Green & Sustainability Wie grüne Versprechen vom billigen Strom eine deutsche Industrie-Ikone in Wanken bringen 

Wie grüne Versprechen vom billigen Strom eine deutsche Industrie-Ikone in Wanken bringen 

Im Stahlwerk Georgsmarienhütte haben sie früh auf Strom als Energie für ihre Hochöfen gesetzt. Ganz so wie es der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck will. Doch dann schoss der Strompreis in die Höhe und vernichtet jede Perspektive für die innovativen Stahlkocher. Das Ende der Produktion in Deutschland steht bevor. 

Merkwürdige Wendungen der Geschichte waren für das Stahlwerk Georgsmarienhütte schon immer Begleiterscheinungen. Dass die an sich gesunde Industrie-Ikone in Familienhand nun womöglich abgebaut wird und Richtung Ausland verschwindet, wäre allerdings mehr. Doch genau damit droht Anne-Marie Großmann. Sie hat das Stahlwerk, das ihr Vater schon mal vor dem Untergang gerettet hat, übernommen. Sie hat daraufgesetzt, dass der grüne Strom, den die Regierung versprochen hat, kommt. Und sie muss nun feststellen, dass dieser Weg möglicherweise in einer Sackgasse endet. 

Der Vater Jürgen Großmann hatte das marode Stahlwerk in der Stadt bei Osnabrück, die nach dem Unternehmen benannt ist, einst übernommen und neu aufgebaut. Es war eine unternehmerische Großtat. Ziemlich glänzend stand sie dann da: Die Firma zählt nach eigener Darstellung zu den führenden europäischen Anbietern für hochwertigen Rohstahl, Blankstahl und Edelbaustählen. Der Stahl wird auf Basis von Schrott über die Elektrolichtbogenofenroute hergestellt. „Hierdurch leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und sind Vorreiter in der nachhaltigen Stahlerzeugung“, können die Stahlkocher stolz von sich sagen.  

Doch die die Tochter steht nun womöglich vor dem Ende der Produktion im Inland – doch keineswegs aus den Gründen, aus denen manche Erben das Vermögen der Gründer verspielen. Vielmehr sind düstere Aussichten bundesweit der aktuelle Standard bei mittelständischen Industrieunternehmen. Manche trifft es besonders hart. Obwohl sie vermeintlich alles richtig gemacht haben. Die Georgsmarienhütte Holding ist eine dieser Unglückskandidaten: Großmann Junior folgte den Visionen der Politik, glaubte etwa den Worten und kühnen Projektionen eines grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck und schuf darauf bauend eigene Zukunftsszenarien. Machte einen „Green Deal“ mit sich selbst und betrieb das ehrgeizige Vorhaben emissionsarmer, umweltfreundlicher Herstellung sogenannten grünen Stahls auf heimischem Boden. Die Energie dazu sollte künftig aus grünem Wasserstoff kommen, wie regierungsseitig tagein, tagaus propagiert. Die Zukunft, die man braucht, um das alltagstauglich zu entwickeln, wurde und wird allerdings gerade so gut wie abgedreht.  

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