Finance & Freedom Kriegsaktien-Boom: Die neuen Tech-Stars an der Börse?

Kriegsaktien-Boom: Die neuen Tech-Stars an der Börse?

Während Russland den Ukraine-Krieg weiter eskaliert, erleben europäische Rüstungswerte eine beispiellose Rallye. Rheinmetall, Renk und Co. brechen Rekorde – und Analysten sehen weiteres Potenzial durch steigende Verteidigungsbudgets.

Die Börse kennt keine moralischen Skrupel. Was zählt, sind Wachstumsperspektiven, Marktchancen und die Aussicht auf steigende Gewinne. Genau diese Faktoren machen Rüstungsaktien aktuell zu den Stars am Kapitalmarkt. Rheinmetall, Renk und andere Verteidigungswerte haben sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine vervielfacht – und erreichen fast täglich neue Rekordstände. Was früher Tech-Giganten aus dem Silicon Valley vorbehalten war, erleben jetzt die Produzenten von Panzern, Munition und Verteidigungssystemen: eine scheinbar nicht enden wollende Kursrallye.

Waffenschmieden als Kursraketen

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Rheinmetall erreichte am Dienstag mit 1.885 Euro einen neuen Höchststand. Seit Anfang 2022 hat sich der Wert der Aktie mehr als verdreifacht. Noch beeindruckender: Der Antriebsspezialist Renk konnte seinen Wert im gleichen Zeitraum sogar mehr als vervierfachen. Auch internationale Rüstungskonzerne wie die britische BAE Systems und die französische Thales klettern von Rekord zu Rekord.

Hinter dieser Entwicklung steckt ein fundamentaler Wandel in der europäischen Sicherheitspolitik. „Es gibt keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen, die an die Ukraine geliefert worden sind, weder von den Briten, noch von den Franzosen, noch von uns, von den Amerikanern auch nicht“, erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz kürzlich beim „WDR Europaforum 2025″. Diese Lockerungen sind nur ein Symptom des größeren Trends: Europa rüstet auf – massiv und langfristig.

Das neue Fünf-Prozent-Ziel

Was die Börse besonders elektrisiert: NATO-Generalsekretär Mark Rutte rechnet damit, dass beim kommenden NATO-Gipfel im Juli ein neues Ziel für die Militärausgaben beschlossen wird. Statt der bisherigen zwei Prozent der Wirtschaftsleistung sollen die Mitgliedsstaaten künftig fünf Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben. Eine Forderung, die US-Präsident Donald Trump seit langem stellt – und die der deutsche Außenminister Johann Wadephul jüngst unterstützte.

Für die Rüstungskonzerne bedeutet das: volle Auftragsbücher für die kommenden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall hat sich längst vom traditionellen Automobilzulieferer zum Verteidigungsspezialisten gewandelt. Mit einer Marktkapitalisierung von über 82 Milliarden Euro und einem Gewicht von 3,88 Prozent im DAX ist das Unternehmen inzwischen der sechstgrößte Wert im deutschen Leitindex – noch vor vielen traditionellen Industriekonzernen.

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