Productivity & New Work So geht Meditation im Office: „Unser Geist ist ein Werkzeug“

So geht Meditation im Office: „Unser Geist ist ein Werkzeug“

Es ist einer dieser Tage, an denen alles gleichzeitig brennt und man keine Ideen fürs Feuerlöschen hat. Der eine Text, der seit Wochen liegen geblieben ist, die nächste virtuelle Besprechung zur Strategie, und dann klingelt erst mal das Telefon. Stress breitet sich in meinem Körper aus. Als Anspannung, ja Verkrampfung, ich kann es spüren. Aber nichts dagegen tun. Verheddere mich in einer Liste aus Hunderten To-dos. Mache alles nur noch schlimmer, indem ich mich deswegen unter Druck setze.

Abhilfe muss her: Ich brauche so etwas wie einen Zauberspruch, um mich wieder auf den Boden zu bringen. Und von den legalen Methoden erscheint mir Meditation am praktikabelsten. Sicher, lange galt gerade das Brennen als erstrebenswert, zelebrierten Jungmanager:innen und Gründer:innen die Kultur des Niemals-zur-Ruhe-Kommens. Aber viele brannten dabei tatsächlich aus. Und merkten, dass sie mit sich selber nachhaltiger umgehen müssen. Denn wer will schon eine fossile Ressource sein, die irgendwann verbraucht ist? An diesem Punkt stand auch Peter Beer.

Der Regensburger hat gerade ein Buch zur Meditation veröffentlicht. Er ist Psychologe und Trainer. Heute jedenfalls, wie er mir im Videocall erzählt. Denn mit Mitte 30 hat Beer schon eine andere Karriere hinter sich. Und eine ganz schön harte Zeit.

Von außen betrachtet führte Beer ein erfolgreiches Leben, arbeitete als Ingenieur in der Autoindustrie, verdiente gut. Aber es fühlte sich an wie die Hölle. Er sagt: „Ich war völlig ausgebrannt. Bis zu einem Punkt, an dem ich nachts schweißgebadet aus Panikattacken aufgewacht bin.“

Foto: Promo

Peter Beer ist studierter Ingenieur und Autor des Buches „Meditation“. Als er merkte, dass ihm der tägliche Nine-to-five-Job zu schaffen machte, begann er, sich intensiv mit Meditation zu befassen.

Irgendwann steht er morgens vor dem Spiegel, hat dunkle Ringe unter den Augen und sagt, dass er sich selbst nicht mehr erkannt hätte. Beer merkt, dass er etwas ändern muss, entscheidet sich damals, seine Stelle auf Teilzeit zu reduzieren. Die frei gewordenen Stunden nutzt er, um Psychologie zu studieren, liest Bücher über Meditation, besucht Seminare. „Ich habe gemerkt, da bewegt sich was. Meine alten Vorstellungen, wie die Welt funktioniert, wie man glücklich wird, sind zerbröselt, und etwas Neues hat begonnen.“

Tatsächlich strahlt Beer heute eine erstaunliche Ruhe aus. Als ich mich in den Videoanruf einschalte, sitzt er vor der Kamera wie eine Statue, die Augen geschlossen, völlig in Ruhe. Zugleich erkennt man in Beer immer noch ein klein wenig von dem Autoingenieur, der er vor gar nicht so langer Zeit war. Zusammen mit dem süddeutschen Einschlag in der Sprache kommt das jedweden unguten Guru-Assoziation zuvor.

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