Finance & Freedom Mit 63 abschlagsfrei in Rente: Diese Wege führen zum finanziellen Ruhestand ohne Einbußen

Mit 63 abschlagsfrei in Rente: Diese Wege führen zum finanziellen Ruhestand ohne Einbußen

Die Rente mit 63 ohne Abschläge ist für viele ein Traum. Doch welche Möglichkeiten gibt es tatsächlich, um früher aus dem Berufsleben auszusteigen, ohne finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen?

Die vermeintliche „Rente mit 63“ erfreut sich wachsender Beliebtheit. Allein im Jahr 2023 beantragten rund 296.500 Beschäftigte erfolgreich diese Rentenart – ein Anstieg von knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch der Begriff führt in die Irre. Nur wer vor 1953 geboren wurde, konnte tatsächlich mit 63 Jahren abschlagsfrei in den Ruhestand wechseln. Für alle späteren Jahrgänge steigt diese Altersgrenze schrittweise an. Trotzdem gibt es Wege, um früher ohne finanzielle Einbußen aus dem Berufsleben auszusteigen.

45 Beitragsjahre als Königsweg

Der klassische Pfad zur abschlagsfreien Frührente führt über die Altersrente für besonders langjährig Versicherte. Wer 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann deutlich vor der regulären Altersgrenze ohne Abzüge in Rente gehen. Für Jahrgänge ab 1964 liegt diese Grenze bei 65 Jahren – immerhin zwei Jahre vor dem regulären Renteneintritt.

„Werden Versicherte in den letzten zwei Jahren vor Rentenbeginn arbeitslos und haben die 45 Versicherungsjahre noch nicht erreicht, kann ein Minijob helfen“, erklärt Katja Braubach von der Deutschen Rentenversicherung Bund gegenüber „t-online.de“. „Wichtig ist: Wird in diesem Minijob auf die Versicherungspflicht verzichtet, zählt dieser nur anteilig.“

Schwerbehinderung als Alternative

Eine weitere Möglichkeit bietet die Altersrente für Menschen mit Schwerbehinderung. Versicherte mit einem anerkannten Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent können bei 35 Versicherungsjahren zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze abschlagsfrei in Rente gehen. Mit Abschlägen ist sogar ein Renteneintritt bis zu fünf Jahre früher möglich.

Abschläge ausgleichen durch Sonderzahlungen

Wer die Voraussetzungen für eine abschlagsfreie Frührente nicht erfüllt, kann ab dem 50. Lebensjahr durch freiwillige Sonderzahlungen an die Rentenversicherung spätere Abschläge ausgleichen. Diese Option hat allerdings ihren Preis: Für die Kompensation einer Rentenkürzung von 288 Euro (bei einer erwarteten Rente von 2.000 Euro und einem vorzeitigen Renteneintritt mit 63 statt 67) werden aktuell rund 68.749 Euro fällig.

Die Kosten für den Ausgleich sind dabei deutlich gestiegen. Während 2024 für die benötigten 7,32 Entgeltpunkte noch 61.759 Euro anfielen, sind es 2025 bereits 68.749 Euro – eine Steigerung von über 11 Prozent.

Die finanziellen Folgen genau durchrechnen

Wer mit 63 den Beruf an den Nagel hängen möchte, sollte die finanziellen Konsequenzen nüchtern kalkulieren. Bei einem Jahresgehalt von 90.000 Euro bedeuten vier Jahre früherer Ruhestand einen Einkommensverlust von 360.000 Euro. Dem stehen zwar frühere Rentenzahlungen und Ersparnisse bei Sozialabgaben und Steuern gegenüber, unterm Strich bleibt jedoch ein finanzielles Minus von über 235.000 Euro.

Alternativen zur gesetzlichen Rente

Für alle, die trotz fehlender Voraussetzungen früher in Rente gehen möchten, bieten sich ergänzende Vorsorgemodelle an. ETF-Sparpläne ermöglichen einen flexiblen Vermögensaufbau, der die Rentenlücke schließen kann. Auch die Basisrente (Rürup-Rente) stellt eine steuerlich geförderte Alternative dar.

Ausblick

Die Möglichkeiten für einen abschlagsfreien früheren Renteneintritt werden künftig eher abnehmen als wachsen. Demografischer Wandel und steigende Lebenserwartung erhöhen den Druck auf das Rentensystem. Experten erwarten, dass die Politik in den kommenden Jahren weitere Anpassungen vornehmen wird, die einen früheren Renteneintritt erschweren könnten. Gleichzeitig gewinnen flexible Übergänge in den Ruhestand an Bedeutung – etwa durch Teilzeitmodelle im Alter oder die Kombination von Rente und Hinzuverdienst. Für die Generation der heute 30- bis 40-Jährigen wird die private Altersvorsorge daher noch wichtiger werden, um finanzielle Spielräume für einen selbstbestimmten Ruhestandsbeginn zu schaffen. Wer früher aussteigen will, sollte frühzeitig mit der systematischen Planung beginnen und verschiedene Säulen der Altersvorsorge kombinieren.

Häufig gestellte Fragen

Frage 1: Lohnt sich eine Ausgleichszahlung von fast 70.000 Euro für den früheren Renteneintritt? Für die meisten Arbeitnehmer rechnet sich diese Investition nicht. Die Amortisation dauert über 20 Jahre – ein Zeitraum, der die durchschnittliche Rentenbezugsdauer oft übersteigt. Besser: Diese Summe in renditestarke ETFs investieren und damit flexibler bleiben.

Frage 2: Wie kann man die 45 Beitragsjahre strategisch erreichen? Wer kurz vor der Zielmarke steht, sollte alle anrechenbaren Zeiten prüfen lassen – auch Ausbildung, Kindererziehung und Pflegezeiten zählen unter bestimmten Bedingungen mit. Zusätzlich können strategisch platzierte Minijobs in den letzten zwei Jahren vor Rentenbeginn die fehlenden Monate auffüllen.

Frage 3: Welche Alternativen gibt es zum staatlichen Rentensystem für einen früheren Ausstieg? Die effektivste Strategie ist ein Mix aus verschiedenen Säulen: Ein ETF-Portfolio mit globaler Streuung, gezielte Immobilieninvestments und flexible Arbeitsmodelle im Alter. Besonders das Konzept der finanziellen Unabhängigkeit (FIRE) bietet einen strukturierten Ansatz für den selbstbestimmten Ruhestand.

Frage 4: Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die Möglichkeiten zur Frührente aus? Der Druck auf das Rentensystem wird die Bedingungen für einen vorzeitigen Ausstieg weiter verschärfen. Künftige Rentenreformen werden voraussichtlich längere Lebensarbeitszeiten fördern und Frühverrentung unattraktiver gestalten. Wer heute 30-40 Jahre alt ist, sollte mit einer Erhöhung des Renteneintrittsalters und strengeren Voraussetzungen für Ausnahmen rechnen.

Quelle: Merkur.de, t-online.de