„Vom Fremdeln zur Faszination: Wie KI den Mittelstand bewegt“
Auf dem DieBusinessPunk-Panel wurde zwischen Praxis, Perspektivwechsel und Potenzial diskutiert warum die Skepsis gegenüber KI oft kein Nein zur Technik ist, sondern ein Ja zur richtigen Umsetzung.
In dem Panel „KI im Mittelstand – Skepsis oder Umarmung?“ diskutierten Unternehmer, Entwickler und Berater über Chancen, Herausforderungen und Missverständnisse im Umgang mit KI – insbesondere im deutschen Mittelstand. Moderiert wurde die Diskussion von Andrea Kaiser, die selbst zugab, erst kürzlich und eher skeptisch in die KI-Welt eingestiegen zu sein. Ihr persönlicher Perspektivwechsel – vom Ablehner zur begeisterten Nutzerin von ChatGPT – bot den Einstieg in eine sehr praxisnahe Debatte.
Zentral war die Frage, warum KI im Mittelstand häufig auf Zurückhaltung trifft, obwohl die Technologie längst greifbare Anwendungen bietet. Nicole Huber von der Ameria AG etwa präsentierte mit „Maverick AI“ ein berührungsloses, lokal betriebenes Interface, das besonders im Medizinbereich Anwendung findet – etwa bei Operationen, in denen Ärzt:innen virtuelle Organe dreidimensional und ohne Brille oder Berührung betrachten und manipulieren können. Ihr Ansatz: KI erlebbar machen, ohne technische Hürden oder Datenschutzrisiken.
Benedikt Neute von Plato, selbst aus einer mittelständischen Unternehmerfamilie, stellte seine KI-basierte ERP-Automatisierung für den Großhandel vor. Sein System soll den Außendienst entlasten, Prozesse verschlanken und durch datenbasiertes Cross-Selling Umsätze steigern. Wichtig sei es, KI nicht als „magischen Knopf“ zu verkaufen, sondern als Co-Pilot, der Schritt für Schritt entlastet – nicht ersetzt.
Auch Simon Sack, Gründer von Neurologic, betonte, dass sich die Perspektive auf KI in den letzten Jahren stark verändert habe. Während er 2018 noch belächelt wurde, rennen ihm heute Unternehmen die Tür ein – nicht zuletzt wegen der Sichtbarkeit und Demokratisierung durch ChatGPT. Dennoch mahnt er zur Geduld: Generative KI sei nur ein kleiner Teil eines viel größeren Systems, das robuste Daten, Infrastruktur und langjährige Vorbereitung erfordere.
Valentina Kerst vom AI Village NRW stellte fest, dass für viele Unternehmen KI noch immer abstrakt sei. Im AI Village bringt sie daher Firmen zunächst auf ein „Level 0“: Grundverständnis, Orientierung, erste Anwendungsfelder. Entscheidend sei es, Ängste zu adressieren, Neugier zu wecken – und das über alle Unternehmensbereiche hinweg.

Robert Jakobi, Berater und Investor, zeichnete ein differenziertes Bild: Zwar gebe es viele innovationsfreudige Mittelständler, doch oft fehle es an Ressourcen, IT-Infrastruktur oder passenden Produkten. Viele KI-Lösungen seien auf Konzerne zugeschnitten – mittelständische Firmen müssten teure Anpassungen selbst tragen. Zudem bremse Unsicherheit im regulatorischen Umfeld den Fortschritt. Auch kulturell mangele es oft an Offenheit oder Know-how: „Angst entsteht durch Nichtwissen“, so Jakobi. Nur wer das Thema KI intern auf breiter Ebene verstehe, könne die Angst überwinden und Innovationen wirklich nutzen.