Work & Winning „Unternehmerisches Denken beginnt da, wo du nachts nicht schlafen kannst – und trotzdem nicht aufgibst.“

„Unternehmerisches Denken beginnt da, wo du nachts nicht schlafen kannst – und trotzdem nicht aufgibst.“

Seriengründer, Investor, Digitalberater und Innovationsexperte Carsten Puschmann führt ein Gespräch mit Andreas W. Herb über 30 Jahre Markenaufbau, die Kraft von Social Media und die Wahrheit über echte Gründermentalität.

Wenn man Andreas W. Herb begegnet, trifft man auf einen Unternehmer, der in vielen Welten zu Hause ist: Getränkebranche, Markenentwicklung, Vertrieb – aber auch auf Social Media. Der Gründer der MBG Group hat früh gegründet, skaliert und sich nie auf Fremdkapital verlassen. Heute steht er an der Spitze eines Unternehmens, das nicht nur Produkte verkauft, sondern eine Community bewegt. Ein Gespräch über Mut, Mindset – und die ungeschminkte Realität hinter unternehmerischem Erfolg.

Andreas, du hast dein Unternehmen 1993 gegründet – ohne Investoren, ohne Absicherung. Wie war dein Einstieg ins Unternehmertum?

Es war ein Mix aus jugendlichem Übermut und tiefem inneren Antrieb. Ich komme aus einer Familie, in der meine Tante in München Feinkostgeschäfte führte. Das hat mich früh neugierig gemacht. Ich wollte mein eigenes Ding machen – mit 22, 23 Jahren. Damals gab’s kein Internet, keine Förderprogramme. Nur einen Kofferraum voll Ware und der Glaube, dass sich Einsatz am Ende auszahlt.

Heute würde man sagen: Du hast „gebootstrapped“.

Komplett. Es gab keine Alternative. Ich habe gelernt, mit minimalem Risiko maximal zu agieren. Zahlungsziele waren heilig, Liquidität war alles. Ich habe Kunden nur gegen Vorkasse oder per Lastschrift beliefert, Lieferanten um Zahlungsaufschub gebeten – und jeden Euro dreimal umgedreht. Heute nennen das viele „Cashflow-orientiertes Wachstum“, ich nenne es: Überleben.

Gab es Momente, in denen du wirklich am Limit warst?

Unzählige. Ich erinnere mich an 8.000 Kühlschränke, die ich in Schweden bestellt habe – ohne zu wissen, wie ich sie bezahlen soll. Oder an Container voll Eistee aus den USA, für den in Deutschland noch niemand bereit war. Das hat mich fast die Existenz gekostet. Aber genau diese Situationen formen dich. Da zeigt sich, ob du wirklich Unternehmer bist – oder nur den Titel trägst.

Du hast heute eine enorme Social-Media-Reichweite. Wie kam es dazu?

Lustigerweise aus Frust. Ich war mit Influencer-Kampagnen unzufrieden – zu teuer, zu ineffektiv. Also habe ich gesagt: Ich mache das selbst. Ohne Skript, ohne Agentur. Einfach ich, meine Marke, mein Handy. Das war Ende 2022. Heute erreichen meine Inhalte Millionen. Und der ROI ist höher als bei jeder klassischen Werbeform.

Was war der größte Aha-Moment auf Social Media?

Dass Echtheit unschlagbar ist. Die Menschen wollen keine perfekt choreografierte Werbung, sie wollen wissen, wer hinter einer Marke steht. Ich spreche über meine Learnings, über Fehler, über Erfolge. Ich zeige unser Lager, unsere Supermarktaktionen, meine Badewannen-Insights. Und plötzlich melden sich Gastronomen, Händler, Start-Ups, sogar internationale Hotelketten – alle über Instagram, LinkedIn oder TikTok.

Du sagst, Sichtbarkeit ist unternehmerisch entscheidend. Warum machen das so wenige CEOs?

Weil sie Angst haben. Angst vor Kritik, Angst vor Kontrollverlust, Angst, nicht souverän zu wirken. Dabei ist es genau umgekehrt: Wer sich traut, zeigt Führungsstärke. Ich sehe es doch täglich – unsere Sichtbarkeit zahlt auf Vertrauen, Markenbindung und Geschäftserfolg ein. Jeder Gründer sollte lernen, sich selbst zu positionieren.

Was sind deine drei wichtigsten Learnings aus über 30 Jahren Unternehmertum?

Erstens: Du brauchst ein belastbares Zahlenverständnis. Wer seine BWA nicht lesen kann, verliert die Kontrolle.
Zweitens: Unternehmersein heißt, mit Unsicherheit umgehen zu können. Du wirst oft allein dastehen. Das muss dir klar sein.
Drittens: Bleib du selbst. Kopiere niemanden. Authentizität ist der größte Hebel – nicht nur im Business, sondern auch im Leben.

Was gibst du jungen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg?

Hört auf, euch hinter Businessplänen und Fördermitteln zu verstecken. Macht. Testet. Scheitert. Steht wieder auf. Unternehmertum ist kein 3-Jahres-Fernziel – es ist tägliche Realität. wer bereit ist, Verantwortung zu tragen, wird erleben, wie unglaublich erfüllend dieser Weg sein kann.