Finance & Freedom Rente ohne Rückflug: Italien wird zum Magnet für deutsche Ruheständler

Rente ohne Rückflug: Italien wird zum Magnet für deutsche Ruheständler

Die Zahl der ins Ausland gezahlten Renten steigt seit Jahren kontinuierlich an. Besonders Italien lockt Ruheständler. Doch wer genau wandert aus und warum? Ein Blick auf den wachsenden Trend der Renten-Migration.

Die Koffer packen und den Lebensabend unter südlicher Sonne genießen – dieser Traum wird für immer mehr Rentenbezieher Realität. Rund 1,8 Millionen Renten überweist die Deutsche Rentenversicherung jährlich ins Ausland. Ein bemerkenswerter Anstieg von 23 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte. Während 2003 noch etwa 1,4 Millionen Zahlungen ins Ausland flossen, hat sich die Zahl der Rentner, die ihren Ruhestand jenseits deutscher Grenzen verbringen, deutlich erhöht.

Europäische Nachbarn als Rentner-Magneten

Der Löwenanteil der Auslandszahlungen – konkret 1,23 Millionen – fließt in Länder der Europäischen Union. Besonders Italien hat sich als Spitzenreiter etabliert, gefolgt von Spanien und Österreich. Die Statistik zeigt: 6,5 Prozent aller deutschen Rentenzahlungen wandern mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus.

Gastarbeiter-Generation prägt die Entwicklung

Hinter dem markanten Anstieg steckt vor allem ein demografischer Wandel: Die Generation der Gastarbeiter, die in den 1960er und 70er Jahren nach Deutschland kam, erreicht zunehmend das Rentenalter. Viele dieser Menschen kehren für ihren Lebensabend in ihre ursprüngliche Heimat zurück – und nehmen ihre in Deutschland erworbenen Rentenansprüche mit.

„Das Europarecht und die mit vielen Staaten abgeschlossenen Sozialversicherungsabkommen stellen sicher, dass den Menschen keine Nachteile bei der Rente entstehen, wenn sie im Ausland leben und arbeiten“, erklärt Hans-Werner Veen, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund anlässlich einer Sitzung der Vertreterversammlung am 24. Juni in Münster.

Deutsche Auswanderer bevorzugen Alpenregion

Interessant ist der Blick auf die deutschen Staatsangehörigen unter den Auslandsrentnern. Sie machen etwa 14 Prozent aller ins Ausland gezahlten Renten aus. Ihre Präferenzen unterscheiden sich leicht: Während Österreich bei ihnen an erster Stelle steht, folgen die Schweiz und Spanien auf den Plätzen zwei und drei. Besonders Mallorca hat sich als Hotspot für deutsche Ruheständler etabliert.

Rentenplus macht Auswanderung attraktiver

Die kontinuierlichen Rentensteigerungen der letzten Jahre könnten den Trend zusätzlich befeuern. Seit 2014 kletterten die Bezüge um beachtliche 37 Prozent, zuletzt kam zum 1. Juli 2023 ein Plus von 3,74 Prozent hinzu. Mit dieser finanziellen Entwicklung im Rücken erscheint der Schritt ins Ausland für viele Ruheständler zunehmend realisierbar – besonders in Ländern mit niedrigeren Lebenshaltungskosten als Deutschland.

Ausblick

Der Trend zur Renten-Migration dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Während die klassischen Mittelmeerländer ihre Anziehungskraft behalten werden, könnten neue EU-Mitgliedsstaaten mit niedrigen Lebenshaltungskosten an Bedeutung gewinnen. Auch die zunehmende Digitalisierung macht es einfacher, bürokratische Hürden zu überwinden und den Kontakt zur Familie in Deutschland zu halten. Für die deutsche Rentenkasse bedeutet dies keine Belastung – im Gegenteil: In Ländern mit niedrigeren Gesundheitskosten können sogar Einsparungen für das System entstehen. Die Rente im Ausland zu genießen, entwickelt sich vom exotischen Lebensentwurf zum etablierten Modell für den dritten Lebensabschnitt.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung, Tagesspiegel