Wo das Glasmännlein wohnt …
Dann endlich stellt man sein Auto auf den letzten freien Parkplatz ab, schnappt sich den Koffer, geht zur Rezeption und hat schon den ersten Fehler begangen, denn jenen holt hier doch jemand vom Service aus dem Wagen. Herrje! Und ab hier müssen wir ein wenig in die Kulturgeschichte abschweifen. Wir sind im Schwarzwald. Genau dort, wo die Sagen, Mythen und Märchen zu Hause sind. Und genau die meine ich, denn nun sprechen wir über und von Mr. Wilhelm Hauff himself. Der verfasste vor fast 200 Jahren die Legende das kalte Herz. Dessen Inhalt: Da will der arme Köhler Peter so vermögend sein wie der Tanzbodenmichel. Er verkauft deshalb sein Herz an den Teufel, spürt ab sofort nichts mehr und ist aber dafür fürchterlich reich. Danach möchte der Mann mit dem Teufel neu verhandeln, aber so geht das natürlich nicht. Wer die Magie zu verantworten hat ist das Glasmännlein sozusagen der Mittler zwischen den Welten. Über jenen heißt es bei Hauff: Schatzhauser im grünen Tannenwald, bist schon viel hundert Jahre alt, Dir gehört all´ Land, wo Tannen stehn …
Sind wir jetzt hier also an einem Ort mit sehr großem Herz angekommen? Na ja, an der Rezeption wird man brutalst freundlich begrüßt. Und zwar von Uta Schlagenhauf, der PR-Chefin des Hauses. Und ehe man es sich versieht, stehe ich mit dem ersten Glas Sekt in Zimmer 233, blickt bass erstaunt auf die Nebelwände, die sich in den Tannen Wäldern am Berg direkt vor dem Ressort festgezurrt zu haben scheinen. Und lese den Willkommensbrief. Schnell begreife ich aus der Idee, dass wir es hier mit den üblichen Schickimicki Lifestyle zu tun haben könnten, der durch solche Fünf Sterne plus Häuser sonst gerne schon mal kalt weht wird nichts. Die Bareissaner sind wirklich anders. Überall sind sie also vor den Einkaufsläden, den Restaurants, dem Spa oder der Rezeption ausgesprochen freundlich. Und zwar ist es nicht ebenjene Freundlichkeit, die man sonst oft erlebt, wenn man als Gast an einen Mitarbeiter vorbeigeht und noch aus dem Augenwinkel lugend erkennt, dass dessen Lächeln schon längst wieder aus dem Gesicht gewichen ist. Nein, das meinen die hier wirklich ernst. Alle. Immer. Egal ob Kellner, Kinderbetreuerin, ob Koch, Zimmermädchen, Zimmermann, Masseur, Chef de Rang oder die Personal Trainerin Tamara. Zu ihr kommen wir später noch. Vielleicht liegt das mit der charmanten Art ja am Mitarbeiterrestaurant, der Fortbildungsakademie oder dem Gym für die 380 Mitarbeiterinnen. Alles Menschen, die hier werkeln und wuseln und Neues ersinnen. Und vom feinen Spitzenkoch Claus-Peter Lumpp wird auch noch zu sprechen sein, denn der hat drei Michelinsterne inne. Chapeau.
Mal einfach so ein Detail: Selbst die Bareisser Butter am Morgen ist eine fabulöse Kostbarkeit, eine verlockende Überraschung, die sich mit jeder Mahlzeit und jedem Tag, an dem sie serviert wurde, a bit verändert. Diese Liebe zum Detail ist die Art, die Ressorts wie hier im Schwarzwald von so vielen anderen Luxusimmobilien auf der ganzen Welt unterscheidet. Das Bareiss und die sehr dünn gesäten anderen Orte dieses Kalibers sind der Beweis dafür, dass es eben doch noch sehr magische Orte auf dem Planeten gibt, die einen den Irrsinn und das Trübsal für ein paar Tage vergessen lassen. So jetzt aber zu Tamara, die rät mir nicht nur zum Turnschuhkauf, weil die eigenen Treter zu Hause stehen. Und das macht sie mit einer Engelsgeduld. Denn dazu hat der Concierge die fünf Schuhvarianten selbst im Dorf beim Schuhgeschäft abgeholt, damit ich die Wahl habe, was passt. Und ne halbe Stunde später stehe ich auf dem Technogym-Laufband. Alles vom Feinsten hier im Gym, selbst einen Vaha-Fitnessspiegel haben sie. Da traut sich aber wohl kaum einer ran, denn nur vierzig Stunden wurde der seit November 2024 genutzt. Videokurse oder On Demand-Livestream, viel davon gehört, jetzt mache ich mal 20 Minuten HIIT-Midlevel und weiß, wo bei meiner Fitness der Hammer hängt. Dachte, die wäre noch besser aufgestellt. Was noch? Ach nun noch zu Claus-Peter Lumpp. Der Mann ist ein begnadeter Küchenchef. Eckart Witzigmann schrieb schon vor Jahren über ihn: „Er ist einer der Besten, der Weltbesten in unserem Beruf als Koch und Gastgeber.“ Und wie das stimmt. Oder auch so, wie es Alain Ducasse, der laut Wikipedia „vom ´Guide Michelin´ als erster und einziger zeitgleich drei Sterne für drei seiner Restaurants erhielt“, es einmal schrieb: „Lumpp zeigt etwas, was im Normalfall unsichtbar bleibt und das ist der Geist des Kochens.“ Und da wären wir schon wieder beim Glasmännlein.