Anna Wintour legt den Vogue-Thron nieder: Modewelt im Schockzustand

Nach fast vier Jahrzehnten an der Spitze der US-Vogue zieht sich Modeikone Anna Wintour als Chefredakteurin zurück. Die 75-Jährige mit der charakteristischen Sonnenbrille und dem markanten Bob bleibt dem Condé-Nast-Imperium jedoch in globalen Führungspositionen erhalten.

Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe in der Modewelt: Anna Wintour, die unbestrittene Königin der Modepresse, tritt nach 37 Jahren als Chefredakteurin der amerikanischen Vogue zurück. Die 75-jährige Britin mit der ikonischen Sonnenbrille und dem perfekt geschnittenen Bob informierte ihre Mitarbeiter am Donnerstag über diesen einschneidenden Karriereschritt. Der Verlag Condé Nast bestätigte die Meldung gegenüber CNN und anderen Medien.

Die Macht hinter dem Bob bleibt präsent

Komplett von der Bildfläche verschwinden wird die einflussreichste Persönlichkeit der Modebranche jedoch nicht. Wintour behält ihre Positionen als Global Chief Content Officer bei Condé Nast sowie als Global Editorial Director der Vogue. In diesen Funktionen wird sie weiterhin die weltweite Ausrichtung des Modemagazins sowie anderer prestigeträchtiger Titel wie Vanity Fair, GQ und Glamour überwachen – mit Ausnahme des New Yorker.

Eine Ära der Transformation

Als Wintour 1988 die Chefredaktion von Grace Mirabella übernahm, revolutionierte sie das Magazin von Grund auf. Gleich ihre erste Ausgabe im November 1988 sorgte für Aufsehen: Sie zeigte das israelische Model Michaela Bercu in Stonewashed-Jeans – ein bis dahin undenkbares Styling für das Hochglanzmagazin. Mit dieser Entscheidung brach sie bewusst mit den Traditionen des Hauses und setzte ein klares Signal für ihre Vision.

Stilikone mit Wiedererkennungswert

Mit ihrem unverwechselbaren Erscheinungsbild – große dunkle Sonnenbrille, akkurat geschnittener Bob mit Stirnfransen und Haute-Couture-Kleid – entwickelte sich Wintour selbst zur Marke. Ihre kühle Professionalität und ihr kompromissloser Führungsstil inspirierten 2006 den Erfolgsfilm „Der Teufel trägt Prada“, in dem Meryl Streep eine an Wintour angelehnte Chefredakteurin verkörperte und dafür einen Golden Globe erhielt.

Grenzen verschieben als Prinzip

Wintour hat während ihrer Amtszeit kontinuierlich Grenzen verschoben und Konventionen herausgefordert. 1992 brach sie mit einer weiteren Tradition und platzierte mit Richard Gere erstmals einen Mann auf dem Cover der US-Vogue. Unter ihrer Führung wandelte sich das Magazin vom reinen Modeheft zum kulturellen Kompass, der auch gesellschaftliche und politische Themen aufgriff.

Mit Wintours teilweisem Rückzug beginnt ein neues Kapitel für die Modebibel. Die Suche nach einer Nachfolge läuft bereits auf Hochtouren. Die Herausforderung wird immens sein: In einer Zeit, in der Print-Magazine mit sinkenden Auflagen kämpfen und digitale Transformation das Mediengeschäft revolutioniert, muss die neue Führung die Balance zwischen Tradition und Innovation finden. Wintours Erbe wird dabei sowohl Segen als auch Bürde sein. Die Modewelt blickt gespannt auf die kommenden Entwicklungen – und darauf, wie die Grande Dame der Mode ihre verbleibenden Führungspositionen nutzen wird, um das globale Condé-Nast-Imperium durch die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu navigieren.

Häufig gestellte Fragen zum Thema „Anna Wintour und die Vogue“

• Warum tritt Anna Wintour als Chefredakteurin zurück? Anna Wintour hat keine spezifischen Gründe für ihren Rückzug als Chefredakteurin genannt. Nach 37 Jahren in dieser Position könnte der Schritt Teil einer natürlichen Karriereentwicklung sein. Mit 75 Jahren behält sie jedoch weiterhin einflussreiche Positionen im Verlag Condé Nast.
• Welche Bedeutung hatte Anna Wintour für die Modewelt? Wintour revolutionierte die Modepublizistik, indem sie High Fashion mit Popkultur verband und Celebrities auf die Covers brachte. Sie etablierte die Vogue als wichtigste Stimme der Modebranche und förderte durch Initiativen wie den CFDA/Vogue Fashion Fund zahlreiche Designerkarrieren.
• Wer könnte Anna Wintours Nachfolge antreten? Der Verlag Condé Nast hat offiziell die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin eingeleitet. Namen wurden bisher nicht genannt. Branchenkenner spekulieren, dass sowohl interne Kandidaten aus dem Vogue-Universum als auch externe Persönlichkeiten mit frischem Blick in Betracht kommen könnten.

Quellen: DPA, CNN, Variety, Fashion Week Daily