Vom Gipfelstürmer zum Banker-Liebling: Der Patagonia-Effekt
Gleichzeitig entdeckten Unternehmen die Westen als ideale Werbeträger. Mit dezent aufgesticktem Firmenlogo wurden sie zu beliebten Geschenken für Mitarbeiter und Kunden – ein Zeichen der Zugehörigkeit ohne aufdringliche Werbewirkung.
Der Silicon-Valley-Effekt
Der Journalist Jacob Gallagher vermutet im „Wall Street Journal“ einen weiteren Faktor: den Einfluss des Silicon Valley. Die Tech-Elite, traditionell näher an Outdoor-Kultur und Innovation als an Börsenparkett und Krawattenzwang, etablierte die Weste als Statussymbol einer neuen Wirtschaftsmacht. Was in Kalifornien begann, schwappte an die Ostküste – und mit ihm der lässigere Dresscode.
Die Banker adaptierten den Look, um sich moderner und zeitgemäßer zu positionieren. In einer Branche, die um Nachwuchstalente kämpft, signalisiert die Weste: Wir sind nicht mehr die verstaubte Finanzwelt von gestern.
Patagonias Identitätskrise
Für Patagonia selbst entwickelte sich der Boom zum zweischneidigen Schwert. Einerseits klingelte die Kasse, andererseits drohte die Marke ihr umweltbewusstes Image zu verwässern. 2019 zog das Unternehmen die Notbremse: Nur noch Firmen mit nachhaltigem Profil durften ihre Logos auf Patagonia-Produkte sticken lassen.
Zwei Jahre später folgte der nächste Schritt: komplett keine Bestickung mehr. Zu oft landeten personalisierte Westen nach Jobwechseln im Müll – ein Albtraum für eine Marke, deren Gründer Yvon Chouinard sein Unternehmen an den Planeten „verschenkt“ hat.