Leadership & Karriere Aaron Brückner: „Social Media ist kein Nice-to-have mehr“

Aaron Brückner: „Social Media ist kein Nice-to-have mehr“

Lang lebe Social Media: Gründer und Autor Aaron Brückner über digitale Visitenkarten, Recruiting und Vorreiter Youtube.

Herr Brückner, Sie haben eine Agentur gegründet, die Unternehmen hilft, Social-Media-Reichweite aufzubauen. Ab wann ist der digitale Auftritt für ein Unternehmen unverzichtbar?

Es kommt immer auf das Ziel des Unternehmens an. Viele haben grundsätzlich das Problem aufzufallen. Andere Unternehmen haben einen riesigen Schmerz, wenn es um Recruiting von Nachwuchskräften geht. Die Alternative wäre, auf Messen zu gehen und Stellenanzeigen zu schalten. Das kann wirksam sein, aber um einen Unterschied zu machen, führt kein Weg an Social Media vorbei, das ist der kürzeste Weg zur Zielgruppe.

Haben Sie hierfür ein Beispiel?

Insbesondere in einer Branche wie der Erziehung ist der Fachkräftemangel eklatant. Ein Kunde von uns ist ein Unternehmen, das knapp 20 Kitas in Deutschland betreibt. Unsere Content-Strategie unterstützt dabei, Reichweite aufzubauen, um daraus Bewerbungen zu generieren. Social Media ist kein Nice-to-have mehr. Social Media kann Alleinstellungsmerkmal und Gamechanger bei den unterschiedlichsten Unternehmenszielen sein.

Sogar einige Ärzt:innen haben das erkannt und starten jetzt ihr Personal Branding, zum Beispiel auf Tiktok. Sinnvoll oder albern?

Das ist wie eine digitale Visitenkarte. Mit einem Social-Media-Kanal kannst du viel mehr machen, viel proaktiver sein als mit einer einfachen Website. Du wirst leichter gefunden, und Menschen können sich besser über dich informieren.

Und was ist mit klassischen B2B-Unternehmen, die seit Jahrzehnten erfolgreich sind?

Wer denkt, Social Media nicht zu brauchen, hat noch nicht begriffen, dass wir in einer digitalen Welt leben. Lasst uns die Welt mal fünf bis zehn Jahre weiterdrehen. Wer dann immer noch unsichtbar in der digitalen Welt ist, wird Probleme bekommen. Sei es im Sales, Branding oder Recruiting.

Ein Gegenbeispiel: Die globale Kosmetikmarke Lush hat 2021 bewusst ihre Social-Media-Accounts eingestellt.

Das ist spannend, mit denen würde ich mich gerne mal treffen. Sie werden sich etwas dabei gedacht haben, aber für mich ist das so, als ob man im Fußball einen Elfmeter freiwillig von der Mittellinie schießen will. Wenn man freiwillig auf Social Media verzichtet, hoffe ich, dass man sich das gut überlegt hat.

„Auffällig gut“ ist am 25.4. erschienen

Warum haben Sie sich dazu entschieden, gleich ein ganzes Buch über Social Media zu schreiben?

Der Auslöser war ein Linkedin-Post. Ich habe sehr aktive und weniger aktive Phasen auf Linkedin. Ich habe mal ein halbes Jahr nichts gepostet, weil ich gemerkt habe: Ich kann nicht alles gleichzeitig. Ich kann nicht einen Podcast und eine Firma aufbauen, ich kann nicht auf Linkedin über alles berichten und so tun, als ob mir das alles total leichtfällt. Das war die Quintessenz meines Posts. Ich dachte: Ist das zu persönlich? Aber der Post ist einer meiner erfolgreichsten. Darüber hat mich mein heutiger Agent entdeckt, und wir haben das Buch entwickelt.

Aber viele Linkedin-Posts sind doch oft dasselbe, leeres Gerede.

Das Gefühl kenne ich vom Fernsehprogramm. Wenn ich den Fernseher anschalte, kommt nur Grütze. Linkedin finde ich noch nicht so schlimm. Menschen teilen nicht nur fachliche, sondern auch vermehrt persönliche Dinge. Über Geschmack lässt sich immer streiten, aber der Markt richtet sich nicht nach meiner persönlichen Meinung. Das Problem ist nur, dass viele nicht wissen, wie sie ihre Themen richtig rüberbringen. Es heißt immer: Kauf mich, klick mich. Es ist, wie wenn man sich auf einen Marktplatz stellt und versucht, noch lauter zu schreien als alle anderen. Das funktioniert einfach nicht.

Wie funktioniert es stattdessen?

In aller Kürze: Geben ist seliger als Nehmen. Wichtig ist auch, sich zu zeigen. Ich möchte sehen, mit wem ich es zu tun habe. Dabei übertreiben es manche ins Maßlose mit gestellten Fotos und bedeutungsschwangeren Sprüchen. Entscheidend sind die ersten drei Zeilen, die Hook, der Anker. Und vergiss Hashtags. Die werden auf Linkedin völlig überbewertet.

In Ihrem neuen Buch stellen Sie die zehn Gebote für Social Media auf. Welches Gebot ist das Wichtigste?

Das erste Gebot: Geh mit der Zeit. Das machen viele nicht. Die Welt verändert sich schnell, und mit der Zeit zu gehen heißt aktuell, also 2023: vertikale Videos produzieren. Das ist der wichtigste Content, den kannst du auf Tiktok, Youtube Shorts, Instagram, Reddit, Pinterest posten. Sogar Spotify verpasst sich jetzt einen Tiktok-Touch.

Welche Plattform wird hier in Zukunft die Oberhand haben?

Die Platzhirsche sind aktuell Google und Meta. Vor allem Youtube. Youtube ist extrem smart darin gewesen, von Tiktok zu lernen, und ist damit aktuell der größte Konkurrent von Tiktok. Youtube ist ein gutes Beispiel dafür, dass es Social Media noch lange geben wird.

Da ist das Ding! Dieses Mal dreht sich in unserem Dossier alles um das Thema Immobilien und den Traum vom Eigenheim. Außerdem haben wir Netflix-Showrunnerin Anna Winger getroffen und die Brüder Ahmed und Mike Chaer, die deutsches Wrestling groß machen wollen. Viel Spaß beim Lesen! Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

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