Zoll auf Bourbon und das war’s? Europa könnte auch deutlicher werden
Viertes Folterinstrument: Sich von US-Importen noch weiter abkoppeln
2019 stammten noch 72 Prozent der Sojabohnenimporte der EU aus den USA. Seitdem hat Europa seine Bezugsquellen diversifiziert. In den ersten vier Monaten des Wirtschaftsjahres 2024/25 (Juli bis November 2024) importierte die EU nur noch etwa 31 Prozent ihres Soja-Bedarfs aus den Vereinigten Staaten. Die Importe aus Brasilien stiegen im gleichen Zeitraum auf etwa 2,3 Millionen Tonnen, was 57,9 Prozent der EU-Sojaimporte entspricht. Brasilien ist zweifellos bereit, noch höhere Soja-Mengen nach Europa zu verkaufen – und Argentinien (ist unter Javier Milei gerade sehr auf Handelspartner angewiesen!), Paraguay und Kanada veräußern das Produkt ebenfalls.
Fünftes Folterinstrument: Marktzugangsgebühren
Die EU könnte eine Marktzugangsgebühr für digitale Plattformen erheben, um ausländische Anbieter stärker zur Kasse zu bitten. Diese Gebühren könnten an Umsatz oder Nutzerzahlen gekoppelt werden, sodass sie vor allem große US-Unternehmen betreffen. Beispiel: Plattformen wie YouTube oder Facebook und Suchmaschinen wie Google könnten verpflichtet werden, für den Zugang zum europäischen Markt eine jährliche Lizenzgebühr zu zahlen. Natürlich müssten diese Auflagen auch für europäische Plattformen gelten. Ach, die gibt es gar nicht in einer nennenswerten Größe? Tja, dann ist das halt so.
Blättern wir nochmals in „The Art of the Deal“. Den nachfolgenden schönen Satz sollten alle Gesprächs- und Handelspartner des Präsidenten beherzigen: „Das Schlimmste, was man bei einem Deal machen kann, ist, verzweifelt zu wirken. Dann riecht der andere Blut, und dann ist man erledigt.“
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Von Autor Ansgar Graw ist soeben das Buch erschienen „Die Ära Trump. Chancen und Risiken für Amerika und die Welt“ (Langen Müller, 272 S., 22 Euro).