich für den Fall wappnen, dass es zum Schlussstrich kommt. 

Eines ist aber klar: Das Leben verläuft selten bis nie in den Bahnen, die Liebesromane, Weihnachtsschnulzen auf Netflix oder herzzerreißende Lieder uns weißmachen möchten. Jede dritte geschlossene Ehe wird vorzeitig beendet. 

Deshalb ist es besonders für Frauen essenziell, vorsorglich zu handeln, sollte die Beziehung mit dem Traumprinzen scheitern. Finanzielle Absicherung ist entscheidend, um nicht später in Schwierigkeiten zu geraten. Zumal 38% der Frauen über eine Rente von unter 1.000,- Euro verfügen und die Gender Pay Gap zur Gender Pension Gap wird. Somit sollte das Thema Finanzen bereits in der Honeymoon-Phase bewusst angegangen werden.
Anfangs verhindert die Liebe oft ein offenes Gespräch über dieses Thema. Viele denken sich: Wird schon alles gutgehen. Doch am mitunter bitteren Ende gelingt die sachliche Diskussion dann nicht mehr im Rahmen der Trennung. 

Leider sind Finanzen in der Beziehung oft emotional belegt im Sinne von: „Du willst getrennte Konten – liebst du mich überhaupt?“ Manchmal ist es auch schlicht die Bequemlichkeit, die zum Nichtstun führt. In einer frischen Beziehung rechnen wir einfach nicht mit dem Worst Case. 

Ich kann nur dringend raten: Jedes Paar sollte vor der Heirat oder auch vor dem Zusammenziehen über Geld und Finanzen sprechen. Wir regeln so viele Dinge vertraglich. 

Aber wenn es um das wichtige Thema Finanzen in der Partnerschaft geht, ist das plötzlich ein Problem. Mit der Folge, dass nach einer Trennung oft mindestens ein Partner – in der Regel die Frau – sehr schlecht dasteht. Die dann häufig folgenden Scheidungskriege vor Gericht sind nervenaufreibend, langwierig und unnötig teuer.  

Um das zu verhindern, sind vier Dinge wichtig:

Erstens: offene Kommunikation und Einzelkonten. In einer Beziehung finden sich zwei bis dahin unabhängige Menschen zusammen. Ich finde es verantwortungsvoll, wenn man als Paar bestimmte Entscheidungen diskutiert und gemeinschaftlich tätigt. Und dennoch sollte jeder Partner über eine gewisse Summe „eigenes Geld“ verfügen. Ideal ist beispielsweise ein Gemeinschaftskonto für die laufenden Kosten, auf das beide je nach Leistungsmöglichkeit einzahlen. 

Daneben sollte jeder sein eigenes Konto haben. Denn: Was ist, wenn du einen Traum hast, etwa eine weitere Ausbildung oder einen anderen Wunsch und dein Partner kann das nicht nachvollziehen? 

Zweitens: professionelle Beratung. Eine Beratung durch einen Anwalt oder Notar vor der Eheschließung ist oft sinnvoll, um die eigene Situation im Kontext der Ehe klar zu verstehen. 

Das ist besonders wichtig, wenn etwa schon Kinder da sind, größere Anlagesummen und Vermögen oder Immobilien in die Ehe miteingebracht werden, mindestens einer der Partner Unternehmer ist oder größere Erbschaften zu erwarten sind. Die gemeinschaftliche Diskussion über einen Ehevertrag sollte für beide Partner kein Tabuthema sein.

Drittens: klare Absprachen zur Erwerbstätigkeit. Die künftigen Eheleute sollen gut überlegen, wer (wegen der Kinder) für längere Zeit oder gar komplett aus der Erwerbstätigkeit aussteigt. 

Wer zu lange aus dem Berufsleben aussteigt, findet oft nur schwer wieder Anschluss an die eigene Karriere. Dies führt zu finanzieller und emotionaler Abhängigkeit von der Partnerschaft: finanziell, aber auch in dem Sinne, die Beziehung nur unter großen Risiken verlassen zu können, wenn man das möchte.

Viertens: Klärung der gemeinsamen Altersvorsorge. Wenn in der Regel Frauen länger aus der Erwerbstätigkeit aussteigen und einen großen Teil der Care-Arbeit für die Familie übernehmen, sollte sie mit dem Partner darüber sprechen, ob die oder der (besser) verdienende Part einen Teil der Altersvorsorge übernimmt, zum Beispiel über einen ETF-Sparplan zugunsten des Ehepartners, der sich um Kindererziehung und Haushalt kümmert.

Die richtigen Maßnahmen zu Beginn verhindern ein böses Erwachen am Ende. Daher rate ich: 

  • Dokumentiert schriftlich eure Anfangsvermögen. 
  • Diskutiert, ob die Zugewinngemeinschaft das richtige Modell für euch ist. Man kann diese auch abändern oder Gütertrennung oder Gütergemeinschaft wählen. Üblicherweise leben die meisten Paare in einer Zugewinngemeinschaft. 

Vermögen, das mit in die Ehe gebracht wurde oder während der Ehe geerbt wurde, verbleibt dabei bei der betreffenden Person. Nur die Rendite daraus (also Kursgewinne, Dividenden, Gewinne aus Vermietung, Wertzuwächse aus Immobilien) werden bei Scheidung im Rahmen des Zugewinnausgleichs aufgeteilt. Ein Einzelkonto auf den eigenen Namen schützt nicht vor Vermögensaufteilung. 

  • Bei Unsicherheiten lasst euch vorab bei einem Anwalt oder Notar beraten. Ein Ehevertrag bedeutet nicht, dass man den Partner weniger liebt. Er bedeutet einfach rechtliche Klarheit für einen wichtigen Lebensbereich, der erhebliche finanzielle Konsequenzen mit sich bringt

Fazit: Finanzielle Weitsicht
Finanzielle Vorsorge in Partnerschaften ist nicht nur klug, sondern auch ein Zeichen von Stärke und Verantwortungsbewusstsein. Es ist keine Schande, offen über Geld zu sprechen und vorausschauende Maßnahmen zu treffen. Diese Schritte spiegeln den Wunsch wider, sich selbst und die Beziehung auf eine sichere Zukunft vorzubereiten.

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