Life & Style Kolumne: Micha Fritz über die Magie zwischen Graffiti-Fans und Privatiers

Kolumne: Micha Fritz über die Magie zwischen Graffiti-Fans und Privatiers

Eine Kolumne von Micha Fritz

Ich bin Aktivist. Und irgendwie Social-Business-Punk. Ich richte mich ehrlich gesagt nicht einfach an eine Zielgruppe, sondern mit unterschiedlichen Projekten spreche ich unterschiedliche Menschen an und wechsle zwischen ihnen hin und her. Die armen Marketingleute, die das jetzt lesen …

Warum ich das trotzdem mache? Natürlich, weil es Spaß macht. Ich schaffe es nicht, nur an einem Projekt zu arbeiten, ohne andere an- zustoßen. Unterschiedliche Projekte mit unterschiedlichen Zielen – und eben Zielgruppen – das reizt mich. Gleichzeitig bedeutet Aktivismus für mich, verschiedene gesellschaftliche Themen anzusprechen. Dafür will ich so viele Menschen wie möglich aktivieren.

Ich gebe euch ein Beispiel, das mir zeigt, warum in dieser Art der Arbeit ein Zauber liegt. Nämlich mit der mittlerweile legendären Millerntor Gallery – die ist ein echtes Gesamtkunstwerk.

In einem Produktionszeitraum von sechs Wochen entsteht – durch und dank des Supports vieler engagierter Menschen – das vermutlich einzige Kunstfestival in einem Fußballstadion, dem Millerntor des FC St. Pauli.

Als Schnapsidee konzipiert, fand 2023 bereits die elfte Ausgabe statt. Wieso Schnapsidee? Also: Ich saß mit einem befreundeten Fotografen zusammen. Die Idee kam auf, seine neue Fotoserie am Millerntor auszustellen. Wir holten weitere befreundete Künstlerinnen und Künstler dazu und verwandelten ein Stadion in eine Galerie:

Street-Art an Stadionwände gesprüht, Gemälde in Stadiongängen hängend, Workshops und Panels, wo sonst Fans für Bier anstehen. Irgendwie verrückt. Doppelt verrückt, wenn man bedenkt, dass das Stadion zwei Wochen später wieder bereit sein muss, um in die nächste Bundesligasaison zu star- ten. Danke an dieser Stelle an den FC St. Pauli für das Vertrauen!

Und all das – das Gesamtkunstwerk Millerntor Gallery – gelingt durch das Zusammenspiel verschiedener Bubbles. Da sind Menschen, die sich in ihrer Freizeit engagieren. Beim Aufbau, während des Festivals zum Beispiel am Einlass, beim Abbau helfen. Da sind internationale Künstlerinnen und Künstler, die globale (Kunst-)Perspek-tiven zusammenbringen, die herausfordern, Raum nehmen und gestalten, Diskurs anstoßen.

Oder auch Companies, die das Event durch Sponsorings oder Partnerschaften ermöglichen. Unternehmerinnen und Unternehmer, die bei einer Auktion mitbieten. Content-Creators, die ihre Reichweite nutzen um auf die Millerntor Gallery aufmerksam zu machen.

Da sind Kinder, die sich mit unserem Musikprojekt Viva Alpagua die Galerie anschauen. Da sind Kunstinteressierte mit unterschiedlichen Backgrounds – vom Street-Art- und Graffiti-Fan aus St. Pauli bis zum Millionär und Privatier aus … einem anderen Stadtteil, um es mal plump zu sagen.

Genau darin liegt die Kraft dieser Veranstaltung. Ein Ort der Verbindung. Er bringt Menschen zusammen, Marken zusammen, Ideen zusammen. Diese Vielfalt macht Magie. Menschen, die sich sonst wohl nicht treffen würden, kommen an einem Ort zusammen.

Wenn dein Business das schafft – Verbindungen zwischen Menschen erzeugen –, dann ist es groß. Umso größer ist es, wenn es noch eine gute Sache unterstützt. Denn genau hier liegt die nächste Besonderheit der Millerntor Gallery und all meiner Projekte. Ich muss sie nicht groß machen, um einen fulminanten Exit hinzulegen. Ich mache das alles, um Menschen mit gesellschaftlich relevanten Themen zusammenzubringen. Es macht Spaß, mit solch diversen Zielgruppen zu arbeiten. Mehr Social-Business-Aktivismus wagen!

In unserer aktuellen Ausgabe 4/23 widmen wir uns in unserem Dossier dem Thema Biz-Konferenzen. Außerdem: Wie Digital Hotspot Vilnius weiterhin anderen Citys voraus sein will, wie die Dudes von Studio Bummens ihr Medienimperium aufbauen wollen und wie das Comeback zum Ex-Arbeitgeber souverän funktioniert. Am Kiosk eures Vertrauens und in unserem Online-Shop.

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