Random & Fun Warum RWE das „Anbumbeln“ bei seinen Mitarbeitern fördert

Warum RWE das „Anbumbeln“ bei seinen Mitarbeitern fördert

Rabatte auf Dating Apps gehören inzwischen zu jenen Prämien, die Firmen einsetzen, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Laune zu halten. Dahinter stecken Anbieter, die inzwischen alles und jedes unter dem Mantel der Mitarbeiterzufriedenheit anbieten und so die Verzweiflung der Firmen nutzen, die dringend nach Arbeitskräften suchen.

Laura Martin hat sich nach einer Enttäuschung in ihrer letzten Beziehung durchgerungen: Die Mittvierzigerin aus Nordrhein-Westfalen meldete sich bei einer Dating App an, um einen neuen Partner für ein paar Stunden oder länger zu finden. Die Wahl fiel auf Bumble. Der Anbieter sagt von sich, auf seiner Plattform machten Frauen den ersten Schritt. „Damit mischen wir die traditionellen Geschlechterrollen beim Daten auf.“ Die Sache funktionierte, und nach einer Woche stand die erste Verabredung zum gemeinsamen Spaziergang im Park. Die beiden tauschten sich aus, Sympathie war da, allerdings staunte Laura nicht schlecht, als ihr der neue Freund berichtete, dass er das Bumble-Angebot unter anderem deswegen ausgewählt habe, weil sein Arbeitgeber, der Energieversorger RWE aus Essen, die Nutzung der Dating App bezuschusse. 

Wie alle Apps dieser Art ist auch Bumble nur auf den allerersten Blick kostenlos. Wer sinnvolle Zusatzfunktionen nutzen will, muss zahlen – und zwar nicht zu knapp. Rund 15 Euro werden fällig – pro Woche. Für eifrige Dater sind Rabatte also eine feine Sache. Ob sie allerdings wie eine Art Prämie eingesetzt werden sollten, um Mitarbeiter für ihr Unternehmen zu begeistern, ist zumindest eine Nachfrage bei RWE wert.

Warum RWE seine Mitarbeiter beim „anbumbeln“ unterstützt? Der Sprecher des Unternehmens reagiert zunächst verdutzt. Doch dann kommt die Erklärung: Die Mitarbeiterbonusprogramme verwalte der Betriebsrat – und auch der hat das Thema inzwischen outgesourct, und es einem Unternehmen namens „corporate benefits“ überlassen, das Angebot zusammenzustellen. Das Unternehmen ist laut eigenen Angaben in Europa Marktführer in dem boomenden Geschäft der Mitarbeiterprämien. 27 000 Unternehmen gehören zu den Kunden. In den 20 Jahren, in denen „corporate benfits“ am Markt ist, wuchs die Firma von zwei auf 200 Mitarbeiter. Mehr als 1500 Anbieter von Produkten und Dienstleistungen stehen bei dem ehemaligen Berliner Startup inzwischen unter Vertrag.

Der Prämien-Anbieter hat sich tief in die Psyche von Unternehmen hineingedacht: „Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Ihre wichtigste Ressource“, schreibt er und richtet sich damit an Personalabteilungen oder wie im Fall von RWE eben an den Betriebsrat. „Je zufriedener sie sind, desto motivierter nehmen sie ihre Aufgaben wahr. Ein zufriedener Mitarbeiter ist loyal und fühlt sich Ihrem Unternehmen verbunden. Er empfiehlt Sie als Arbeitgeber weiter, was sich positiv auf Ihr Image auswirkt und Sie attraktiver für Bewerberinnen und Bewerber macht.“ 

Das Geschäft von „corporate benefits“ und anderen blüht in einer Zeit, in der gute Arbeitskräfte zunehmend Mangelware sind. Ursprünglich basiert die Theorie der Mitarbeiterzufriedenheit auf verschiedenen „Bedürfnistheorien“, wie Fachblätter für Personalmanager aufklären. Die Grundlage bilden „notwendige Bedürfnisse“, wie Essen oder Sicherheit und „zusätzliche Bedürfnisse“, wie Selbstverwirklichung oder Anerkennung. An der Spitze stehen Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung. Die Nutzung von Dating-Apps und der daraus resultierende Erfolg stehen ganz oben in dieser sehr theoretischen Pyramide. Eine „bessere Mitarbeiterbindung“, eine „höhere Identifikation mit dem Arbeitgeber“, „geringerer Krankheitsstand“ und unterm Strich „gesteigerte Produktivität und Effizienz“, sowie eine „verbesserte Außenwahrnehmung“ versprechen sich dieAnhänger dieser Theorie.

Im Fall von Laura Martin könnte sich all das allerdings als Seifenoper erweisen. Nach dem zweiten Treffen jedenfalls stellte sich heraus, dass aus Sympathie möglicherweise doch keine Liebe wird. Es könnte damit sein, dass Dating-Apps als Benefits-Programm sogar eine kontraproduktive Wirkung entwickeln.

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