Business & Beyond „Mut zur Zukunft – Deutschland braucht wieder Gründergeist“

„Mut zur Zukunft – Deutschland braucht wieder Gründergeist“

Selfmade-Unternehmer, Serieninvestor, TV-Löwe – Carsten Maschmeyer hat viele Titel. Im Gespräch beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee spricht er über seinen Weg, die größte Schwäche der deutschen Startup-Szene und warum KI für ihn kein Hype, sondern Gamechanger ist.

Carsten:
Carsten, du bist einer der bekanntesten Selfmade-Unternehmer des Landes. Rückblickend: War da ein Moment, der alles verändert hat?

Carsten Maschmeyer:
Es gibt keinen einen Moment. Es gibt Entscheidungen – viele Entscheidungen. Ich bin ohne Vater im Mutter-Kind-Heim aufgewachsen. Vielleicht hatte ich dadurch weniger Alternativen – und mehr Mut, Dinge einfach auszuprobieren. Aber ob Sport, Studium, Vertrieb oder Startup-Investments: Es zählen immer die Entscheidungen, die du triffst.

Carsten:
Du stehst für Selfmade. Was bedeutet das für dich – und was vielleicht auch nicht?

Carsten Maschmeyer:
Selfmade heißt: Du übernimmst Verantwortung, riskierst alles – Zeit, Geld, Energie. Aber Selfmade heißt nicht, dass du alles allein machst. Im Gegenteil: Ab einer gewissen Phase zählt nur noch das Team. Die besten Startups sind immer die, die die besten Leute haben.

Carsten:
Du hast viel über deine frühen Investments gesprochen. Was waren deine härtesten Learnings?

Carsten Maschmeyer:
Dass Tech ohne Sales nicht funktioniert. Gründer unterschätzen oft Vertrieb. Die denken, wenn das Produkt fertig ist, kommt der Erfolg von allein. Aber ohne Sales-Kultur bringt dir das beste Produkt nichts. Und: Ich investiere nicht in arrogante Selbstdarsteller, die sich für die Größten halten. Ich investiere in reflektierte Macher mit Resilienz und Team-Spirit.

Carsten:
Wie beurteilst du den Innovationsstandort Deutschland – auch im Vergleich zu den USA?

Carsten Maschmeyer:
Wir waren mal Vorreiter. Heute lachen die Amerikaner über uns. Wir haben Angst vor Fehlern, investieren nicht in Top-Leute, denken klein. Pitch-Trainings in der Schule? Fehlanzeige. In den USA Standard. Wir müssen wieder größer denken, mehr Bock auf Zukunft haben – und Fehler nicht als Niederlage, sondern als Lernerfahrung sehen.

Carsten:
Was muss sich politisch tun, damit Deutschland wieder Gründerland wird?

Carsten Maschmeyer:
Ich trage ein paar Kapitel des Koalitionsvertrags immer bei mir. Da steht drin: Deutschland soll Gründerland werden, Startups sollen zur Schlüsselrolle werden. Wenn die Regierung das umsetzt – Gründerschutzzonen, One-Stop-Shops, digitale Verwaltung – dann haben wir eine Chance. Aber wir müssen auch in der Gesellschaft endlich wieder anfangen, Zukunft zu wollen, statt sie zu fürchten.

Carsten:
Lass uns über KI sprechen. Du sagst, KI ist kein Hype, sondern Pflicht. Wie nutzt ihr KI bei den Fonds der Maschmeyer Group?

Carsten Maschmeyer:
Wir setzen KI überall dort ein, wo sie uns effizienter macht – beim Deal Sourcing, bei der Due Diligence, beim Scannen von Märkten. KI ist wie eine dritte Gehirnhälfte. Wer sie nicht nutzt, verpasst eine enorme Chance. Doch eines bleibt unverändert: Die finale Entscheidung basiert für mich auf dem Team – auf der Persönlichkeit. 

Carsten:
Abschließend: Was ist für dich die wichtigste Eigenschaft, die Gründer heute mitbringen müssen?

Carsten Maschmeyer:
Revolutionärer Mut. Resilienz. Und ein Sales-Mindset. Es bringt nichts, der beste Coder der Welt zu sein, wenn du keinen Kunden überzeugen kannst. Gründer müssen heute alles können – oder sich ein Team bauen, das alles kann.