Zwischen Familientradition, neuem Mindset und unternehmerischer Verantwortung – mit Dr. Friederike Driftmann-Egelhof, Vorsitzende der Geschäftsführung, CEO Peter Kölln GmbH & Co. KGaA
Seriengründer, Investor, Digitalberater und Innovationsexperte Carsten Puschmann führt ein Gespräch mit Dr. Friederike Driftmann-Egelhof.
Wer ein Unternehmen in siebter Generation führt, trägt nicht nur Verantwortung – sondern auch Geschichte. Wie schafft man es, Bewährtes zu bewahren und trotzdem Neues zu wagen? Frau Dr. Friederike Driftmann-Egelhof, entwickelt das Familienunternehmen ihrer Eltern mit frischem Blick, klarer Haltung und einem starken Purpose weiter. Zwischen Traditionsstandort in Norddeutschland und internationaler Expansion erzählt sie, wie sie sich auf die Nachfolge vorbereitet hat, warum täglicher Sport ihre Resilienz stärkt – und was sie jungen Nachfolger:innen mit auf den Weg gibt.
Carsten: Liebe Friede, herzlich willkommen bei How to Hack. Bevor wir richtig loslegen: Wie startest du normalerweise in deinen Tag – hast du ein festes Ritual?
Friederike: Hi Carsten, danke für die Einladung! Ja, ich habe mir tatsächlich erst dieses Jahr ein festes Ritual angeeignet: jeden Tag Sport. Meistens Indoor Cycling, entweder früh morgens oder abends. Das ist mein Weg, um Energie zu tanken und resilient zu bleiben.
Carsten: Du führst euer Familienunternehmen in siebter Generation. Wie kam es dazu, dass du wusstest: „Irgendwann werde ich das mal übernehmen“?
Friederike: Ich bin quasi auf unserem Firmengelände groß geworden. Das war mein Abenteuerspielplatz und mein Zuhause. Meine Eltern und Großeltern haben hier gelebt und gearbeitet, das Büro war direkt nebenan. Ich habe alles miterlebt: gute Zeiten, Krisen, wie man in der Familie diskutiert und dann Entscheidungen trifft. Schon früh war für mich klar, dass ich eines Tages Verantwortung übernehmen möchte.
Carsten: Aber du hast zunächst Jura studiert und warst in ganz anderen Jobs unterwegs, unter anderem in der Unternehmensberatung. Wie hast du in dieser Zeit das Familienunternehmen „von außen“ begleitet?
Friederike: Ich war immer irgendwie mit einem Bein dabei, sei es im Aufsichtsrat oder als aktive Gesellschafterin, obwohl ich operativ in ganz anderen Unternehmen gearbeitet habe. Klar war das manchmal ein Spagat, nachts nochmal Anrufe aus dem Unternehmen, obwohl ich gerade in Mumbai auf einem Projekt saß. Aber für mich war es wichtig, Fehler woanders zu machen und so viel wie möglich zu lernen, bevor ich mich zu 100 % aufs Familienunternehmen fokussiere.
Carsten: Wie gehst du mit dem Druck um? Gerade ein Traditionshaus in siebter Generation führt ja schnell zu Erwartungen: Du sollst Bewährtes erhalten, aber trotzdem Innovation vorantreiben.
Friederike: Druck ist definitiv da, und ich setze ihn mir auch selbst. Deshalb war es mir wichtig, sehr gut vorbereitet ins Unternehmen zu kommen. Ich wollte nicht naiv ankommen und nach ein paar Monaten scheitern. Gleichzeitig bedeutet Tradition für mich keinen Stillstand. Man kann und muss aus der Historie lernen, aber es braucht auch einen sanften Wandel, damit wir zukunftsfähig bleiben.
Carsten: Du hast erwähnt, dass du zunächst gemeinsam mit eurem Team einen Purpose formuliert hast, bevor ihr Produkte oder Strategie verändert. Wie lief das genau ab?
Friederike: Wir haben Workshops organisiert, mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen. Dort haben wir diskutiert: „Was treibt uns an, wofür stehen wir jeden Tag auf?“ Erst als wir das klar hatten, haben wir die Strategie für unsere Marke überarbeitet. Unser Claim „Macht dich stark“ drückt dieses Selbstverständnis aus: Wir wollen Menschen stärken – und das nicht nur funktional durch gute Produkte, sondern auch emotional.
Carsten: Trotz aller Tradition sprichst du von neuen Kategorien und internationaler Expansion. Wie passt das zum alten Standort in Norddeutschland?
Friederike: Wir bleiben an unserem historischen Standort, das ist Teil unserer Identität. Aber wir schauen natürlich über den Tellerrand. Wir wollen neue Produkte launchen, die auf moderne Ernährungsbedürfnisse abgestimmt sind – weniger Zucker, klare Zutatenlisten. Gleichzeitig bauen wir ein internationales Team auf, das Ideen aus anderen Märkten zu uns holt. Mein Ziel ist, dass wir in ein paar Jahren nicht nur „Export“ machen, sondern echte Innovationsimpulse aus dem Ausland zurück ins Unternehmen bringen.
Carsten: Zum Schluss: Dein Rat an junge Leute, die ebenfalls ein Familienunternehmen übernehmen?
Friederike: Erstmal: Überlegt es euch sehr bewusst. Macht euch klar, dass das kein Job ist, sondern eine Lebensaufgabe. Holt euch Resilienz, sei es durch Sport oder ein stabiles soziales Umfeld. Und wenn ihr euch entscheidet, dann macht es richtig. Habt keine Angst vor Fehlern, aber seid bereit, jeden Tag ein Stück weiterzulernen – und die Leute um euch herum gleich mit.