KI im Job: Wie Mitarbeitende die Zukunft selbst in die Hand nehmen – und was Chefs verpassen
Künstliche Intelligenz erobert deutsche Büros – oft ohne Anleitung von oben. Die aktuelle Talent Trends-Studie 2025 der PageGroup zeigt: Beschäftigte nutzen KI eigeninitiativ für mehr Produktivität, während Unternehmen bei Schulungen und Transparenz hinterherhinken.
Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz folgt in Deutschland einem überraschenden Muster: Die Beschäftigten warten nicht auf ihre Chefs. Fast die Hälfte der Arbeitnehmenden nutzt bereits aktiv generative KI-Tools, ein Drittel davon täglich – und das häufig ohne jede Schulung durch den Arbeitgeber. Statt Jobängsten dominiert pragmatischer Optimismus. Die repräsentative Talent-Trends-Studie 2025 der PageGroup offenbart eine wachsende Kluft zwischen Unternehmensführung und Belegschaft bei der digitalen Transformation.
Selbstermächtigung statt Schulung: Wie Beschäftigte KI nutzen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 45 Prozent der Befragten arbeiten bereits mit generativer KI – ein deutlicher Anstieg gegenüber 27 Prozent im Vorjahr. Besonders bemerkenswert: Knapp ein Drittel (29 Prozent) greift auf eigene, nicht vom Arbeitgeber bereitgestellte KI-Tools zurück. Diese digitale Selbstermächtigung geschieht aus gutem Grund: 34 Prozent der Befragten beklagen unzureichende Schulungsangebote ihrer Arbeitgeber.

Die Motivation hinter der KI-Nutzung ist eindeutig leistungsorientiert. 70 Prozent der Anwender berichten von gesteigerter Produktivität, 63 Prozent können sich stärker auf sinnstiftende Aufgaben konzentrieren, und 61 Prozent verzeichnen eine qualitative Verbesserung ihrer Arbeitsergebnisse. Diese Zahlen widerlegen das Narrativ von der Jobangst: 65 Prozent der Befragten sehen in KI keine Bedrohung für ihren Arbeitsplatz, obwohl mehr als die Hälfte (52 Prozent) davon ausgeht, dass die Technologie ihre Karriereplanung beeinflussen wird.

Transparenz und Wertschätzung schlagen Gehalt
Die Studie offenbart ein weiteres aufschlussreiches Paradoxon: Trotz leicht gestiegener Jobzufriedenheit (55 Prozent gegenüber 51 Prozent im Vorjahr) ist mehr als jeder dritte Beschäftigte (36 Prozent) aktiv auf Jobsuche. Die Gründe dafür liegen weniger im monetären Bereich als vielmehr in der Unternehmenskultur.
Wertschätzung im Unternehmen steht mit 42 Prozent an erster Stelle der Zufriedenheitsfaktoren, gefolgt von einer ausgewogenen Work-Life-Balance (38 Prozent) und gutem kollegialem Zusammenhalt (36 Prozent). Das Gehalt (32 Prozent) rangiert erst an vierter Position. Goran Barić, Regional Managing Director für Nord- und Zentraleuropa bei der PageGroup, analysiert: „Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind vergleichsweise viele Fachkräfte weiterhin offen für eine neue berufliche Herausforderung. Für Arbeitgeber bleibt es daher branchen- und marktübergreifend schwierig, die passenden Talente zu gewinnen.“