Drive & Dreams Chinas Automarkt am Abgrund: Warum BYD einen Preiskrieg entfesselt, der nur 7 von 170 Herstellern überleben lässt

Chinas Automarkt am Abgrund: Warum BYD einen Preiskrieg entfesselt, der nur 7 von 170 Herstellern überleben lässt

Der chinesische Automarkt steht vor einem beispiellosen Umbruch. BYD hat mit Preissenkungen von bis zu 34% eine Kettenreaktion ausgelöst, die die Branche erschüttert. Die Regierung greift bereits ein – doch das Blutbad könnte erst begonnen haben.

Die Zahlen sind alarmierend: In nur zwei Wochen hat BYD über 20 Milliarden Dollar Börsenwert verloren. Die durchschnittliche Rendite der chinesischen Autobranche ist von 4,3% auf 3,9% gefallen. Was nach einer kleinen Korrektur klingt, markiert den Beginn einer dramatischen Marktbereinigung, die Experten der Bank of America bereits als kommendes „Blutbad“ bezeichnen. Der Grund: BYD hat im Mai die Preise bei 22 Modellen um bis zu 34% gesenkt und damit eine Kettenreaktion ausgelöst, die den gesamten Markt destabilisiert.

Der strategische Preiskampf

BYD verfolgt eine klare Strategie: Das Unternehmen will sein ambitioniertes Verkaufsziel von 5,5 Millionen Fahrzeugen für 2025 erreichen. Nach nur 1,38 Millionen verkauften Einheiten in den ersten vier Monaten musste der Konzern handeln. Besonders im wichtigen Segment unter 12.000 Euro, wo BYD bisher nur 7,4% Marktanteil hält, soll massiv zugelegt werden.

Die Preissenkungen sind drastisch: Der Kleinwagen Seagull kostet jetzt nur noch 6.700 Euro – vergleichbar mit dem Dacia Spring, bietet aber fortschrittliche Fahrassistenzsysteme. Die Mittelklasselimousine Seal ist für 12.500 Euro zu haben – ein direkter Angriff auf Teslas Model 3 zum halben Preis.

BYD kann sich diese Strategie leisten. Der Konzern produziert über 90% seiner Batterien selbst und profitiert von massiv gesunkenen Lithiumpreisen, die von 72.000 auf 7.200 Euro pro Tonne gefallen sind. Diese vertikale Integration verschafft BYD einen entscheidenden Kostenvorteil.

Vier Faktoren, die den Markt in die Krise stürzen

Die aktuelle Entwicklung ist mehr als ein einfacher Preiskrieg. Der chinesische Automarkt kämpft mit strukturellen Problemen:

Erstens: Die Überkapazitäten sind gewaltig. Die Fabriken laufen mit nur 49,5% Auslastung, während 3,5 Millionen unverkaufte Fahrzeuge auf Halde stehen. Wer seine Bänder auslasten will, muss die Preise senken – ein Teufelskreis.

Zweitens: Die verzweifelten Kostensenkungen gefährden die Qualität. Um trotz sinkender Preise die Margen zu halten, sparen Hersteller an Komponenten. Das könnte langfristig dem „Made in China“-Image schaden.

Seite 1 / 3
Nächste Seite