J.D. Vance droht Deutschland mit Truppen-Abzug – weil ein deutscher Verlag seinen Buchvertrag kündigte?
In Amerika werden solche Entwicklungen mit Unverständnis beobachtet. Zwar ist Präsident Donald Trump selbst nicht unbedingt ein Anhänger des demokratischen Diskurses. Gerade erst schloss er einen AP-Korrespondenten von Pressebriefings im Weißen Haus aus, weil sich die Nachrichtenagentur seiner neuen Sprachregelung verweigert, wonach der „Golf von Mexiko“ nunmehr „Golf von Amerika“ zu benennen sei. Aber im Weißen Haus hat der Präsident nun einmal Hausrecht. Darum wird sein Vorgehen anders gewichtet als der europäische Umgang mit Religionsfreiheit für christliche Abtreibungsgegner oder mit regierungskritischen Posts in den Netzwerken, etwa das „Schwachkopf“-Meme zu Wirtschaftsminister Habeck, das zu einer Hausdurchsuchung führte. In den USA wäre so etwas völlig von der Meinungsfreiheit gedeckt. Entsprechend alarmiert waren daher US-Fernsehzuschauer, als vor wenigen Tagen eine „60 Minutes“-Ausgabe des keineswegs konservativen oder Trump-nahen Fernsehsenders CBS drei deutsche Staatsanwälte auf ihrer Jagd nach sogenannten „Hass-Verbrechen“ im Internet begleitete.
J.D. Vance hat übrigens seine sehr persönlichen Erfahrungen gemacht mit intellektueller Toleranz in Deutschland. Er ist der Autor des 2016 erschienen Bestsellers „Hillbilly Elegy“. Darin beschreibt der spätere Yale-Absolvent und Selfmade-Millionär sein schwieriges Aufwachsen in einem rauen Städtchen im „Rust Belt“, dem einstigen industriellen Zentrum der USA. Es ist inzwischen heruntergekommen zu Ortschaften mit häufig verelendeten weißen Familien, mit Alkoholkonsum und Drogen. Das Buch fand rasch auch einen deutschen Verlag. Die Autobiografie des jungen Amerikaners habe ihn „zu Tränen“ gerührt, sagte Olaf Scholz.
Vance verstand sich in dieser Zeit als „Never-Trumper“. In einer Facebook-Mitteilung an einer Vertrauten warnte er, Trump könne zu einem „amerikanischen Hitler“ werden. Das war bemerkenswert für einen Mann aus einer „abgehängten“ Gesellschaftsschicht, die 2016 maßgeblich zum Aufstieg von Trump beigetragen hat.