Green & Sustainability „Sanctuaries“ für Wale und Delfine: Ein irreführendes Paradies? 

„Sanctuaries“ für Wale und Delfine: Ein irreführendes Paradies? 

Wer Tiere in Gefangenschaft hält, wird schnell zum Ziel von Tierschutzkritik. Die vermeintliche Lösung: „Sanctuaries“, Schutzgebiete, in denen Meeressäuger wie Wale und Delfine in natürlicher Umgebung leben sollen. Doch eine neue Studie bringt den hehren Gedanken ins Wanken. Eine detaillierte Untersuchung des Sea Life Trust Beluga Whale Sanctuaries in Island zeigt, dass das Konzept weit weniger effektiv ist, als uns die Tierschutzszenarien weismachen wollen. Weder das versprochene Wohlbefinden der Tiere noch die erwünschte Rückkehr zur Freiheit konnten die Forscher bestätigen. Ganz im Gegenteil: Es gibt handfeste Lücken in der Planung und Durchführung, die dringend eine Überarbeitung des Modells fordern. Was bleibt, ist eine Frage, die sowohl Tierschützer als auch die Öffentlichkeit zunehmend beschäftigt: Wie gut sind „Sanctuaries“ wirklich für Wale und Delfine? 

Island – Ganz egal, wie man grundsätzlich Haltung von großen Tieren in Zoos steht. Die jedoch von Tierschützern oft gepriesene Alternative sogenannter „Sanctuaries“ gewährleistet das Wohlergehen von Walen und Delfinen offenbar weit weniger als bislang behauptet. 

Eine verblüffende Studie, die im renommierten Journal of Zoological and Botanical Gardens veröffentlicht wurde, stellt die Wirksamkeit von Meeresschutzgebieten (sogenannte „Sanctuaries“) als optimale Lösung zur Verbesserung des Wohlergehens von Walen und Delfinen, die in menschlicher Obhut leben, stark in Frage.  Die Untersuchung konzentrierte sich auf das Sea Life Trust Beluga Whale Sanctuary in Island, in dem zwei aus einem Aquarium in China gerettete Belugawale leben.  

Nach fünf Jahren Betrieb zeigen die Ergebnisse erhebliche Grenzen des Modells der Meeresschutzgebiete auf. Trotz der Erwartung, dass eine natürliche Umgebung das Wohlergehen der Belugawale verbessern würde, stellt die Studie fest, dass die beiden Bewohner des Schutzgebiets, genannt Little Grey und Little White, 92,6 % ihrer Zeit in einem traditionellen überdachten Becken verbrachten. Lediglich 3,4 % der Betriebszeit verbrachten sie in der Bucht des Schutzgebiets, die oft als ‚natürliche Lösung‘ für ihr Wohlergehen angepriesen wird. 

Der Bericht hebt zudem Lücken in der Projektplanung und -durchführung hervor, wie etwa das Fehlen eines Verhaltensprogramms oder eines Schulungsplans für die Tiere. Die Autoren betonen, dass das derzeitige „Sanctuaries“-Modell überarbeitet werden muss, um Gesundheit und Wohlergehen der Meeressäuger gerecht zu werden. 

„Der Fall von Little Grey und Little White zeigt, dass natürliche Bedingungen allein nicht ausreichen, um das Wohlergehen von Walen und Delfinen zu verbessern. Es bedarf einer viel solideren Planung und maßgeschneiderter Lösungen“, erklärte Javier Almunia, einer der Autoren der Studie. 

Die Untersuchung zeigt auch, dass die Öffentlichkeit offenbar keinen keinen Zugang zu den wichtigsten Daten über das Wohlergehen der Wale in der Schutzzone erhält. „Versuche, detaillierte Informationen über die Überwachung des Wohlergehens der Wale direkt von den Mitarbeitern der Sanctuaries oder ihren Beratern zu erhalten, wurden durch Vertraulichkeitsvereinbarungen erschwert, die den Datenaustausch einschränken“, erklären die Autoren. Diese fehlende Transparenz sei aus Sicht der Wissenschafter aber dringend notwendig, damit die Öffentlichkeit ein vollständiges Bild von der Situation der Meeressäuger erhält. 

„Die grundlegende Hypothese, dass natürliche Umgebungen das Wohlergehen der Wale von Natur aus verbessern, scheint in der Praxis nicht zuzutreffen“, so die Autoren abschließend. 

Studie: Journal of Zoological and Botanical Gardens

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