Business & Beyond Papst postet: Wie Leo XIV. den Vatikan in die Social-Media-Ära katapultiert

Papst postet: Wie Leo XIV. den Vatikan in die Social-Media-Ära katapultiert

Der neue Papst übernimmt die Social-Media-Präsenz seines Vorgängers und bringt frischen Wind in die digitale Kommunikation des Vatikans. Seine politischen Ansichten und sein offener Umgang mit kontroversen Themen markieren einen Wendepunkt.

Der Vatikan betritt die digitale Bühne mit neuem Hauptdarsteller. Papst Leo XIV. übernimmt die Social-Media-Accounts seines Vorgängers und führt die Online-Tradition fort, die 2012 begann. Mit rund 52 Millionen Followern in neun Sprachen auf X (ehemals Twitter) und einer starken Präsenz auf Instagram verfügt das katholische Oberhaupt über beachtliche Reichweite. Der Vatikan bestätigte am Dienstag offiziell, dass der neue Pontifex unter dem etablierten Handle @Pontifex kommunizieren wird, während die Inhalte des @Franziskus-Kontos als digitales Archiv erhalten bleiben.

Ein Papst mit digitaler Vergangenheit

Leo XIV. ist der erste Papst der Geschichte, dessen digitale Fußspuren sich bis in die Zeit vor seinem Pontifikat zurückverfolgen lassen. Bereits seit 2011 nutzte der gebürtige US-Amerikaner Robert Francis Prevost als @drprevost die Twitter-Plattform – wenn auch nur sporadisch. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die den sozialen Medien eher reserviert gegenüberstanden, bringt Leo XIV. eigene Erfahrung im Umgang mit digitalen Kommunikationskanälen mit.

Die Kommunikationsabteilung des Heiligen Stuhls verantwortete unter Franziskus rund 50.000 Beiträge auf beiden Plattformen. Ob der neue Papst persönlicher kommunizieren wird oder ebenfalls auf ein professionelles Team setzt, bleibt abzuwarten.

Kontroverse Tweets und klare Haltung

Besonders brisant: Der neue Pontifex positionierte sich in der Vergangenheit deutlich zu politischen Themen. Seine Kritik an Donald Trump und dessen Vizepräsidenten J.D. Vance war unmissverständlich. Bereits 2015 prangerte er Trumps „einwanderungsfeindliche Rhetorik“ an und bezeichnete dessen Politik als „problematisch“.

Kurz vor dem Konklave teilte Prevost einen Beitrag, der ein Treffen zwischen Trump und dem Präsidenten von El Salvador, Nayib Bukele, kritisierte. Die beiden Staatsmänner hatten vereinbart, einen irrtümlich aus den USA abgeschobenen Migranten im salvadorianischen Gefängnis zu belassen – eine Entscheidung, die der heutige Papst offenbar missbilligte.

Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Post vom 3. Februar, in dem der damalige Kardinal dem US-Vizepräsidenten Vance in Sachen Nächstenliebe widersprach: „JD Vance irrt: Jesus verlangt nicht von uns, unsere Liebe zu anderen zu priorisieren.“ Vance hatte zuvor behauptet, ein „christliches Konzept“ besage, man solle zuerst Familie, dann Nachbarn, dann die Gemeinschaft und erst danach den „Rest der Welt“ lieben – eine Interpretation, die laut Prevost dem biblischen Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ widerspricht.

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