Tech & Trends KI-Kater nach dem Hype? Amazon und Microsoft stoppen Rechenzentren-Ausbau

KI-Kater nach dem Hype? Amazon und Microsoft stoppen Rechenzentren-Ausbau

Der Goldrausch im KI-Sektor bekommt erste Risse. Nach Microsoft legt nun auch Amazon den Baustopp bei neuen KI-Rechenzentren ein – ein Warnsignal für die gesamte Tech-Branche und alle, die auf den KI-Boom gewettet haben.

Die Euphorie der letzten Monate weicht einer nüchternen Realität. Nach Berichten der Banken Wells Fargo und TD Cowen pausiert Amazon mehrere international geplante Infrastrukturprojekte für KI-Rechenzentren. Besonders Europa ist von diesem überraschenden Kurswechsel betroffen. Der Schritt folgt einem ähnlichen Manöver von Microsoft, das bereits vor Wochen den Rückzug aus mehreren Großprojekten ankündigte. Was steckt hinter dieser plötzlichen Zurückhaltung der Tech-Giganten?

Gigawatt-Hunger trifft auf Nachfrageflaute

Amazon betreibt derzeit Rechenzentren mit einer aktiven Stromkapazität von neun Gigawatt – genug, um mehr als sechs Millionen deutsche Haushalte zu versorgen. Die geplante Expansion sollte durch strategische Partnerschaften vorangetrieben werden, bei denen Infrastrukturkosten geteilt werden. Doch genau diese Kooperationen liegen nun auf Eis.

Branchenexperten sehen darin ein mögliches Signal für eine nachlassende Nachfrage nach KI-Infrastruktur. Der Grund: Viele Unternehmen kämpfen noch damit, künstliche Intelligenz tatsächlich gewinnbringend einzusetzen. Die anfängliche Begeisterung prallt zunehmend an der komplexen Implementierungsrealität ab. Hinzu kommt ein ganz praktisches Problem: Stromnetze weltweit stoßen an ihre Grenzen, wenn es um die enormen Energieanforderungen moderner KI-Rechenzentren geht.

Microsoft zieht die Notbremse weltweit

Der Kurswechsel bei Amazon erscheint noch brisanter im Kontext der Microsoft-Entscheidungen der letzten Wochen. Der Windows-Konzern hat sich aus Rechenzentrumsvorhaben in Großbritannien, Indonesien und Australien zurückgezogen. Selbst im Heimatmarkt USA wurden Milliardenprojekte gestoppt – in Ohio beispielsweise trotz bereits zugesagter Steuererleichterungen.

Microsoft-CEO Satya Nadella räumte zuletzt ein, dass die wirtschaftlichen Effekte von KI bislang hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückbleiben. Eine bemerkenswerte Kehrtwende für einen Konzern, der massiv in OpenAI investiert hat und KI als zentralen Wachstumstreiber positioniert. Interessanterweise halten Wettbewerber wie Meta und Elon Musks xAI weiterhin an ihren ambitionierten Ausbauplänen fest.

Dominoeffekt für die gesamte Tech-Branche

Die Ausbremsung der KI-Infrastruktur könnte weitreichende Folgen haben – besonders für Nvidia. Der Chiphersteller hat seinen kometenhaften Aufstieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt hauptsächlich dem KI-Boom zu verdanken. Seine spezialisierten GPUs sind das Herzstück moderner KI-Rechenzentren. Eine Verlangsamung der Expansion bei Tech-Giganten wie Amazon könnte die Nachfrage nach diesen Chips empfindlich dämpfen.

Zusätzlich belastet der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China die Situation. Über 70 Prozent der Produkte auf Amazons Marktplatz stammen aus China – der Konzern spürt die geopolitischen Spannungen also unmittelbar. Analysten warnen zudem vor einer drohenden globalen Rezession, die Investitionen in kostspielige KI-Infrastruktur weiter bremsen könnte.

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