Work & Winning Warnsignale am Arbeitsplatz: Was tun, wenn der Vorgesetzte mich loswerden will?

Warnsignale am Arbeitsplatz: Was tun, wenn der Vorgesetzte mich loswerden will?

Fühlt sich die Arbeit wie ein Kampf an? Dein Chef könnte dich loswerden wollen. Hier sind Tipps und Strategien, um deinen Job zu retten und dich gegen unfaire Behandlung zu wehren.

Fühlt sich die Arbeit plötzlich wie ein Minenfeld an? Der Chef scheint ständig unzufrieden, und die Aufgaben werden immer unerträglicher? Es könnte sein, dass der Boss versucht, dich subtil zum Kündigen zu bewegen.

Das ist kein Einzelfall. Tatsächlich zeigt die Forschung, dass viele Manager unliebsame Mitarbeiter durch Druck loswerden wollen. Was tun, wenn man in dieser Situation steckt? Hier gibt es klare Antworten und handfeste Tipps.

Warum will der Chef, dass jemand geht?

Studien belegen, dass mehr als ein Viertel der Vorgesetzten jemanden im Team hat, den sie lieber nicht mehr sehen würden. Besonders in Zeiten von Budgetkürzungen und Umstrukturierungen versuchen Unternehmen, ineffiziente Mitarbeiter loszuwerden. Eine Umfrage von Interact zeigt, dass 37 Prozent der Manager ungern direktes Feedback geben, wenn sie negative Reaktionen befürchten. Doch was kann man tun, wenn man merkt, dass der eigene Job auf der Kippe steht?

Den Grund herausfinden

Der erste Schritt: Klarheit schaffen. Wenn der Verdacht besteht, dass der Chef einen loswerden will, sollte man das Gespräch suchen. J.T. O’Donnell, Gründer und CEO von Work It Daily, rät gegenüber „Dice“ zu einer formellen Leistungsbewertung. Das öffnet die Kommunikationswege und bietet die Chance, die eigene Position zu klären.

Wenn das Unternehmen kürzlich die Leistungskriterien verschärft hat und man plötzlich als Minderleister gilt, stehen die Chancen schlecht. Reagiert der Chef hingegen nur auf Budgetkürzungen, könnte die Übernahme neuer Aufgaben oder ein Wechsel in ein wichtigeres Projekt helfen.

Die Situation neu bewerten

Sich selbst als Opfer zu sehen, bringt nichts. Iris Charabi, Karriere- und Führungskräfte-Coach, empfiehlt, das Gespräch mit dem Chef als Chance zu nutzen, emotionale Intelligenz zu zeigen und mit Absicht zu führen. Idealerweise hat man bereits eine gute Beziehung zum Vorgesetzten aufgebaut, was offene Gespräche erleichtert. Falls nicht, sollte man selbst die Initiative ergreifen. Das Setzen eines positiven emotionalen Tons kann das Ergebnis beeinflussen.

Den eigenen Wert berechnen

Viele arbeiten still und leise im Hintergrund und werden dabei übersehen. Bevor man in das Gespräch mit dem Chef geht, sollte man eine Liste der eigenen Aufgaben und deren Wert erstellen. J.T. O’Donnell rät, die eigenen Aktivitäten und Ergebnisse konkret zu quantifizieren. Das könnte dem Chef die Augen öffnen. Und falls das Schlimmste passiert, hilft es, sich bei neuen Arbeitgebern besser zu verkaufen.

Alles dokumentieren

Jede Unterhaltung und jede E-Mail sollten dokumentiert werden, besonders wenn man glaubt, ungerecht behandelt zu werden. Wenn der Arbeitgeber unzumutbare Arbeitsanforderungen stellt, um eine Kündigung zu erzwingen, könnte das eine konstruktive Entlassung darstellen. Bei persönlichen Konflikten oder Streitigkeiten sollte man gegebenenfalls eine Beschwerde gemäß den internen Verfahren einreichen.

Freiwillige Abfindung genau abwägen

Wenn der Chef eine freiwillige Abfindung anbietet, sollte man genau überlegen, ob man das Angebot annimmt. Es könnte einfacher sein, einen neuen Job zu finden, solange man noch angestellt ist. Wird der Job jedoch gestrichen, bevor man etwas Neues gefunden hat, gibt es möglicherweise keine Abfindung. Manchmal ist es besser, mit Geld in der Tasche zu gehen. Hat man jedoch einen Vertrag, der im Falle einer Entlassung mehr bietet, sollte man durchhalten.

Professionell bleiben

Den Chef schlechtmachen oder Kollegen erzählen, was los ist, ist keine gute Idee. Das kommt früher oder später heraus und könnte als Grund für eine Kündigung oder eine schlechte Referenz genutzt werden. Stattdessen sollte man weiterhin sein Bestes geben und sich außerhalb des Büros Luft machen. Auch die langfristigen Auswirkungen sollten bedacht werden.

Das Beste: Sich absichern

Egal, ob man bleibt oder geht, die Finanzen sollten in Ordnung gebracht und die Jobsuche gestartet werden. Es ist wichtig zu wissen, ob man wieder eingestellt oder in eine andere Position versetzt werden kann. Was wird das Unternehmen bei einer Referenzprüfung sagen? Wie viele Leute werden entlassen und warum wird umstrukturiert? Diese Informationen helfen, sich bei potenziellen Arbeitgebern besser zu präsentieren.

Business Punk Check

Die bittere Wahrheit: In der modernen Arbeitswelt wird Loyalität oft mit Naivität verwechselt. Der vielgepriesene „War for Talent“ existiert nur für Top-Performer und Spezialisten. Für alle anderen gilt: Unternehmen optimieren Personalkosten gnadenlos, besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Die Realität hinter dem Exit-Game: Führungskräfte werden nach Kosteneffizienz bewertet, nicht nach Mitarbeiterzufriedenheit. Wer seine Karriere nicht aktiv managt, wird zum Spielball fremder Interessen. Die klügste Strategie: Permanente Marktwertsteigerung durch kontinuierliche Weiterbildung und ein starkes externes Netzwerk. Selbst wer seinen aktuellen Job behalten will, sollte jederzeit absprungbereit sein – denn paradoxerweise macht genau diese Unabhängigkeit für Arbeitgeber attraktiver.

Häufig gestellte Fragen:

Frage 1: Wie unterscheide ich zwischen normalen Führungsproblemen und systematischem Rausekeln? Systematisches Rausekeln zeigt sich durch plötzliche, unerklärliche Veränderungen: Entzug von Verantwortung, Ausschluss aus Kommunikationskreisen und unmögliche Anforderungen. Normale Führungsprobleme bleiben hingegen konstant und betreffen meist das gesamte Team.

Frage 2: Welche dokumentierten Beweise sind rechtlich besonders relevant? E-Mails mit unrealistischen Anforderungen, Protokolle von Meetings mit widersprüchlichen Anweisungen und Nachweise über plötzliche Änderungen der Leistungsbewertungskriterien haben besonders hohen Beweiswert. Führen Sie ein Arbeitsjournal mit Datum, Uhrzeit und Zeugen bei problematischen Situationen.

Frage 3: Wie verhandelt man strategisch über Abfindungsangebote? Recherchieren Sie branchenübliche Abfindungshöhen (meist 0,5-1,5 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr). Identifizieren Sie Ihren spezifischen Wert für das Unternehmen (Spezialwissen, Kundenkontakte) und nutzen Sie dies als Verhandlungsbasis. Bieten Sie eine strukturierte Übergabe als Gegenleistung für verbesserte Konditionen an.

Frage 4: Welche Future Skills schützen vor dem Exit-Game? Hybride Kompetenzprofile mit technischen und kreativen Fähigkeiten, nachgewiesene Erfolge bei der digitalen Transformation und die Fähigkeit, messbare Geschäftsergebnisse zu liefern, machen nahezu unersetzlich. Entwickeln Sie zusätzlich strategische Kommunikationsfähigkeiten und emotionale Intelligenz – Soft Skills, die auch in Krisenzeiten wertvoll bleiben.

Frage 5: Wie baut man parallel zum Job ein Karriere-Sicherheitsnetz auf? Investieren Sie 3-5 Stunden wöchentlich in berufliche Netzwerke außerhalb des Unternehmens. Pflegen Sie ein aktuelles, erfolgsbasiertes LinkedIn-Profil. Bauen Sie sich als Fachexperte durch Gastbeiträge oder Konferenzauftritte auf. Halten Sie regelmäßigen Kontakt zu Headhuntern Ihrer Branche – auch wenn Sie aktuell nicht wechseln möchten.