Life & Style Das Ende des Telefonierens? Wie junge Menschen Kommunikation neu gestalten

Das Ende des Telefonierens? Wie junge Menschen Kommunikation neu gestalten

Telefonieren ist out. Insbesondere unangekündigte Anrufe sind für viele junge Menschen extrem unangenehm, das zeigen Studien. Viele heben bei unbekannten Nummern gar nicht erst ab. Und Expertinnen und Experten sagen: Dem Telefonieren steht ein baldiges Ende bevor.

Junge Menschen telefonieren nicht mehr, sie schreiben sich auf Whatsapp oder iMessage. Einer Studie von Sky Mobile zufolge vermeidet es rund ein Viertel der 18- bis 24-Jährigen in Großbritannien aktiv zu telefonieren. Rund ein Drittel findet Telefonate außerdem unangenehm und ein Viertel würde nie unangekündigt eine Person anrufen. Zwei Drittel tauschen sich lieber über Whatsapp & Co. aus als zu telefonieren. Telefonieren wird also tatsächlich immer unbeliebter bei den jungen Menschen.

Das liegt daran, dass viele junge Menschen das Angerufen werden als Störung empfinden – wahrscheinlich umso mehr deshalb, weil man es nicht mehr gewohnt ist. Unter Freundinnen und Freunden gibt es häufig ein ungeschriebenes Gesetz darüber, dass man nicht einfach so anruft, sondern vorher eine Nachricht schreibt. Ruft einmal eine Person unangekündigt an, dann ist es meist ein Notfall.

Gerit Götzenbrucker, Wissenschafterin an der Universität Wien, bezeichnet dieses Phänomen als “Erreichbarkeitsdilemma”. Da junge Menschen ihr Smartphone durchgängig bei sich haben, wollen sie ganz besonders kontrollieren, wann sie erreichbar sind. Da ein Anruf als Störung empfunden wird, auf die man sofort reagieren muss, bevorzugen junge Menschen Textnachrichten. Bei diesen können sie entscheiden, wann sie darauf antworten.

Eine Person anzurufen, bezeichnet der Psychologe und Kommunikationswissenschaftlicher Peter Vorderer als ein Risiko, dem man sich aussetzt. Denn es besteht dabei immer die Möglichkeit, dass die angerufene Person gerade keine Zeit für das Telefonat hat, im Stress ist oder überhaupt nicht abhebt. Textnachrichten funktionieren anders. Denn beim Schreiben muss man sich nicht spontan auf die Situation der abhebenden Person anpassen, sondern kann den Inhalt ganz in Ruhe verfassen.

Die Kultur des Telefonierens neigt sich dem Ende zu – das denkt zumindest Oliver Ruf, Professor für Medientheorie und Mediengeschichte. Er ist der Ansicht, dass nach der Abschaffung der Telefonzellen und der Reduzierung der Festnetztelefonie nun auch bald das Telefonieren am Ende angekommen ist.

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