Innovation & Future Hat sich’s ausgegoogelt? Schon diese Woche könnte Sam Altman die mächtigste Suchmaschine der Welt angreifen

Hat sich’s ausgegoogelt? Schon diese Woche könnte Sam Altman die mächtigste Suchmaschine der Welt angreifen

Bislang hat Google keine wirklichen Konkurrenten. Aber diese Woche könnte sich das ändern. ChatGPTwill in das Milliardengeschäft einsteigen. Kurz vor der wichtigsten Google-Entwicklerkonferenz des Jahres plant ChatGPT-Chef Sam Altmann offenbar einen gezielten Angriff auf Alphabets Gewinnmaschine.

Hat sich’s bald ausgegoogelt? Die Quellen zu diesem Artikel wurden noch mit der größten Suchmaschine der Welt zusammengesucht, die 2023 einen Umsatz von 305,63 Milliarden US-Dollar machte. Nichts schien bislang an Google vorbeizuführen. Über den Quasi-Monopolisten, mit 25 Jahren im nach menschlichen Maßstäben fittesten Alter, laufen weltweit 91,54 Prozent aller Suchen, pro Minute 5,9 Millionen Aufträge, die sich durch einen Datensatz von mehr als 100 Millionen Gigabytes wühlen. Doch der unbezwingbar erscheinenden Riese bekommt möglicherweise einen smarteren Konkurrenten: ChatGPT, gewissermaßen ein Baby-David mit gerade mal anderthalb Jahren, aber bereits der Führer der neuesten Stufe der digitalen Weltrevolution, fordert Google heraus.

ChatGPT will dem Vernehmen nach mit einer KI-gesteuerten Suchmaschine namens „ChatGPT Search“ ab dem 9. Mai auf Google-Jagd gehen. Das kam nicht durch eine Pressemitteilung des US-Softwareunternehmen OpenAI heraus, zu dem ChatGPT gehört, sondern weil r/singularity, ein offensichtlich aufmerksamer User der Plattform Reddit (oder ein Mitarbeiter von Altman, der einen Testballon steigen lassen sollte) dort postete: „New OpenAI Search engine? ‚search.chatgpt.com‘ domain and SSL cert have been created.“ Die Domaine und das SSL-Zertifikat mit dem kryptografischen Schlüssel sind also bereits angemeldet.

Folgt man der Spur und gibt search.chatgpt.com in seinen Browser ein, heißt es dort allerdings nur „Server not found“. Aber klar, wir schreiben ja auch noch nicht den 9. Mai.

Sollte es zu www.search.chatgpt.com kommen, könnte diese auf künstlicher Intelligenz gründende Entwicklung die erste ernsthafte Bedrohung für Google werden, das bisherige Marktteilnehmer wie Bing, Yahoo, Baidu oder Yandex allenfalls in deren begrenzten Heimatmärktes, nicht aber auf globaler Bühne als Konkurrenten wahrnimmt.

Die neue Suchmaschine basiert auf der Technologie von ChatGPT und nutzt große Sprachmodelle (LLMs), um Suchergebnisse auf eine innovativere und interaktivere Weise zu generieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Suchmaschinen, die oft statische Links und Anzeigen liefern, plant ChatGPT Search, eine tiefere Integration von KI zu bieten, die es Benutzern ermöglicht, direkt Fragen zu stellen und interaktive Antworten zu erhalten. So soll generative KI mit umfangreichen Online-Daten kombiniert werden.

Die Details zu ChatGPT Search sind noch spärlich, jedoch sprechen die Aktivitäten wie die Registrierung der Domain eine deutliche Sprache. Der Start würde strategisch kurz vor dem 15. Mai angesetzt sein, dem Datum, an dem Google seine bislang größte Entwicklerkonferenz starten will. Das wäre natürlich eine Kampfansage von Sam Altman an Sundar Pichai, dem Google-Chef, der inzwischen auch den Mutterkonzern Alphabet leitet. Und der Termin spricht für das hohe Vertrauen ins neue Produkt, das die Altman-Truppe damit verbreitet.

ChatGPTSearch kann allerdings der Durchbruch nur gelingen, wenn es diese sechs Kriterien erfüllt, die Altman selbst formuliert:

  1. Ausweitung der Ergebnisse auf Echtzeit und Last-Minute-Entwicklungen, indem News-Sites und Social Networks ständig durchforstet und abgefischt werden;
  2. Auflistung der Suchergebnisse nach informativem Gehalt des Links, nicht nach Anzeigenerlös daraus;
  3. Multi-, nein: Omnilingualität und das Aufspüren, Finden und Auswerten von Quellen in Originalsprachen nicht nur in englisch, chinesisch, arabisch, spanisch, sondern auch in polnisch, nepalesisch, baskisch, vietnamesisch und jeder afrikanischen Bantu-Sprache; spätestens dann, wenn sich AI und Quantum-Computing verbinden, ist das technisch möglich;
  4. Verbindung mit KI: Die Suchmaschine spuckt nicht nur Suchergebnisse aus, sondern schreibt per gesonderter (bezahlter?) Auftragsfunktion gleich einen Artikel, einen Brief, einen Redeentwurf zu dem Thema der Recherche;
  5. Vertrauensgarantie I: Die Suchmaschinenergebnisse werden gleich überprüft, offenkundig Fake News und Deep Fakes ausgesondert – bei Ergebnissen, die nicht „etabliert“ sind oder von führenden Wissenschaftlern geteilt werden, aber gleichwohl richtig sein können, werden entsprechende Skepsis-Hinweise angefügt;
  6. Vertrauensgarantie II: Je intelligenter die Software wird, desto wichtiger ist es, den User zu überzeugen, dass keine Daten von ihm, keine Suchanfragen missbraucht oder gegen ihn verwendet werden.

Das hinzubekomen, „wäre cool“, sagt Altman in einem Interview mit dem Informatiker und Podcaster Lex Fridman. Der CEO von OpenAI sprach mit ihm über die Ambitionen des Unternehmens, die Websuche neu zu definieren. Altman kritisierte das aktuelle Modell von Suchmaschinen, das oft auf Anzeigen und einfache Links ausgerichtet ist, und deutete an, dass ein KI-gesteuerter Ansatz den Benutzern helfen könnte, Informationen effizienter zu finden und zu nutzen. Altmann kündigte an: „Wenn wir eine bessere Suchmaschine als Google bauen können, dann sollten wir das tun.“ Das wäre aber eine Untertreibung dessen, was KI tatsächlich sein kann: „Google zeigt Ihnen 13 Anzeigen und zehn blaue Links, was eine Möglichkeit ist, Informationen zu finden, aber das Spannende für mich ist, dass es vielleicht einen viel besseren Weg gibt, den Menschen zu helfen, Informationen zu finden und darauf zu reagieren.“

Der vorgeschlagene Ansatz für ChatGPT Search scheint dem von Google Gemini ähnlich zu sein, das auch KI-gestützte Analysen und Links zu Quellen integriert, jedoch plant OpenAI, dies mit Echtzeitdaten zu erweitern, um unmittelbare und relevante Antworten zu bieten. Dies könnte insbesondere die Begrenzungen aktueller Suchmaschinen überwinden, die auf Daten basieren, die zum Zeitpunkt des Trainings aktuell waren, aber keine dynamische Aktualisierung erlauben. Altman will noch vor Ende dieses Jahrzehnts AGI auf den Markt bringen, also Artificial General Intelligence, (Künstliche allgemeine Intelligenz), ein völlig autonomes Computerprogramm mit der Fähigkeit, jede intellektuelle Aufgabe zu verstehen oder zu lernen, die ein menschliches Hirn ausführen kann. 

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