Work & Winning 3-Tage-Woche durch Arbeitsrechtsreform: SPD und Union wollen es möglich machen

3-Tage-Woche durch Arbeitsrechtsreform: SPD und Union wollen es möglich machen

Die Arbeitswelt steht vor einem Paradigmenwechsel. Statt starrer Tagesrhythmen könnte bald eine flexible Wochenarbeitszeit den Alltag bestimmen – und theoretisch sogar eine 3-Tage-Woche ermöglichen.

Die geplante Reform des Arbeitszeitgesetzes durch SPD und Union zielt auf einen fundamentalen Systemwechsel: Weg von der täglichen Höchstarbeitszeit von acht Stunden, hin zu einer wöchentlichen Maximalbegrenzung. Diese Neuausrichtung könnte die Arbeitswelt grundlegend verändern und Beschäftigten völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.

Radikal flexibel: So funktioniert das neue Arbeitszeitmodell

Das Konzept ist bestechend einfach: Statt täglich maximal acht Stunden zu arbeiten (mit Ausnahmen bis zu zehn Stunden), soll künftig nur die Wochenarbeitszeit begrenzt werden. Bei einer klassischen 40-Stunden-Woche könnten Arbeitnehmer beispielsweise von Montag bis Donnerstag jeweils zehn Stunden tätig sein – und hätten dafür von Freitag bis Sonntag komplett frei.

Arbeitsrechtsexpertin Livia Merla von der Kanzlei Merla Ganschow & Partner sieht darin Potenzial: „In diesem Fall hätte der Arbeitnehmer zwar längere Arbeitstage, aber könnte auch von längeren freien Blöcken profitieren.“ Theoretisch wäre sogar eine Verdichtung auf drei Arbeitstage denkbar – mit entsprechend langen Arbeitszeiten pro Tag.

Zwischen Freiheitsgewinn und Gesundheitsrisiko

Die Flexibilisierung bringt nicht nur Vorteile. Arbeitsmarktexperte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung betont: „Arbeitnehmer gewinnen zusätzliche Freiheit. Das ist grundsätzlich positiv.“ Gleichzeitig warnt er vor überlangen Arbeitstagen: „Es sollte nicht Sinn der Sache sein, dass Arbeitnehmer künftig standardmäßig weit über zehn Stunden pro Tag arbeiten. Studien zeigen, dass das der Leistung und Gesundheit schadet.“

Auch Fachanwältin Merla mahnt zur Vorsicht: „Auch wenn wir keine täglichen Höchstarbeitszeiten mehr in Zukunft haben sollten, muss die Arbeit effektiv bleiben, d.h. zu viele Stunden pro Tag dürften kontraproduktiv sein.“

Die Kehrseite der Flexibilität

Die Reform birgt auch Risiken. Weber befürchtet, dass die neue Regelung zu einer höheren Gesamtbelastung führen könnte: „Natürlich kann man theoretisch an einem anderen Tag verkürzen. Ob das in der Praxis aber immer so klappt, kann man bezweifeln.“

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