Auto2Defence: Die neue Marschrichtung der Autoindustrie
Drohnen auf Rädern als Zukunftsmarkt
Besonders vielversprechend erscheint die Produktion autonomer unbemannter Bodenfahrzeuge (A-UGV). Diese kleinen Panzerfahrzeuge gelten als künftig enorm wichtig für die Bundeswehr. Rheinmetall bietet bereits eine ganze Familie dieser fahrenden Drohnen an, „die zur Unterstützung militärischer Truppen bei gefährlichen Einsätzen, in schwierigem Gelände und bei widrigen Witterungsbedingungen entwickelt wurde“.
Der Rüstungsverband BDSV nennt diese Entwicklung „Auto2Defence“. Verbandschef Hans Atzpodien berichtet von zahlreichen Anfragen aus der Autobranche: „Daraus ist für mich zu entnehmen, dass man auch dort die Potenziale als groß einschätzt, insbesondere wenn wir uns bei Rüstung auf die Ebene von Serienproduktion begeben.“
Hürden bei der Transformation
Doch der Umbau stellt die Industrie vor Herausforderungen. „Bei der Umstellung von Fabriken müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Das fängt schon bei der Tragfähigkeit des Fußbodens an. Denn die militärischen Fahrzeuge haben ein erheblich größeres Gewicht als zivile“, erklärt Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft dem „RND“.
Zudem verlangen die Unternehmen langfristige Lieferverträge. Papperger spricht von Aufträgen über zehn Jahre: „Osnabrück wäre sehr gut geeignet, aber ich habe keine Aufträge.“ Ohne verlässliche Zeitlinien können die Firmen weder Produktionskapazitäten ausweiten noch Belegschaften vergrößern.
Grenzen des Branchenwechsels
Die IG Metall zeigt sich skeptisch. „Wir warnen davor, das Potenzial zu überschätzen. Lösungen wie bei Alstom können im Einzelfall gut funktionieren, als Blaupause für den Industriestandort insgesamt sind sie nicht geeignet“, sagt Jürgen Kerner, Vize-Chef der Gewerkschaft. Es sei fatal, nur auf Wehrtechnik zu setzen: „Vielmehr müssen die Kernbranchen der deutschen Industrie stabilisiert werden.“
Die Dimensionen sprechen für sich: Während die Autobranche inklusive Zulieferern knapp eine Million Menschen beschäftigt, arbeiten in der Rüstungsindustrie direkt nur etwa 60.000 Personen, mit Zulieferern 120.000 bis 150.000. Derzeit steuern Rüstungskonzerne nicht einmal ein halbes Prozent zur deutschen Wirtschaftsleistung bei.