Life & Style Die Schöffin: Die Justiz ist blind. Und das ist gut so

Die Schöffin: Die Justiz ist blind. Und das ist gut so

Ein Prozess irgendwo in Deutschland. Ich bin Luise. Als Schöffin eingeteilt. Zum ersten Mal sitze ich in einem Strafprozess. Ein Griff ins nackte Leben – und Überleben. Ich bin ahnungslos und erschüttert. Das ist mein Protokoll. Heute: das Urteil.  

Tag acht der Verhandlung. Er wird mit einem Urteil enden. Wir erfahren vom Opfer: Sie hatte zwischenzeitlich Selbstmordgedanken. Sie hat Albträume und große Angst. Sie wird vom Angeklagten gezwungen, sich von Social-Media-Kanälen abzumelden. Einmal hat sie sich heimlich wieder angemeldet und erhielt direkt eine Ohrfeige. Zu einer Familienfeier musste das Opfer alle Details (wer kommt, wo findet sie statt) an den Angeklagten geben, bevor sie hingehen durfte. Die mitangeklagten Frauen haben dem Opfer immer das Gefühl gegeben, nichts richtig zu machen. Sie lässt sich aus Angst vor Prügel immer wieder auf ungeschützten Sex mit dem Angeklagten ein. Zum „Hurenpass“ wird ein HIV-Test gemacht, den Pass muss sie abgeben.

Danach wird der Polizist befragt, der das Opfer direkt nach der Befreiung vernommen hat. Er spricht sachlich, chronologisch. In der Wohnung fanden sich Bargeld, Messer, Koks, Tablets, das Smartphone vom Opfer, zur Auswertung sichergestellt. Eingenommenes Geld habe das Opfer in Beuteln gesammelt und an die Mitangeklagten abgeben müssen. Sie ist durch eine Krise mit einem Ex-Freund und finanzielle Schwierigkeiten an den Angeklagten gekommen. Zunächst hat sie ihre Dienste aus einer Wohnung heraus angeboten, bis der Angeklagte auftauchte. Es wurde professionell. Auch sie wurde von ihm verprügelt, aber nicht so heftig wie das Opfer. Sie hat dem Opfer gesagt: „Hier kommst du nicht mehr raus.“

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